Strömungskraftwerke – Windräder unter Wasser

Wie steht ausreichend Strom bereit, wenn Wind und Sonne pausieren? Eine Antwort sind Strömungskraftwerke in Fluss- und Meeresmündungen.

Ein Schiff bugsiert ein Strömungskraftwerk zu seinem Einsatzort vor der Küste
Transport eines Strömungskraftwerks Bald billiger als Atomstrom Bild: Orbital Marine Power

Es ist eines der Mammutprojekte von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Bis 2032 will der Grüne gleich 50 Gaskraftwerke quer durch die Republik errichten. Sie sollen immer dann einspringen, wenn die Stromnachfrage das Angebot an Wind- und Sonnenenergie übersteigt. Den gleichen Zweck könnten auch sogenannte Strömungskraftwerke erfüllen. Sogar viel klimagerechter, weil sie keine Treibhausgase emittieren. Doch bei Habeck spielt diese Technologie bisher keine Rolle.

Mehr und mehr Investorengeld fließt in Strömungskraftwerke

Anders als in Großbritannien. Dort haben Pionierunternehmen wie die schottischen Orbital Marine Power und Simec Atlantis Energy (SAE) rund um den Archipel bereits mehrere Anlagen im Meer verankert. Einem Forschungsverbund auf der Insel zufolge sind mehr als zehn Megawatt (MW) schon installiert und fast 41 MW in der Planung. Größere Projekte verfolgen demnach auch Kanada, Frankreich und die USA.

Gemessen an den etwa 500 MW, die mittelgroße Gas- und Kohlekraftwerke kontinuierlich zur Verfügung stellen können, ein Klacks. Dennoch fließt mehr und mehr Investorengeld in die Technologie, wie der “Guardian” berichtet. Die Finanziers vertrauen auf die Expertise von Experten wie Nick Jenkins, Professor für erneuerbare Energien an der Universität Cardiff in Wales. “Ich blicke sehr positiv auf die Technologie.”

Globales Potential von 2400 Megawatt bis 2030

Im Groben ähneln Strömungskraftwerke einem rücklings im Nassen schwimmenden Flugzeug. Statt Wind treibt durchströmendes Wasser die Flügel der Turbinen an, die über einen Generator Elektrizität erzeugen. Über ein Kabel gelangt diese an Land. Damit ordentlich Kilowatt zustande kommen, sind Fließgeschwindigkeiten von drei Meter pro Sekunde und mehr ideal.

Solche Bedingungen sind an vielen Küsten rund um den Globus gegeben, fanden Forscher heraus. Vor allem an Meeresengen und großen Flussmündungen. Ocean Energy Europe hat immerhin ein Potential von 2400 MW bis 2030 ausgerechnet.

Stromerzeugungskosten um 40 Prozent gesunken

Erst einmal jedoch sind kleine Schritte angesagt. Mit Regierungsgeld aus London will beispielsweise SAE sein Strömungskraftwerk vor der Küste von Caithness an der Nordostspitze von Schottland zügig von sechs auf 34 MW erweitern. Die Anlage könnte dann immerhin rechnerisch 68 000 Haushalte ganzjährig mit Strom versorgen.

Strömungskraftwerke günstiger als Atomstrom

Und das zu einem Tarif, der laut einer Studie schon in einer Dekade unter dem von Atomkraftwerken liegen soll. Technischer Fortschritt, gesammelte Erfahrungen und höhere Stückzahlen haben die Stromerzeugungskosten der Unterwasser-Windräder seit 2018 schon um 40 Prozent gedrückt. Und die Wirtschaftlichkeit steigt weiter. Umgerechnet neun Eurocent wird die Kilowattstunde der Studie zufolge absehbar nurmehr kosten. Dagegen wird der Strom aus dem im Bau befindlichen Atomkraftwerk Hinkley Point C fast elf Cent kosten.

Nach gegenwärtigem Stand – und wenn es tatsächlich nach jahrelangen Bauverzögerungen wie anvisiert im September 2028 endlich ans Netz geht.

Mehr: orbitalmarine guardian

1 Kommentar

  1. “Globales Potential von 2400 Megawatt bis 2030”
    vs
    “Bis 2032 will der Grüne gleich 50 Gaskraftwerke quer durch die Republik errichten”

    Die Gaskraftwerke haben ein potential von (vermutlich 50 x 500 MW) 25,000 MW. Allein für DE. Und dieses Potential wird wohl auch benötigt werden.
    Es kommt auf jedes MW an, OK. Aber in diesem Kontext sind die globalen 2,400 MW doch etwas wenig, oder?

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