Schneller als erwartet – Elektroflieger heben ab

Die Deutsche Post will schon 2024 Pakete klimaunschädlich zustellen, die brasilianische Fluggesellschaft Azul im Jahr darauf Passagiere in Flugtaxis befördern.

Flugtaxi im Anflug auf Rio de Janeiro (Illustration) 220 Elektroflieger für eine Milliarde Dollar Foto: Lilium

Sich elektrisch durch die Lüfte bewegen, ohne sie mit Treibhausgasen zu verpesten – das klang nach schöner, aber leider ferner Zukunftsmusik. Doch der Traum von der sauberen Fliegerei rückt in greifbare Reichweite.

Den Anfang macht die Deutsche Post DHL mit zwölf Jets namens “Alice”, die der US-amerikanische Flugzeugbauer Eviation von 2024 an an die Bonner ausliefern will. Die Ladezeit ihrer Batterien je Flugstunde beträgt 30 Minuten, die Jets können maximal 815 Kilometer weit fliegen und 1200 Kilogramm Fracht zuladen. Die grünen Kleinflugzeuge, die ein Pilot steuert, bringen laut DHL Express-Chef John Pearson ideale Voraussetzungen mit, um den CO2-Fußabdruck des Unternehmens im Zubringerdienst spürbar zu verkleinern. “Wir glauben fest an die emissionsfreie Zukunft der Logistik”, gibt sich Pearson überzeugt.

Elektrisch angetriebenes Postflugzeug (Illustration) 1200 Kilogramm Zuladung möglich Foto: DHL

Ein Jahr später könnte es in Brasilien mit den ersten Stromermaschinen losgehen. 2025 plant das in Wessling bei München ansässige Startup Lilium den Verkauf von 220 Flugtaxis an Brasiliens nach eigenen Angaben größte Inlandsfluggesellschaft Azur. Auftragswert: eine Milliarde US-Dollar. Das Fluggerät bietet Platz für sechs Passagiere plus Pilot. Mit einer Spitzengeschwindigkeit von 280 Kilometer je Stunde (km/h) ist es ähnlich schnell wie Hochgeschwindigkeitszüge, muss aber nach rund 150 Flugkilometern an die Ladesation.

Wirklich emissionsfrei nur mit Strom aus Erneuerbaren

Wirklich emissionsfrei sind E-Flugzeuge natürlich nur, wenn der Strom für die Batterien zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen stammt. Eher unwahrscheinlich, dass dies bis zum Abheben der Flieger schon an allen Zielorten gewährleistet ist.

Im englischen Bedford entwickelt das Unternehmen Hybrid Air Vehicles (HAV) eine wohl bekannte Technologie fort, um die Luftfahrt ein wenig vom Image des Umweltschädlings zu entlasten. Sie baut Zeppeline mit Elektroantrieb, die bis zu 100 Passagiere an Bord nehmen können. Sie reisen mit einer Geschwindigkeit von höchstens 100 km/h recht gemächlich. 2025 wollen die Briten den Airlander auf den Markt bringen.

Zeppelin reloaded (Illustration) “Fliegender Hintern” für 100 Passagiere Foto: HAV

Anders als Kleinflugzeuge werden Langstreckenjets nach heutigem Stand niemals rein elektrisch abheben können. Die Betankung mit klimaneutralen Treibstoffen würde sie dennoch nachhaltig machen. Sie würden die Tickets zwar um rund 40 Prozent verteuern, aber der Branche eine zukunftssichere Perspektive erschließen.

Mehr: Spiegel

Von Dieter Dürand

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