Die EU-Kommission verklagt Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof, weil es zu wenig Schutzgebiete für Flora und Fauna vorhält. Zwei Prozent beträgt die selbstgesetzte Quote. Praktisch alle Bundesländer sind davon weit entfernt. Und dem Wald ging’s nie mieser.
Am besten unter den Flächenländern schlägt sich noch Mecklenburg-Vorpommern, das immerhin nahezu 1,6 Prozent seiner Fläche als Wildnis ausgewiesen hat. Mit deutlichem Abstand folgen Brandenburg, das Saarland, Bayern und Sachsen, die wenigsten noch auf eine Quote besser als 0,5 Prozent kommen (siehe Grafik unten). Die rote Laterne trägt Nordrhein-Westfalen, das nicht einmal 0,2 Prozent des Landes der Natur überlässt.
Schlechtes Zeugnis für Winfried Kretschmann
Kaum besser schneidet Baden-Württemberg mit 0,23 Prozent ab. Dabei führt dort seit zehn Jahren mit Winfried Kretschmann ein Grüner die Regierungsgeschäfte. Das müsste der grünen Parteispitze in Berlin etwas peinlich sein, zieht sie doch mit der Forderung nach einer Ausweitung der Ökoreservate in den Bundestagswahlkampf.
Der Förster, Waldschützer und Bestsellerautor („Das geheime Leben der Bäume“) Peter Wohlleben kritisiert die Bilanz als beschämend, gerade auch im Hinblick auf das Ansinnen an Länder wie Brasilien, seine Natur zur Rettung des Weltklimas stärker zu schützen. Und er warnt: „Alte Naturwälder sind im Klimawandel existenziell, denn sie schaffen sich ihr eigenes Mikroklima und kühlen die Landschaft.“
Lichte Baumkronen und ein trauriger Rekord beim Waldsterben
Doch um Deutschlands Forste steht es dramatisch schlecht. Das dokumentiert der gerade veröffentlichte Waldzustandsbericht 2020. Demnach weisen nur noch ein Fünftel aller Bäume eine vollständig intakte Krone auf. Innerhalb eines Jahres gingen rund 1,7 Prozent aller beobachteten Bäume ein – fast das Zehnfache des Durchschnitts in normalen Jahren. Auch das ein Negativrekord.
Selbst Bundeslandwirtschaftministerin Julia Klöckner, sonst eher fürs Gesundbeten bekannt, will dieses Mal nichts schön reden. „Wir spüren die Auswirkungen des Klimawandels mit aller Härte.“
Flächenfraß und dramatisches Artensterben
Mahnende Worte, wenn auch in anderer Sache, fand ebenfalls Kanzlerin Angela Merkel in ihrer Grußbotschaft an den Biodiversitätsgipfel in New York im vergangenen September. „Wir müssen Schutzgebiete ausweiten, wir müssen Ökosysteme renaturieren“, forderte sie. Nur so lasse sich das dramatische Artensterben aufhalten.
Die Worte scheinen weitgehend ungehört zu verhallen. Nur ein Beispiel: Beim Bestreben, Bodenversiegelung und Flächenfraß einzudämmen, hat die Politik hierzulande jedenfalls kaum Fortschritte erreicht.
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