US-Report: Amerikanische Erdgaskonzerne nutzten 50 Jahre alle Regeln der Kunst, um die Öffentlichkeit in die Irre zu führen

Die US-Klimaschutzorganisation Climate Investigations Center wirft der amerikanischen Erdgasindustrie vor, es der Tabakindustrie des Landes gleich getan und die Öffentlichkeit seit 50 Jahren nach allen Regeln der Kunst in die Irre geführt zu haben.

Klimaschädliches Fracking in den USA: Erdgaskonzerne führte Öffentlichkeiti nach allen Regel der Kunst in die Irre (Foto: Joshua Doubek)
Klimaschädliches Fracking in den USA: Erdgaskonzerne führte Öffentlichkeiti nach allen Regel der Kunst in die Irre (Foto: Joshua Doubek)

Der US-Branchendienst für grüne Technologien, CleanTechnica, steht für ungeschminkte Botschaften. “Wenn das kapitalitistische System eine überwölbende Schwachstelle hat, dann ist es, keine ethische Komponente zu haben”, heißt es einer jünsten Veröffentlichung. “So lange man Geld verdient, muss man sich nicht darum kümmern, wie viele Tote man damit verursacht oder wie sehr man die Umwelt schädigt.” Mit diesem Vorwurf überschreibt CleanTechnica-Auto Steve Hanley eine Untersuchung der US-Klimaschutzorganisation Climat Investigations Center (CIC) in Alexandria im US-Bundesstaat Virginia über die amerikanische Erdgasindustrie, die anstelle Russlands die deutsche Energieversorgung sichern helfen soll. Fazit des Reports: Die Konzerne hätten die Methoden der US-Tabakindustrie angewendet und die Öffentlichkeit in den vergangenen Jahren nach allen Regeln der Kunst in die Irre geleitet.

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Nach den bösen Regeln der Tabakindustrie

Das Sündenregister der amerikanischen Ergasindustrie, die seit dem Ukrainekrieg immer mehr extrem klima- und umweltschädliches verflüssigtes Erdgas (LNG) nach Deutschland liefert, könnte den CIC-Recherchen zufolge kaum länger sein. Es reiche von Verzögerungen bei der Veröffentlichung missliebiger Informationen und der Leugnung wissenschaftlicher Erkenntnisse bis hin zu gezielten Desinformationen, ähnlich wie dies die Ölindustrie seit Jahrzehnten tue, indem sie Klimawissenschafler kleinrede, demütige, schikaniere und einschüchtere. Ein Beispiel hierfür seien wissenschaftliche Erkenntnisse über die schädlichen Wirkungen von Gasherden für die Atemwege unter anderem von Kindern. Zu der Diskreditierung solcher Untersuchungen hätten sich die Erdgaskonzerne in den 1970er und 1980er Jahren der selben Labore, Beratungsfirmen und Statistikern bedient wie die Unternehmen der US-Tabakindustrie, darunter die bekannte weltweit tätige PR-Agentur Hill & Knowlton.

Prozesse gegen Erdgaskonzerne nur noch eine Frage der Zeit?

Für die betroffenen Erdgaskonzerne können solche Enthüllungen langfristig gefährlich werden, wie es das Beispiel der US-Tabakindustrie zeigt. In einem Prozess der US-Regierung gegen die führenden amerikanischen Tabakkonzerne wurden die Konzerne 2006 nicht nur für schuldig befunden, durch ihre Marketingmethoden Minderjährige zum Rauchen zu verführen, die Gesundheitsrisiken des Tabakkonsums zu verschweigen, die Unschädlichkeit und Unbedenklichkeit des Zigarettenrauchens zu suggerieren und Forschungsergebnisse zu fälschen und zu vertuschen. Die Konzerne mussten seitdem auch von derlei Methoden lassen und sahen sich immer wieder milliardenschweren Schadenersatzklagen ausgesetzt. Nach den Veröffentlichungen von CIC wäre es kein Wunder, wenn das irgendwann einmal auch den US-Erdgasförderern und LNG-Exporteuren nach Deutschland passierte.

Mehr: CleanTechnica

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