Australien – Wenn Bürohäuser zu Energiespeichern werden

Forscher aus Australien zeigen, wie das Land durch intelligente Kühlung von Gebäuden Milliardenbeträge an Energiekosten einsparen könnte.

Bürohäuser in Australien Sie könnten auch als Batterien dienen (Ulla Trampert/Pixelio.de)
Bürohäuser in Australien Sie könnten auch als Batterien dienen (Ulla Trampert/Pixelio.de)

Der Studie des Australia Institute und des Dienstleisters Buildings Alive zufolge würde es reichen, wenn nur ein Drittel der Gewerbebauten ihren Spitzenstromverbauch auf die Mittagzeit verlegten. Zur Mittagzeit fallen die Preise für Strom im Vergleich zum frühen Morgen oder dem Abend um rund zwei Drittel. Ein Grund dafür ist der um diese Zeit in Australien reichlich vorhandene Sonnenstrom. Die Lastenverlagerung um nur wenige Stunden würde landesweit jährlich umgerechnet 1,7 Milliarden US-Dollar einsparen.

Die Forscher des Think Tanks aus der Hauptstadt Canberra belegen ihre These am Beispiel eines typischen Bürobaus in Sydney an einem heißen Januartag. Dessen Gebäudemanager senkten die Temperatur zwischen 8.30 Uhr und 14 Uhr um ein Grad Celsius mehr ab als gewöhnlich. Dadurch brauchte die Klimaanlage in der Zeit zwischen 14 Uhr und 18 Uhr weniger Strom, um die Luft in dem Bürohaus auf erträgliche Temperaturen zu halten.

Quelle: The Australia Institute

Kühlen, wenn der Strom billig ist

Die Gebäudemanager profitierten so von zwei Effekten. Zum einen liegen die Außentemperaturen am Vormittag unter denen des Nachmittags. Insgesamt sparten die Gebäudeverwalter durch die Nutzung der morgendlichen Kühle pro Tag 800 Kilowatt ein. Zum andern steigen in Australien die Strompreise nachmittags. Ihre Spitze erreichen sie im australischen Sommer gegen 17 Uhr. Die Strompreise fallen an vergleichbaren Tagen hingegen zwischen 10 Uhr und Mittag auf etwa 7 Cent. Gegen 17 Uhr steigen sie auf bis zu 40 Cent (siehe Grafik).

Quelle: The Australia Institute

Die Einsparungen an nur einem Tag betragen umgerechnet 111 US-Dollar. Der CO2-Ausstoss verminderte sich um 221 Kilogramm. Denn ohne die Verschiebung des Stromverbrauchs für die Kühlung in den Vormittag hätte das Gebäude im Kohleland Australien deutlich mehr Fossilstrom konsumiert. Darüber hinaus entlastete die zeitliche Verlagerung des Verbrauchs Netze und Kraftwerke. Müsste die Lastenverschiebung durch einen Stromspeicher bewerkstelligt werden, hätte die dafür notwendige Batterie umgerechnet eine halbe Million US-Dollar gekostet.

Strom ist nicht gleich Strom

Die Forscher haben das Einsparpotential auch auf das gesamte Land hochgerechnet. Sie unterstellten dazu, dass nur in jedem dritten geeigneten Gebäude die Lastenverschiebung praktiziert würde. Doch selbst dann würde die Verbrauchsspitze stundenweise um 12 Gigaweit gesenkt. Neben den verminderten Stromkosten um umgerechnet jährlich 1,7 Millionen US-Dollar würden im Jahr 2 780 000 Kilogramm weniger Treibhausgasemissionen anfallen.

„Die meisten Gebäude können ihren Energiebedarf zu Tageszeiten verdoppeln, wenn reichlich Energie vorhanden ist, und ihn halbieren, wenn die Netze eingeschränkt sind”, sagt dazu Craig Roussac, Chef des Gebäudedienstleistern Buildings Alive. Elektrizität sei nicht gleich Elektrizität. Märkte und Anreizstrukturen sollten das widerspiegeln, lautet seine Forderung an Politik und Versorger.

Zusätzliche Stromquelle

Die sogenannte Lastverschiebung in Verbrauchstäler oder in Zeiträume, in denen die Sonne scheint und der Wind weht, ist nicht nur in Ausstralien ein Thema. In Deutschland kühlt zum Beispiel der Lebensmittelhersteller Frosta während wind- und sonnenreichen Zeiten oder während preisgünstiger Verbrauchstäler seine Kühlhäuser weit unter der vergeschriebenen Mindesttemperatur. Die unterkühlten Lager dienen dann in den Hochpreiszeiten als Kältebatterien. Inzwischen machen etliche Großverbraucher aus dem Lastmanagement ein Nebengeschäft. So fährt der Essener Alu-Hersteller Trimet während der Verbrauchsspitzen seine Öfen kurzfristig herunter – und lässt sich das von den Versorgern vergüten.

Lastmanagent wirkt letzlich wie eine zusätzliche Stromquelle. Würden die Potentiale der Lastverschiebung ausgeschöpft, könnten Verbraucher und Versorger Milliardenbeträge einsparen. Nicht zuletzt wegen der wachsenden Anteile von Sonnen- und Windstrom kommen Politik und Versorger auch hierzulande nicht umhin, intelligente Netze und Lastenmanagement massiv auszubauen.

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