Auferstehung aus Fossilen?

Siemens sucht einen Standort für die Fertigung von Elektroseuren, die aus Wasser Wasserstoff herstellen. Warum sich Ostdeutschlands Grenzstadt Görlitz große Hoffnungen machen kann.

Renovierte Innenstadt von Görlitz: Von der Pensionopolis zur Hydropolis? (Foto: Wolfgang Pehlemann)

Mit Westmilliarden bestens wiederhergestellt, doch wenig quirlig, eher was für Pensionäre – mit diesem Image schlägt sich Görlitz seit Jahren herum. Hinzukommt, dass die dortigen Beschäftigten von Siemens es vor zwei Jahren mit ihren Protesten nur mit Ach und Krach schafften, dass der damalige Konzernchef Joe Kaeser entgegen der Planungen das dortige Werk doch nicht dicht machte. Die Zukunft der Fertigung von Kraftwerkskompenten und die rund 720 Jobs sind damit allenfalls bis 2023 gesichert. Doch das könnte sich jetzt ändern.

Profiteur der Energiewende

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Der neue Siemens-Chef Roland Busch hat den Standort an der deutsch-polnischen Grenze in einen Wettbewerb mit den Konzerndependancen in Berlin und Mülheim an der Ruhr geschickt, wer von den dreien künftig Elekrolyseure herstellen soll. Das sind die Anlagen, die mit Hilfe von Strom – am besten mit grünem – Wasser aufspalten, um Wasserstoff herzustellen, die klimafreundliche Alternative zu fossilen Energieträgern. Die Chancen, dass die 55 000-Einwohnerstadt von der Energiewende profitiert und zur Hydropolis an der Neiße aufsteigt, stehen nicht schlecht.

Ansätze für eine Wasserstoffwirtschaft

Oberbürgermeister Octavian Ursu (CDU) wirbt mit einem entstehenden Cluster aus Forschung, Entwicklung und Industrie auf dem Gebiet des Wasserstoffs. Die Fraunhofer-Gesellschaft baut gerade in Kooperation mit Siemens ein Wasserstoff-Testcenter, das zum Beispiel die Lebensdauer und die Haltbarkeit von Elektrolyseuren unter Dauerbelastung erproben soll. Auch ein Wasserstoff-Start-up hat sich angesiedelt. Zudem hatte Ex-Siemens-Chef Kaeser in einem „Zukunftspakt“ vor zwei Jahren zugesagt, „zielgerichtet innerhalb der nächsten Jahre darauf hinzuarbeiten, die Entwicklungs- und Forschungsaktivitäten am Standort Görlitz im Bereich dekarbonisierte Industrieprozesse aufzubauen und zu konzentrieren“. Ziel sei „die Entwicklung marktreifer Produkte und Lösungen“.

Hält Siemens Wort?

Während die Bayern das bekannte Konzernspiel betreiben, Standorte und Belegschaften gegeneinander auszuspielen und sogar die Möglichkeit einer Entscheidung für das Ausland streut, setzt Stadtoberhaupt Ursu darauf, dass Kaeser-Nachfolger Busch Wort hält. „Wir hoffen sehr, dass das Werk den Zuschlag bekommt“, so der gebürtige Rumäne, der 2019 mit Unterstützung der Linken so eben noch die Wahl eines AfD-Kandidaten zum ersten Oberbürgermeister Deutschlands verhinderte. „Ich gehe davon aus, dass alle Beteiligten zu dem sogenannten ‚Zukunftspakt Görlitz‘ stehen.“

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