Erstmals mehr Geld für Solar als für Öl

Der Abschied vom fossilen Zeitalter rückt näher, Investitionen fließen vor allem in die Erneuerbaren. Erstmals überrundet Solar die Ölindustrie.

Solar-Modul auf einer strohgedeckten Hütte: Erstmals fließen global mehr Investitionen in Solar als ins Erdöl
Solar-Modul Platz auf der kleinsten Hütte Bild: teresa cotrim auf Pixabay

Fatih Birol, Direktor der Internationalen Energieagentur (IEA) verbreitet vorsichtigen Optimismus. “Wenn die Investitionen in saubere Energietechnologien so weiter steigen wie in den vergangenen Jahren, werden wir bald eine völlig veränderte Energiewelt sehen”, frohlockt er. Und sieht Hoffnung fürs Klima. “Das Ziel, die Erderwärmung auf 1,5-Grad-Celsius zu begrenzen, lebt noch.” Zudem hat Birol hat einen neuen Star am Himmel der Erneuerbaren ausgemacht: Solar.

Solar ist der neue Star am Himmel der Erneuerbaren

Denn erstmals fließen dieses Jahr mit annähernd 400 Milliarden US-Dollar weltweit mehr Investitionen in die Solar- als in die Ölindustrie, prognostiziert die IEA. Vor zehn Jahren war das Verhältnis noch krass umgekehrt: 2013 konnten die Petro-Konzerne weit mehr als 600 Milliarden US-Dollar einsammeln. Solar kam auf gerade einmal etwas über 100 Milliarden US-Dollar (siehe Grafik unten).

Die Grafik zeigt, wieviele Milliarden US-Dollar 2023 im Vergleich zu vor zehn Jahren weltweit  in Solar und in die Ölindustrie investiert werden
Erstmals fließen mit knapp 400 Milliarden US-Dollar mehr Investitionen in Solar (dunkelblauer Balken) als in die Ölproduktion Grafik und Quelle: IEA

Der Strukturwandel manifestiert sich laut IEA auf allen Ebenen. Angeführt von Solar würden dieses Jahr 90 Prozent aller Mittel in Kraftwerke gesteckt, die Strom auf Basis sauberer Technologien produzieren. Auch die Konsumenten zögen mit. Der Verkauf beispielsweise von elektrischen Wärmepumpen wachse zweistellig; der Absatz von Elektroautos könnte sich um ein Drittel erhöhen.

Entwicklungsländern fehlt Geld für Energiewende

Insgesamt, so die IEA-Prognose, werden dieses Jahr 1,7 Billionen US-Dollar für saubere Technologien ausgegeben. Aber auch immer noch eine Billion für fossile Brennstoffe wie Öl und Gas. Damit deutlich mehr als 2022. Das ist die schlechte Nachricht. Denn das ist doppelt so hoch als nach dem 1,5-Grad-Szenario zulässig wäre.

Weiterer Wermutstropfen: Die Fortschritte bei der Dekarbonisierung werden fast allein von den westlichen Industrienationen, China und mit Abstrichen Indien und Brasilien getrieben. Dagegen fehlen den allermeisten Entwicklungs- und Schwellenländern das Kapital und die Infrastruktur, um den Umbau des Energiesystems in Angriff zu nehmen.

Solar fest in chinesischer Hand

Sorgen müssen sich aber auch Deutschland und Europa machen. Denn was die wirtschaftliche Wertschöpfung angeht, profitieren sie nur bedingt vom Solar-Boom. Der Grund: Die Produktion von Solarmodulen liegt fest in chinesischer Hand. Und die dortigen Unternehmen setzen alles daran, ihre Vormachtstellung auf dem Weltmarkt zu zementieren.

“Das 1,5-Grad-Ziel ist noch zu erreichen”

Fatih Birol, IEA-Chef

Ein jüngstes Beispiel: Wie das Fachorgan “PV Magazine” berichtet, plant Jinko Solar, eines der Big Four, neue Produktionslinien mit einer jährlichen Kapazität von 56 Gigawatt aufzubauen. Für Wafer, Solarzellen und einbaufertige Module. Das entspricht in etwa einem Sechstel der Leistung, die vergangenes Jahr weltweit zugebaut wurde. Dafür mobilisiert eine Tochtergesellschaft des Konzern bis 2025 umgerechnet 7.4 Milliarden Euro.

Bei sochen Volumina kann der einstige Solarweltmeister Deutschland nur neidisch gen Osten blicken.

Mehr: IEA ft pv-magazine

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