Bassines – Non Merci! Öko-Aktivisten kämpfen um Frankreichs Grundwasser

Nach der fast zweijährigen Jahrhundertdürre verschärft sich der Kampf gegen die Bewässerungsspeicher der Agrarindustrie. Für März sind Massenaufmärsche gegen die sogenannten Bassines geplant. Es könnte heiß werden.

Bassines - Non Merci! Mega-Wasserbecken gefährden Frankreichs labile Grundwasserreserven
Bassines – Non Merci! Mega-Wasserbecken gefährden Frankreichs labile Grundwasserreserven (Géoportail/Licence Ouverte 1.0)

Die Idee klingt einleuchtend. Wenn es zu wenig Wasser für die Felder im Sommer gibt, sammelt man das Wasser im regenreichen Winter, wenn der Grundwasserspiegel steigt, in großen Becken. So jedenfalls die Argumentation der Agrarlobby in Frankreich. Tatsächlich gefährden die Bassines aber die Grundwasservorräte, weil die Zuflüsse im Winter selbst in normalen Jahren nicht ausreichen, um die Entnahmen durch das Abpumpen auszugleichen.

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Nach 20 Dürremonaten und Warnungen der Regierung vor möglichen Einschränkungen bei der Wasserversorgung lehnen die Bürger Frankreichs zunehmend den Ausbau der sogenannten Mégabassines ab. In den vergangenen Jahren hatten Agrargenossenschaften das System der Speicherbecken massiv ausgebaut. Inzwischen existieren etwa hundert davon in Frankreich. Doch allein in der westfranzösischen Region Poitou-Charentes, von der Größe her vergleichbar mit Mecklenburg-Vorpommern, sind weitere 93 der sogenannten Mégabassines geplant. Dem Magazin We Demain zufolge sollen frankreichweit rund tausend Wasserspeicher geplant sein.

Tote Wasser

Die Wasserbecken sind anders als viele künstlichen Gewässer – wie zum Beispiel Staudämme oder Schiffskanäle – alles andere als Lebensräume für Fische oder Wasservögel. Sie sind gigantische, mit Plastikplanen ausgekleidete Becken. Die haushohen Dämme umfassen meist eine mehr oder weniger geometrisch geformte Wasserfläche in der Größe von bis zu zwanzig Fußballfeldern. Die Becken sind bis zu 15 Metern tief. Sie speichern im Extremfall 720 000 Raummeter Wasser.

Experten halten ihre Errichtung für eine gigantische Wasserverschwendung. Der Bewässerungsspezialist Christian Ambland geht davon aus, dass 20 bis 40 Prozent des Wassers auf dem Weg zu den Pflanzen verloren gehen, zum größten Teil durch Verdunstung. Weil sie, anders als Seen oder Teiche, keinen Durchfluss haben, sind sie in der Regel von Algen und Bakterien befallen. Im Unterschied zu Stauwerken werden sie so gut wie ausschließlich mittels Pumpen aus dem Grundwasser aufgefüllt. Nicolas Girod, Sprecher der Confédération paysanne, eines umweltorientierten Bauernverbandes, sagte dazu der Tageszeitung Le Monde: “Die Grundwasserreserven sind bereits unter Stress; sie sind in Gefahr, Jahr für Jahr abzusinken.”

Die Confédération paysanne will ohne die Becken auskommen. Sie befürwortet eine Landwirtschaft, die dem Boden Wasser zuführt durch Weiden, Hecken und kleinräumige Landnutzung.

Verzerrter Wettbewerb

Die Becken verzerren darüber hinaus den Wettbewerb unter den Bauern. Sie bedienen nur vier Prozent der landwirtschaftlichen Betriebe – vor allem größere. Doch diese finanzieren die Wasserspeicher keineswegs aus ihren Erträgen. Das Geld für Errichtung und Betrieb kommt zu 70 Prozent als Geschenk an Großbauern aus öffentlichen Kassen. Auch EU-Mittel (und damit Geld deutscher Steuerzahler) stecken in den Mégabassines. Damit nicht genug: Auf 60 Prozent der bewässerten Flächen Frankreichs wird großräumig Mais, also Tierfutter, angebaut.

Längst sind die Mégabassines – vor Jahren nur Thema für Expertenzirkel – zu einer öffentlichen Angelegenheit geworden. Fast jede Woche findet irgendwo in Frankreich eine Aktion statt. Es gibt dutzende von regionalen Initiativen, die Internetseiten zur Aufklärung oder Bürgerzentren betreiben. Regelmäßig treffen sich Aktivisten auf Info-Veranstaltungen und auf Seminaren.

Am Wochenende nach dem Weltwassertag am 22. März will die Öko-Initiative Bassines Non Merci, unterstützt von rund hundert weiteren Organisationen, an verschiedenen Orten Frankreichs Massenaktionen organisieren. Kernveranstaltung wird ein Sternmarsch in der Region Poitou Charentes sein. Aktivisten aus aller Welt, darunter Vertreter der Mohawk-Nation und Indigene aus Südamerika, beteiligen sich.

Aufruf zur Mobilisation Keine weiteren Wasserspeicher! (Bassines Non Merci)

“No bassaran” heißt die Devise der Bassines-Gegner in Anlehnung an das Motto ¡No Pasarán! im spanischen Bürgerkrieg. So wie die republikanischen Kämpfer 1936 den Durchbuch zum belagerten Madrid verhindern wollten, wollen Frankreichs Öko-Kämpfer den Durchbruch der industrialisierten Landwirtschaft verhindern.

Es könnte heftig zugehen bei den Demonstrationen. Unvergessen sind die gewalttätigen Auseinandersetzungen nach dem Tod des Aktivisten Rémy Fraisse. Der 21-Jährige wurde bei einer Demonstration gegen ein agrarisches Staudamm-Projekt durch eine Blendgranate der Polizei getötet. Daraufhin gab es in vielen Städten Frankreichs Unruhen mit Bränden und Zerstörungen.

Mehr: Le Monde, Greenpeace France

Lothar Schnitzler

1 Kommentar

  1. Je vous écris pleine d’admiration pour votre engagement courageux et sans relâche contre la construction des méga – bassines dont Macron et son gouvernement sont des ” fans ” .
    Je vous prie de croire à me meilleurs sentiments
    Je suis allemande , j’ai presque 80 ans : viele liebe Grüsse von einer Europäerin,
    Lydia Demand

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