Eine patentierte Hochtemperatur-Wärmepumpe, die clever industrielle Restwärme nutzt, kann vielen Branchen bei der Dekarbonisierung helfen.
Eine Wärmepumpe ist nicht bloß dann eine gute Klimaoption, wenn sie Wasser für die Heizung und das Duschen temperiert. Gerade auch in der Industrie verfügt die Technik über ein großes Potenzial zur Kosten- und Emissionssenkung von Produktionsprozessen. Davon sind jedenfalls Andreas Mück und Tim Hamacher überzeugt. Um den Beweis anzutreten, gründeten sie 2020 in Overath unweit von Köln die SPH Sustainable Process Heat.
Wärmepumpe mit speziellem Kolben für hohe Temperaturen
Ihre grundlegende Idee: An vielen Stellen in einem Werk fällt Restwärme an. Welch eine Verschwendung, sie in Zeiten der Erderhitzung einfach verpuffen zu lassen, dachten sich die Entwickler. Warum die Abwärme nicht stattdessen zu einem starken Kompressor leiten, der sie so verdichtet, dass erneut bis zu 200 Grad Celsius heißes Wasser oder heißer Dampf für die Produktion zur Verfügung steht. Und das gänzlich CO2-frei, sofern die Wärmepumpe mit Ökostrom arbeitet.
“Wir wollen dazu beitragen, die Welt ein Stück grüner zu machen”, sagen Mück und Hamacher über ihre Motivation.
Drei Patente und einen Gründerpreis
So einleuchtend die Idee – die technische Spezifikation erwies sich als große Herausforderung (siehe Video unten). Denn mit auf dem Markt käuflichen Kompressoren waren so hohe Temperaturen nicht realisierbar. Das Duo aus dem Bergischen Land entwickelte daher für seinen Thermbooster, so der Markenname, einen speziellen Kolben, eine ausgefeilte Steuerung und geeignete Kältemittel. Drei Patente haben die Pioniere dafür angemeldet. Und eine erste Auszeichnung erhalten: den Wirtschaftspreis Rheinland in der Kategorie Gründung.
Tatsächlich könnte die Innovation aus dem Bergischen der Dekarbonisierung der Industrie einen Schub verleihen. Weltweit produzieren Betriebe industrielle Prozesswärme heute noch zu 80 Prozent, indem sie Kohle, Öl und Gas verfeuern. Wer stattdessen künftig Wärmepumpen einsetzt, kann seine Energiekosten kräftig senken und bläst in großem Umfang weniger CO2 in die Luft.
Klimaneutralität verschlingt 13,5 Billionen Dollar
“Unsere Anlage lässt sich in die vorhandene Produktionsumgebung ohne große Umbauten integrieren”, versichert Mück. Das verbilligt die Investition. Das wird dringend benötigt. Denn Experten haben jüngst ausgerechnet, was es die Welt kostet, klimaneutral zu werden: satte 13,5 Billionen Dollar.
Einen ersten Kunden hat das Start up, das gerade seine Produktion hoch fährt, schon gefunden. Das israelische Unternehmen UBQ Materials, das biobasierte Recycling-Kunststoffe herstellt, trocknet das Material in seinem niederländischen Werk mit Hochtemperaturwärme von zwei Thermoboostern. Ein dritter, berichtet Mück, steht vor der Auslieferung.
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