Fraunhofer-Forscher fordern Mobilitätsgeld statt Entfernungspauschale

Die herkömmliche Entfernungspauschale erhöht im Ergebnis den Ausstoß von Klimagasen. Und Besserverdiener profitieren mehr als Arme. Fraunhofer-Forscher fordern daher ein Mobilitätsgeld, das unabhängig von der Höhe des Einkommens ist.

Besserverdienende Entfernungspauschale bevorzugt Wohlhalbende
Besserverdienende Entfernungspauschale bevorzugt Wohlhalbende und Fernpendler (Peggy und Marco Lachmann-Anke/Pixabay)

Die insgesamt über fünf Milliarden Euro Steuerentlastung durch die Pendlerpauschale verteilt sich äußerst ungleich. Die ärmere Hälfte der Steuerzahler wird nur um weniger als eine Milliarde Euro entlastet. Dagegen landen über zwei Milliarden Euro in den Taschen des oberen Einkommensfünftels. Grund für die ungerechte Verteilung ist die Progression des Einkommenssteuertarifs. Denn mit dem Anstieg des Steuersatzes für höhere Einkommen steigt die steuerliche Entlastung durch die Entfernungspauschale. Geringverdiener erhalten folglich weniger Steuerermäßigung als Besserverdiener – auch wenn der Anfahrtsweg gleich weit ist.

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Die Forscher des Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik (FIT) und der Universität Stuttgart hatten sich vor allem mit den verteilungspolitischen Wirkungen befasst. Ebenso wie die Besserverdiener profitieren jene Bürger, die wegen langer Anfahrtswege öffentliche Verkehrswege und Umwelt besonders belasten. Da die Höhe der Steuerersparnis auch von der Entfernung zum Arbeitsplatz abhängig ist, fördert die Entfernungspauschale die Erhöhung der Fahrleistung und die Zersiedlung der Landschaft. Den Berechnungen der Studie zufolge betrugen allein die Kosten für die Klimaschäden infolge der Pendlerpauschale im Jahre 2020 rund 1,67 Milliarden Euro. Die damit verbundene Belastung mit CO2-Äquvalenten belief sich auf 2,4 Millionen Tonnen.

Bevorzugung Wohlhabender beenden

Um die Umweltschäden zu vermindern und die Verteilungseffekte zugunsten Wohlhabender einzudämmen, schlagen die Wissenschaftler ein Mobilitätsgeld vor. Das Mobilitätsgeld soll zwar weiterhin an die Pendeldistanz gebunden sein, allerdings zu einem geringeren Grad als bei der heute gültigen Entfernungspauschale. Vor allem soll es unabhängig von der Höhe des Einkommens bewilligt werden. Über solch ein Mobilitätsgeld ließe sich die Fahrleistung der Steuerpflichtigen insgesamt deutlich reduzieren. Damit einher gingen auch positive Wirkungen auf die Schadstoffemissionen. Die fiskalischen Kosten blieben im Vergleich zur heutigen Pendlerpauschale gleich.

Ändern würde sich Letzteres, wenn das Mobilitätsgeld nur einem eingeschränkten Kreis von Berechtigten gewährt würde, abhängig von der Höhe des Einkommens. Dann könnten Anreize zur Verringerung der Fahrleistung mit Steuereffekten zugunsten der Bürgergemeinschaft in Milliardenhöhe kombiniert werden.

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