Auch in Deutschland: Wie Elon Musk sich mit den Gewerkschaften anlegt

Arbeiterbeschimpfung, mangelde Sicherheit, kein Tarifvertrag und Arbeitshetze – Tesla lässt auch im Werk Grünheide nichts aus, um mit den Gewerkschaften Ärger zu bekommen.

Tesla-Werk in Grünheide Werksleitung sucht Ärger mit Gewerkschaften (Tesla)
Tesla-Werk in Grünheide Werksleitung sucht Ärger mit Gewerkschaften (Tesla)

Teslas CEO Elon Musk mag keine Gewerkschaften. In den USA behindet er die Gewerkschaftsarbeit, wo er nur kann. Feuert Mitarbeiter, nur weil sie eine Gewerkschaftsgruppe gründen. In Schweden zieht er die Verhandlungen über einen Tarifvertrages fünf Jahre in die Länge – ohne Ergebnis. Das hat in der vergangenen Woche zu einem übergreifenden Anti-Tesla-Streik von Metallern, Dockern, Postlern und Setzern geführt.

Doch auch in Deutschland haben die Mitarbeiter und ihre Organisationen bei Tesla nichts zu lachen. Seit Monaten kritisiert die IG Metall die wachsende Arbeitsverdichtung im Werk Grünheide bei Berlin. Mitarbeiter beklagten, dass Tesla zu wenig Mitarbeiter einstelle. Gute Leute verließen wegen der Arbeitsverdichtung das Unternehmen häufig. Die Arbeitsverdichtung führe zu hohen Krankenständen und Arbeitsunfällen. Auf einer Betriebsversammlung Anfang Juli bekannte selbst der zuständige Manager für Arbeitssicherheit, dass es in Grünheide zu viele Arbeitsunfälle gegeben habe. Die Zahl sinke jedoch.

Gefahrenherd Tesla

Die mangelnde Arbeitssicherheit ist nicht nur im Werk Grünheide ein Thema. Der Tesla-Whistleblower Lukasz Krupski verriet vor zwei Wochen in einem Interview mit dem Handelsblatt: “Es war gefährlich, bei Tesla zu arbeiten.” Die Mitarbeiter seien nicht richtig angelernt worden. Oft habe das passende Werkzeug gefehlt. Hebebühnen seien unzureichend gewartet worden.

Im Sommer hatten Gewerkschafter deshalb Magnetsticker mit der Aufschrift ” Unsere Gesundheit ist uns wichtiger als die nächste Milliarde von Elon” in Grünheide verteilt. Darauf hatte die Werksleitung mit Kündigungsdrohungen reagiert. Ein Grund für die Metaller-Aktion waren auch Sonderschichten mit kurzen Ankündigungfristen. Personal war abgebaut worden, trotz der hohen Krankenstände. Die Produktionsziele wurden jedoch nicht nach unten angepasst. Im Gegenteil: Werksleiter Andre Thierig kündigte in der Betriebsversammlung Anfang Juli sogar ein weiteres Hochfahren der Produktionszahlen an.

Faul und unehrlich

In der heutigen Printausgabe hat das Handelsblatt Zitate aus einem Tonmitschnitt der erwähnten Betriebsversammlung veröffentlicht. Demnach soll Thierig Teile der Belegschaft als faul und unehrlich bezeichnet haben. Thierig habe gesagt, in Grünheide sei kein Platz für Leute, die morgens “nicht aus dem Bett” kommen. Tesla müsse sich wehren gegen “Leute, die wie man so schön sagt, kankfeiern”. Auch auf die vielfach beklagte Arbeitsverdichtung ging der Grünheide-Chef ein. Er erhalte oft Hinweise von den Mitarbeitern, dass die Fabrik “notorisch unterbesetzt” sei. Das sei jedoch nicht der Fall.

Auf der Versammlung kritisierte dem Mitschnitt zufolge Tesla-Geschäftsführer Heiko Stinmetz Info-Aktionen der IG-Metall: Dort würden Unwahrheiten verbreitet. Die Metaller-Gewerkschaft will sich von Manövern der Tesla-Führung jedoch nicht einschüchtern lassen. Gleich in ihrer Antrittsrede im Oktober hatte die neugekürte IG Metall-Vorsitzende Christiane Benner mit Bezug auf Tesla gewarnt: “Wir werden keine gewerkschaftsfreien Zonen zulassen.”

Rückenwind aus Schweden

Die Anti-Tesla-Streiks in Schweden sind für die deutschen Gewerkschafter wie Rückenwind. Zwar ist der Organisationsgrad in Deutschland mit nur rund 17 Prozent deutlich geringer als in Schweden. Dort sind 70 Prozent aller Beschäftigten gewerkschaftlich organisiert. Doch sollte sich Elon Musk nicht zu sicher sein: Deutschlands Metaller haben auch in jüngster Zeit immer wieder bewiesen, dass sie streiken können – trotz geringen Organisationsgrades.

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