Wiederentdeckung der Moore als CO2-Speicher

Überall auf der Welt werden Moore trocken gelegt, um Acker- und Weideland zu gewinnen. Damit soll Schluss sein. Die neue Aufgabe der Feuchtgebiete: Klimarettung.

Moore wie dieses bei Minden-Lübbecke in NRW sind effektive CO2-Speicher
Torfmoor im nordrhein-westfälischen Minden-Lübbecke Moore sind der effektivste Kohlenstoffspeicher an Land
Bild: NABU/Felix Grützmacher

Ein anlässlich der gegenwärtigen Weltklimakonferenz in Ägypten vorgelegter Bericht des Umweltprogramms der Vereinten Nation (UNEP) lässt keinen Zweifel: Der Erhalt und die Wiederherstellung der Moore sind ein unverzichtbarer Baustein im Kampf gegen die Erderhitzung. Denn obwohl Moore nur drei bis vier Prozent der globalen Landfläche ausmachen, speichern sie fast ein Drittel des in Böden gebundenen Kohlenstoffs, schreiben die UNEP-Experten. Gelangt er an die Luft, bildet er mit Sauerstoff das gefürchtete Treibhausgas CO2.

Moore von der Größe Ägyptens sind vernichtet

Rund 50 Millionen Hektar Feuchtgebiete hat die Menschheit laut dem Bericht bereits zerstört. Das entspricht in etwa der Größe Ägyptens. Ihre Wiederherstellung hätte einen enormen positiven Effekt aufs Klima, rechnen die UN-Experten vor. Gemessen am gesamten möglichen CO2-Reduktionsvolumen, das die natürlichen Ökosysteme des Planeten bieten, könnten Moore dazu zehn Prozent bis zum Jahr 2030 beitragen.

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Stattliche Rendite für Klima und Volkswirtschaft

Für UNEP-Direktor Inger Andersen lässt der Befund nur eine Schlussfolgerung zu: “Wenn wir Klimaschutz ernst nehmen, gilt das auch für Schutz, Erneuerung und nachhaltiges Management der Moore”, fordert er. “Wo immer wir sie hingegen schädigen oder gar entwässern, werden für Jahrzehnte schädliche Emissionen frei gesetzt.”

“Wo immer wir Moore schädigen oder gar entwässern, werden für Jahrzehnte schädliche Emissionen frei gesetzt”

Inger Andersen, UNEP

Die Rettung der Biotope wäre Andersen zufolge ziemlich preiswert zu haben. Im tropischen Gürtel würde sie demnach nicht mehr als 40 Milliarden US-Dollar kosten. Schottland, dessen Regierung ein ehrgeiziges, zehnjähriges 250 Millionen Pfund schweres Programm aufgelegt hat (siehe Video unten), kann aus der Investition einen jährlichen Gewinn von 191 Millionen Pfund schlagen. Unter anderem wegen vermiedener Umweltkosten. Eine stattliche Rendite für die Volkswirtschaft wie das Klima.

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Schottland revitalisiert seine Moore, um der Erderwärmung etwas entgegen zu setzen

Im Lichte solcher Erkenntnisse will die Bundesregierung nicht länger zurückstehen. Sie beschloss jüngst eine nationale Strategie zum Schutz der Moore. Umweltministerin Steffi Lemke setzt dabei auf zwei Ansätze: Bestehende Moorgebiete sollen künftig nicht mehr für neue Wohngebiete oder Autobahnen geopfert werden. Und wo Feuchtland trocken gelegt wurde, will Lemke die Landwirte dazu bewegen, sie freiwillig wieder zu verwässern.

Wasserbüffel, Schilfrohr und Solarfarmen als Alternative

Um deren Bereitschaft zum Mitmachen zu fördern, stellt Berlin vier Milliarden bereit, unter anderem für alternative Bewirtschaftungskonzepte. Die Ideen reichen vom Anbau von Schilfrohr für die Erzeugung von Biogas über aufgestelzte Photovoltaik-Module bis hin zur Haltung von Wasserbüffeln als Fleischlieferanten.

Kritik am Prinzip der Freiwilligkeit

Sollte die Alternativen sich als wirtschaftlich tragfähig erweisen, signalisiert der Deutsche Bauernverband Zustimmung. Schleswig-Holstein sammelt mit einem eigenen Programm bereits Erfahrungen. Auch der Naturschutzbund Deutschland (NABU), der schon lange den Erhalt der Moore propagiert, unterstützt Lemkes Initiative, kritisiert aber das weitgehende Prinzip der Freiwilligkeit. Dagegen bliebe unklar, moniert NABU-Präsident Jörg-Andreas Krüger, mit welchen konkreten Schritten die Moore zur Erreichung der Klimaneutralität bis 2045 beitragen sollten.

Krüger ruft zur Eile. „Das Zeitfenster, um überfällige Maßnahmen ambitioniert umzusetzen und die Klimawandelfolgen auf erträglichem Niveau zu halten, schließt sich.”

Mehr: unep sefari tagesschau NABU

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