Gewerkschaften – Schweden steht auf gegen Tesla

Dass Elon Musk kein Freund von Gewerkschaften ist, hat sich herumgesprochen. Jetzt legt er sich mit den mächtigen Gewerkschaften Schwedens an – und bekommt Prügel.

Tesla-Fertigung in den Vereinigten Staaten Gewerkschaften unerwünscht (Tesla)
Tesla-Fertigung in den Vereinigten Staaten Gewerkschaften unerwünscht (Tesla)

Mit den Gewerkschaften hat es Elon Musk nicht so sehr. Aus den Werken in den Vereinigten Staaten hat der Tesla-CEO die Unions mit Tricks und Druck rausgedrückt. Beispiel: Kaum hatten Beschäftigte Anfang des Jahres im Werk Buffalo im US-Bundesstaat mitgeteilt, eine Gewerkschaft gründen zu wollen, erhielten sie die Kündigung. Auch in Deutschland macht er der IG Metall das Leben schwer. Die Folgen laut IG Metall: Auffallend viele Arbeitsunfälle, zu kurze Takte am Band, Staubbelastung und hoher Krankenstand.

Doch jetzt könnte sich Musk in Schweden eine blutige Nase holen. Tesla – Hauptsitz Austin, Texas – verweigert seit fünf Jahren einen Tarifvertrag für die Tesla-Arbeiter und -Angestellten. Ende Oktober hatte die schwedische IF Metall genug von der Hinhaltetaktik. Tesla-Mitarbeiter legten die Arbeit nieder. Noch stärker als in Deutschland bilden Tarifvertäge in Schweden die Grundprinzipien des Arbeitsmarktes.

Amerikanische Unternehmen machten in der Vergangenheit immer wieder Ärger in Schweden. Schwedens Gewerkschaften schlugen allerdings zurück. Gern auch im Verbund. 1995 stellte sich die Spielzeugkette Toys R Us quer. Daraufhin streikten nicht nur die Mitarbeiter des Spielzeugriesen, sondern die gesamte schwedische Gewerkschaftsbewegung. Setzer produzierten keine Anzeigen mehr. Fahrzeuge wurden nur noch von Streikbrechern gewartet. Schließlich beteiligten sich auch deutsche und dänische Kollegen des Transportgewerbes am Boycott. Der Umsatz brach massiv ein. Nach drei Monaten Streik unterschrieben die Toys-R-US-Bosse den Tarifvertrag.

Starke Gewerkschaften

In Schweden sind die Gewerkschaften ungleich mächtiger als in den Vereinigten Staaten oder in Deutschland. Rund 70 Prozent der Arbeiter und Angestellten sind organisiert. In den USA ist nur jeder zehnte Beschäftigte Gewerkschaftsmitglied, in Deutschland ist es etwa jeder sechste. Die Stärke der Gewerkschaften und die Tatsache, dass über 90 Prozent aller Arbeitnehmer durch Tarifverträge geschützt sind, hat dazu beigetragen, dass Streiks in Schweden überaus selten sind. Seit Beginn des Jahrzehnts gab es pro tausend Beschäftige und Jahr keinen Streiktag in Schweden. Zwischen 2010 und 2019 waren es zwei Streiktage. Zum Vergleich: Deutschland, bekannt als streikarmes Land, kam im vergangenen Jahrzent immerhin auf 17 Streiktage. Frankreich, als streikfreudige Nation, kam auf 127 Streiktage.

Docker, Putzleute und Postler streiken mit

Doch jetzt beteiligen sich zunehmend mehr schwedische Gewerkschaften an dem Ausstand. Ab kommender Woche will die Postgewerkschaft keine Briefe, Ersatzteilpakete und -paletten an Tesla ausliefern. Seit gestern weigern sich die Hafenarbeiter, Tesla-Fahrzeuge auszuladen. Putzkolonnen reinigen die Verkaufsräume von Tesla nicht mehr. Und Elektriker haben die Wartung von Tesla-Ladestationen eingestellt.

Nie hat Musk mehr Ärger mit Gewerkschaften gehabt. Vielleicht sollte er seine Exporte auf Autos oder Ladestationen beschränken. Und einsehen, dass die US-Sozialkultur in vielen Ländern Europas unerwünschtes Importgut ist. Schweden ist nicht Texas.

Mehr: IF Metall, WinFuture

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*