Frankreich fördert Absatz von E-Autos – und meidet deutsche Fehler

Politik, Industrie und Gewerkschaften schließen einen Pakt, um den Abatz von E-Autos zu steigern. Davon profitieren Autokäufer mit kleinem Einkommen – und einheimische Autobauer.

Neuer Renault 5 E-Tech Electric Stromerpakt fördert E-Autos - und sperrt Chinesen aus (Renault)
Neuer Renault 5 E-Tech Electric Stromerpakt fördert E-Autos – und sperrt Chinesen aus (Renault)

Frankreich will der chinesischen Herausforderung auf dem Markt für E-Autos ein 1,5 Milliarden Euro schweres Programm entgegensetzen. Bemerkenswert im zentralistischen Nachbarland: Hinter dem Programm steht nicht nur die Regierung. Der Branchenpakt wurde auch von den Regionen, den Autoherstellern, den Zulieferern unterzeichnet – und sogar von Gewerkschaften. Bis zum Jahre 2027 soll der jährliche E-Auto-Absatz auf 800 000 anwachsen. Im vergangenen Jahr wurden 300 000 Stromer verkauft. Zum Zieljahr 2027 könnte so der Anteil bei den Neuzulassungen auf 45 Prozent steigen.

ANZEIGE

Noch ehrgeiziger sind die Ziele für den Transportermarkt. Der Branchenvertrag soll den Absatz von leichten Nutzfahrzeugen bis zum Jahre 2027 versechsfachen. Statt 16 500 kämen dann über 100 000 leichte E-Nutzvehikel jährlich auf den Markt.

Förderung kleiner E-Autos für kleine Leute

Anders als in Deutschland hat die französische Regierung den Ökobonus nie abgeschafft. Kauf und günstiges Leasing von Elektroautos sollen jedoch künftig noch mehr gefördert werden. Vor allem wollen die Franzosen kleine E-Autos für Geringverdiener erschwinglich machen. So soll das sogenannte leasing social möglicherweise in veränderter Form wieder belebt werden. Dank des leasing social konnten Pendler mit kleinem Einkommen für rund hundert Euro monatlich einen E-Kleinwagen leasen. Zwar musste die Regierung das Programm Anfang des Jahres stoppen, weil es zu teuer wurde. Doch so wie sicher ist, dass das leasing social in Sparfassung wieder aufgenommen wird. Angesichts des Engagements der Industrie ist auch denkbar, dass die Hersteller einen Teil der Lasten tragen.

Kein Steuergeld für chinesische Autobauer

Von dem Pakt profitieren fast ausschließlich europäische – und vor allem der französische – E-Autobauer. In China oder Japan gebaute Stromer fallen bereits in den laufenden Programmen aus der Förderung. Denn die Bestimmungen setzen penible Grenzwerte für transportbedingte CO2-Emissionen, einzelne Produktionsschritte, Fahrzeuggewicht oder die Herkunft von verbauten Rohstoffen. Asiatische Fahrzeuge scheitern schon an der schlechten ökologischen Bilanz für den weiten Transport. Deutsche Hersteller fallen vielfach wegen des hohen Gewichts ihrer Fahrzeuge durch das Raster.

Gutes Netz soll noch besser werden

Zusätzlich wollen die Unterzeichner des Branchenpakts den Ausbau der Ladestruktur fördern. Frankreich verfügt bereits jetzt mit 123 347 öffentlich zugänglichen Ladesäulen über das zweitstärkste Ladenetz in Europa – nach den Niederlanden. Zum Vergleich: In Deutschland stehen 118 163 öffentliche Ladesäulen. Dennoch sind die Paktierer mit dem Netz nicht zufrieden. Bis zum Jahre 2030 sollen 400 000 öffentlich zugängliche Ladepunkte – darunter 25 000 Schnellladesäulen – dazu kommen. Darüber hinaus erhält in den kommenden drei Jahren jeder zweite Stellplatz in Mehrfamilienhäusern Zugang zu einem Ladepunkt.

Damit nicht genug. Die Regierung prüft, ob Steuersenkungen für E-Autobauer möglich sind. Auch der Ausbau des Branchenfonds Avenir Automobile, der vor allem Zulieferer finanziert, ist geplant. Frankreichs Regierung verpflichtet sich, die Beziehungen zwischen Autobauern und ihren Zulieferen durch Moderation zu verbessern. Regelmäßige Treffen von hochrangigen Vertretern der Autobauer, der Zulieferer und der Politik sollen die Schwierigkeiten beim Übergang zur E-Moblität vermindern.

E-Autos – Deutsche Fehler vermeiden

Die Entscheider in Frankreich wollen offensichtlich die Fehler der Berliner Ampel vermeiden. Die plötzliche Streichung der Zuschüsse für E-Auto-Käufe hatte in Deutschland zu einem massiven Absatzeinbruch geführt. Seit dem Wegfall wächst der Markt nicht mehr wie gewohnt zweistellig. Im April lag der Anteil der Neuzulassungen nur bei 12,2 Prozent. Im April 2023 waren es noch 14,7 Prozent.

In unserem Nachbarland kratzt der Anteil der neuzugelassenen E-Autos hingegen die 20-Prozent-Marke an. Das liegt nicht zuletzt an der verlässlichen Förderpolitik. Mit dem aktuellen Stromerpakt geben die Entscheider in Paris noch mal zusätzlich Gas – besser gesagt, Strom. Offensichtlich ist die E-Mobilität westlich des Rheins ein Projekt von nationaler Bedeutung. Frankreich, du hast es besser!

Mehr: Le Monde; autoactu.com

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*