Lithium-Eisenphosphat-Akkus – Fahren unsere E-Autos bald ganz ohne Kobalt?

Kobalt ist knapp und teuer. Der Abbau ist oft mit Kinderarbeit und Umweltverschmutung verbunden. Nicht nur deshalb könnten Lithium-Eisenphosphat-Akkus die Lösung sein.

BYD Atto3 Ohne Kobalt, weil Lithium-Eisenphosphat-Akkus (BYD)
BYD Atto3 Ohne Kobalt, weil Lithium-Eisenphosphat-Akku (BYD)

Kobalt hat einen schlechten Ruf. Fast zwei Drittel aller bekannten Reserven befinden sich in der Demokratischen Republik Kongo. Immer wieder gibt es Meldungen über Kinderarbeit oder Umweltfrevel. Kein Wunder, dass die Autobauer gern in andere Länder ausweichen – auch wenn das rare Metall dort teurer ist. Doch nun wurde vor Tagen bekannt, dass selbst in Marokko der Kobalt-Abbau nicht immer nachhaltig ist. In einer Mine kam es zur Verseuchung der Umwelt mit Arsen. Darüber hinaus soll es in dem fraglichen Bergwerk Probleme beim Arbeitsschutz geben.

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Zu dumm, dass bei der Herstellung der herkömmlichen Lithium-Ionen-Akkus der kostbare Rohstoff unabdingbar ist. Zwar ist es gelungen, den Anteil für die Kathoden (Minuspol) der Batterien um 80 bis 90 Prozent zu reduzieren. Denn anders als noch vor fünf Jahren wird heute nur noch für die Herstellung der Kathoden-Oberfläche – und nicht für die gesamte Kathode – Kobalt verwendet. Die Nachfrage nach dem seltenen Metall ist dennoch nicht eingebrochen, weil heute fünfmal mehr Lithium-Ionen-Akkus hergestellt werden. Kobalt bleibt also knapp – und skandalanfällig.

Es geht auch ohne Kobalt

Als kobaltfreie Alternative bietet sich zunehmend die Lithium-Eisenphosphat-Technik (LFP) an. Vorteil: LFP-Akkus kommen nicht nur ohne Kobalt aus. Sie brauchen auch kein Nickel. Dessen Preis hat sich in den vergangenen sechs Jahren verdoppelt. Der Nachteil: Die Energiedichte von LFP-Batterien galt lange Zeit für den Einsatz in E-Autos als zu gering. Die Batterien waren also zu schwer. Die Reichweite war damit begrenzt. Deswegen fanden sich LFP-Batterien anfangs vornehmlich in Einsteiger-Modellen.

Da brennt nichts an

Allerdings sind LFP-Akkus weniger brandgefährdet als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien. Damit können die Hersteller die LFP-Akkus wesentlich dichter verbauen. Im Endeffekt gleicht das die geringere Energiedichte weitgehend aus. Auch in der Herstellung sind sie bedeutend günstiger, nicht zuletzt, weil sie kein teures Kobalt und Nickel brauchen. Und sie halten länger: Bis zu zehnmal mehr Ladezyklen als herkömmliche Lithium-Ionen-Batterien überleben sie. Den Nachteil der geringeren Energiedichte machen sie zusätzlich wett durch ihre Unempfindlichkeit gegenüber Vollladungen. Anders als Lithium-Ionen-Batterien, die möglichst nur bis 80 Prozent geladen werden sollen, vertragen LFP-Batterien Hundert-Prozent-Ladungen.

Inzwischen hat das einstige Aschenputtel der Batterie-Technik einen Marktanteil von 30 Prozent – mit steigender Tendenz. Und längst werden die kobalt- und nickelfreien LFP-Akkus nicht nur in Billig-Autos verbaut. So soll der Ford Mustang Mach E in Bälde mit LFP-Akkus fahren. Und auch der größte E-Autobauer der Welt, BYD, stattet seine über 70 000 Euro teueren Modellen Han und Tang mit LFP-Batterien aus.

Mehr: Wirtschaftswoche

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