Neue Berechnung: Was es kosten wird, die Industrie auf klimaneutral zu trimmen

Nur wenn die Industrie klimaneutral wirtschaftet, lässt sich das Ziel von Null-Treibhausgas-Emissionen erreichen. Doch der Umbau wird extrem teuer.

Arbeiter gießen eine Betondecke - Bausektor gehört zu den schlimmsten CO2-Emittenten, ihn klimaneutral zu machen wird teuer
Großbaustelle Massive Investitionen notwendig, um klimaneutral zu werden Bild: Pixabay

Was das in der Schweiz angesiedelte Weltwirtschaftsforum (WEF) und Analysten der Beratung Accenture da ausgerechnet haben, unterfüttert einmal mehr: Die knapp 212 Milliarden Euro, die die Ampel bis 2027 in Klimaschutz, Energiewende und die klimaneutrale Transformation der Wirtschaft stecken wollte, werden dringlich benötigt. Um so schlimmer, dass die Finanzierung durch das Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Schuldenbremse unsicher geworden ist.

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13,5 Billionen Dollar kostet es, klimaneutral zu werden

Denn nur wenn es gelingt, Sektoren wie Produktion, Transport und Energieerzeugung auf einen Null-Emissionspfad bei den Treibhausgases zu bringen, lässt sich der Klimanotstand noch verhindern. Das betonen die Autoren in ihrem Report zum Weltklimagipfel in Dubai. Der Grund: 40 Prozent der globalen Emissionen gehen auf das Konto dieser Bereiche (siehe Grafik unten). Gemessen an den Mengen stieg ihr Ausstoß in den vergangenen drei Jahren weiter statt zu sinken: um durchschnittlich acht Prozent. Eine verheerende Tendenz.

Dekarbonisierung und Energieeffizienz vorrangig

Roberto Bocca, oberster Energieexperte des WEF, mahnt daher eindringlich vor Untätigkeit. „Ohne klare Anstrengungen, diese Sektoren zu dekarbonisieren und sie energieeffizienter zu machen, wird ihr Ausstoß bis 2050 signifikant weiter steigen.“

Die Kuchengrafik stellt dar, welche Industriesektoren 40 Prozent zu den globalen Treibhausgas-Emissionen beitragen
Diese Sektoren tragen 40 Prozent zu den globalen Treibhausgas-Emissionen bei Quelle: WEF

Das Ruder muss also schleunigst rumgerissen werden. Die Wende zum Besseren gibt es allerdings nicht zum Nulltarif – im Gegenteil. Der klimaneutrale Umbau etwa von Kraftwerken, Stahl- und Zementfabriken und der Luftfahrt verschlingt enorm viel Geld. Unternehmen wie Regierungen müssen dafür bis 2050 ungefähr 13,5 Billionen US-Dollar mobilisieren, schätzen WEF und Accenture. Das sind rund 3,5 Billionen mehr als der diesjährige US-Haushalt.

Erneuerbare und grüner Wasserstoff wichtigste Hebel

Die mit Abstand höchsten Investitionen müssten mit 45 beziehungsweise 37 Prozent in erneuerbare Energien (Clean Power) und den Ausbau einer grünen Wasserstoffwirtschaft (Clean hydrogen) fließen – siehe Grafik unten.

WEF-Mann Bocca nimmt Politik und Wirtschaft für das Gelingen der klimakonformen Transformation gleichermaßen in die Pflicht. „Massive Infrastruktur-Investitionen, unterstützt durch geeignete Anreize und Strategien der Regierungen, sind zwingend erforderlich, damit die Industrie auf saubere Technologien umsteigen kann.“ Zugleich sei der künftige, sichere Zugang zu preiswerten Ressourcen entscheidend für weiteres Wirtschaftswachstum.

Die Küchengrafik zeigt, in welche Maßnahmen die 13,5 Billionen US-Dollar fließen müssen, damit die Industrie klimaneutral wird
Um die globale Industrie klimaneutral umzuformen, müssen 13,5 Billionen US-Dollar investiert werden Quelle: Accenture

Als hilfreiche politische Begleitmaßnahmen führt der Report unter anderem höhere CO2-Abgaben, Steuererleichterungen für grüne Investitionen sowie die staatliche Subventionierung von Leuchtturmprojekten wie einer klimaneutralen Stahlproduktion auf.

Das Problem mit der Schuldenbremse

Welche finanziellen Herausforderungen auf Deutschland beim grünen Umbau zukämen, steht in einer Studie, die die staatliche KfW-Bank in Auftrag gegeben hat. Demnach müssten Staat, Wirtschaft und Verbraucher bis 2045 jährlich 191 Milliarden Euro für die Klimarettung investieren. Das entspricht mehr als fünf Prozent des aktuellen Bruttoinlandsprodukts. Wäre wohl zu stemmen – vorausgesetzt es findet sich eine Lösung für die Schuldenbremse.

Mehr: weforum thenationalnews

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