In Australien gewinnt die Behauptung, Windräder töteten Koalas und Wale, zunehmend Anhänger. Leider kochen auch konservative Politiker ihr Süppchen auf dieser Verschwörungserzählung.
Was wird nicht alles über Windräder erzählt: Ihr Infraschall sei meilenweit zu hören und töte Mensch und Tier. Windräder verursachten Dürren. Der US-Ex-Präsident Donald Trump verstieg sich zu der Bemerkung, Windräder töteten alle Vögel. In Australien kursiert nun ein neues Gerücht: Windräder seien brutale Killer von Koalas und Wale. Schlimm: Trotz ihrer Absurdität verbreitet sich das Gerücht und gewinnt Anhänger.
Seit die sozialistische Regierung unter Premier Anthony Albanese die Errichtung mehrer Offshore-Windparks vor australischen Küste bekannt gegeben hatte, verbreiten Windkraftgegner in sozialen Medien die Mär von der Gefahr der Windräder für Wale und Koalas. Beweise dafür gibt es nicht. Einer der am meisten beachteten Post bezieht sich auf eine angebliche Veröffentlichung der Universität von Tasmanien. Darin soll es heißen, dass Windräder im Meer bis zu 400 Wale im Jahr töten könnten. Hinter dem Post steht eine Facebook-Gruppe namens No Offshore Wind Farm for the Illawarra. Allein, die Untersuchung gibt es nicht.
Absurde Märchen über Koalas und Wale
Der Meeresforscher und Chefredakteur der Zeitschrift Marine Policy, Quentin Hanich, hat sich die Zeit für einen Faktencheck der Posts in den diversen sozialen Medien genommen. „Es gibt keine wissenschaftlichen Erkenntnisse, die belegen, dass Windparks erhebliche Auswirkungen auf Wale haben“, teilte er dem Down-Under-Sender ABC mit. Die Posts seien bewusste Fehlinformationen.
Inzwischen ist der Beitrag über die ominöse Studie der Universität von Tasmanien zwar gelöscht. Aber die Facebook-Gruppe veröffentlicht weiterhin Posts, die einen Zusammenhang zwischen Walsterben und Windrädern behaupten. Hanich geht davon aus, dass die Falschbehauptungen das Ziel haben, die Windenergiebranche zu schädigen. In Australien, dem größten Kohleexporteur weltweit, liegt diese Vermutung nahe.
Konservative schützen Kohleindustrie
Australiens Windkraftgegner begnügen sich nicht mit der Legende um das Walsterben. Sie verbreiten daüber hinaus die Behauptung, dass Koalas wegen der Errichtung von Windrädern an Land getötet werden sollen. Dies behauptete zuerst Keith Pitt, ein Abgeordneter der National Party. Mitglieder der konservativen Liberal Party nahmen den Ball sofort auf und verbreiteten entsprechende Gerüchte im Internet.
Konservative Politiker profilieren sich seit jeher als Hüter der australischen Kohleindustrie. So hatte der Vorgänger des aktuellen Premierministers Albanese, Scott Morrison, den menschengemachten Klimawandel immer wieder bestritten. Als im 2019/2020 Buschbrände weite Teile des Ostens Australiens verwüsteten, leugnete er lange Zeit den Zusammenhang zwischen dem Klimawandel und den Buschbänden, bis schließlich der öffentliche Druck zu groß wurde. Beim einem Besuch der besonders betroffenen Stadt Cobargo in New South Wales beschimpften ihn aufgebrachte Bewohner als „Idiot“ und „F…wit“ und riefen ihm zu: „P… off“. Seine Abwahl im Mai des Jahres 2022 wird nicht zuletzt auf seine Pro-Kohle-Politik zurück geführt.
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