Die rote Liste gefährdeter Arten wächst und wächst. Ausgerechnet Städte könnten den Naturschutz vorantreiben. Hamburg will dabei Vorreiter sein.

Bild: Olle August auf Pixabay
Bei Metropolen denkt jeder zuerst an enge Bebauung, brausenden Verkehr und lärmendes Vergnügen. Aber Naturschutz. Ist das nicht eher ein Thema fürs Land jenseits der Stadtgrenze? Ein Irrtum. Richtig orchestriert können die einwohnerstrotzenden Moloche sehr wohl Refugien sein, in denen sich Tiere und Pflanzen zurückziehen und regenerieren können. So sind in der 8,4-Millionen-Einwohnerstadt New York City mehr Arten heimisch als im berühmten Yellowstone Park.
Naturschutz in der Stadt fördert Biodiversität
Tatsächlich besinnen sich rund um den Globus mehr und mehr Städte auf diese mögliche ökologische Vorbildfunktion. Singapur, Melbourne, Paris, Montreal – die Liste ist inzwischen lang. In Deutschland will Hamburg mit einem bundesweit ersten umfassenden Naturschutz-Großprojekt in deren Fußstapfen treten.
Die grüne Bundesumweltministerin Steffi Lemke fördert das Vorhaben für mehr Artenvielfalt mit knapp 17 Millionen Euro aus ihrem Etat. Der Hamburger Senat legt 5,6 Millionen Euro obendrauf. Das Geld fließt zehn Jahre lang in die ökologische Aufwertung von 14 Naturschutzgebieten wie dem Eppendorfer Moor und Marschland entlang der Elbe. Ebenso in die naturnahe Gestaltung von 19 Parks.
Kräuterwiesen und Stillgewässer
Der grüne Umweltsenator Jens Kerstan formuliert einen klaren Anspruch. „Wir wollen beweisen, dass Biodiversität auch in einer Großstadt geschützt und entwickelt werden kann.“
Insgesamt haben sich die Macher rund 300 Einzelmaßnahmen vorgenommen. In der Parks sollen beispielsweise großflächig Kräuter- und Blumenwiesen blühen als Schutzraum und Nahrungsquelle für Bienen, Libellen und Schmetterlinge. Entlang dem Flüsschen Wandse sollen Stillgewässer entstehen, in den sich Frösche, Kröten und Salamander fortpflanzen können. Auch die Wiederverwässerung trocken gefallener Moorbereiche ist vorgesehen.

„Orgie der Zerstörung“
Die Hamburger Ambitionen werden sicher allein weder das Klima noch die Umwelt retten. Dafür ist ein umgehendes weltweites Gegensteuern notwendig. UN-Generalsekretär António Guterres fordert dafür ein Ende der „Orgie der Zerstörung“.
Wie tief sich die Menscheit ins eigene Fleisch schneidet, wenn sie im bisherigen Tempo weiter ihr Naturkapital vernichtet, machen Berechnungen der Deutschen Bank klar. Sie taxiert die Dienstleistungen der Natur auf jährlich 140 Billionen US-Dollar. Das entspricht in etwa dem 1,5-fachen der globalen Wirtschaftsleistung.
Stellt die Natur ihre Dienstleistungen ein, hätte das katastrophale Folgen für Böden, Luft und Trinkwasser, warnen die Banker. Letztlich verlöre die Menschheit ihre Lebensgrundlagen.
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