Babynahrungshersteller Hipp prangert konventionelle Landwirte wegen Schäden an der Umwelt an

Der Geschäftsführer des Babynahrungsherstellers Hipp wirft konventionellen Landwirten vor, nur deshalb preiswerter als Biobauern zu produzieren, weil sie die Schäden an der Umwelt auf die Gesellschaft abwälzen. Sein Ausweg klingt radikal.

Will 100 Prozent Biolandwirtschaft: Babynahrungshersteller Stefan Hipp kritisiert konventionelle Landwirtschaft wegen ihrer Schäden an der Umwelt (Foto: Hipp)
Will 100 Prozent Biolandwirtschaft: Babynahrungshersteller Stefan Hipp kritisiert konventionelle Landwirtschaft wegen der Schäden an der Umwelt (Foto: Hipp)

Von Sonnenstrahlen umflutet, im freundlich grauen Trachtenjanker mit Hirschgeweihknöpfen und Einstecktuch – viel mehr Folklore und Fröhlichkeit auf einmal geht kaum. Doch Stefan Hipp, Geschäftsführer des gleichnamigen Babynahrungsherstellers aus dem bayrischen Pfaffenhofen, kann auch anders. In einem Interview mit dem Branchendienst Agrar Europe geht der fesche Bayer hart mit den herkömmlich wirtschaftenden Bauern ins Gericht. “Die konventionelle Landwirtschaft bringt einige Folgeeffekte mit, die sie als Schrammen in unserer Umwelt hinterlässt”, so Hipp. “Zu nennen wären Chemikalien im Grundwasser und Boden sowie der Rückgang der Artenvielfalt. Das sind alles Schäden, die wir am Ende auch als Verbraucher wieder bezahlen müssen.” Seine radikaler Ausweg: “Mein persönliches Ziel wäre 100 Prozent Ökolandbau. Das ist ganz klar.”

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Bio-Tag in Kitas, keine Mehrwertsteuer für Bioprodukte

Hipp wurde im Sommer dieses Jahres als Präsident des Europäischen Dachverbandes für ökologische Verarbeitung und Handel (OPTA) für die kommenden drei Jahre wiedergewählt. In dieser Funkition trommelt der Babynahrungsspezialist für mehr Biolandwirtschaft. Zwar begrüße er das Ziel der EU-Kommission, dass 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Europa ökologisch genutzt werden. Doch das reiche nicht aus, um der Bionahrung zum Durchbruch zu verhelfen. Dazu müsse die Politik auch die Nachfrage steigern helfen. “Zum Beispiel wünschen wir uns, dass in öffentlichen Einrichtungen, in Kitas oder Krankenhäusern deutlich mehr Bioware angeboten wird”, so Hipp. “Es könnte einen Bio-Tag in der Woche geben.” Auch sei zu überlegen, was die Politik machen könne, um die großen Preisunterschiede zwischen konventionell und Bio zu verringern. “Eine Möglichkeit wäre, die Mehrwertsteuer für biologische Lebensmittel herunterzusetzen oder am besten ganz zu streichen.”

Hipp selbst ist nicht unumstritten

Für Hipp ist klar, dass die herkömmliche Landwirtschaft auch deshalb preiswerter als die Biobauernhöfe sei, weil sie die von ihr angerichteten Umweltschäden auf die Verbraucher abwälzt. Gleichwohl ist Hipps Unternehmen nicht unumstritten, was den Verbraucherschutz angeht. Das vermeintlich bodenständige Unternehmen verlagerte seinen Firmensitz 1999 von Bayern in die Schweiz. 2021 musste Hipp Kindertee vom Markt nehmen, nachdem dieser wegen des Zuckerzusatzes in dem Getränk in die Kritik geraten war. Und 2013 hatte eine Stichprobe des ZDF-Verbrauchermagazins Wiso ergeben, dass in Bio-Babynahrung von Hipp teilweise gentechnisch verändertes Gemüse verarbeitet wurde.

Mehr: Top Agrar online

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