Bioketten und Aldi Seit an Seit gegen Brüssel

Es kommt nicht allzu häufig vor, dass Discounter und Naturkost-Händler gemeinsame Sache machen. Doch jetzt protestieren sie im Bündnis gegen Pläne der EU-Kommission, die Regeln für Gentechnik zu lockern.

Lieber naturnah Bundesbürger greifen verstärkt zu Gentechnik-freien Lebensmitteln Grafik: VLOG

In einer Resolution fordern Aldi, Lidl, Tegut, die österreichische Rewe sowie die Bio-Händler Dennree und Naturata die EU-Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides auf, neue Gentechnikverfahren nicht weniger streng zu regulieren wie bestehende. Die Unternehmen fürchten, dass eine Liberalisierung dazu führen könnte, dass gentechnisch veränderte Lebensmittel ungetestet und ungekennzeichnet in den Läden landen. “Das ist für uns nicht akzeptabel”, heißt es in dem Schreiben.

Die Einzelhändler wissen, dass ein Großteil ihrer Kundschaft gentechnisch behandelten Nahrungsmitteln skeptisch bis ablehnend gegenüber steht. Aus diesem Grund greifen die Käufer seit Jahren verstärkt zu Eiern, Käse und Geflügel mit entsprechendem Siegel, das der Verband Lebensmittel ohne Gentechnik (VLOG) vergibt. Der Umsatz mit der gekennzeichneten Ware verdoppelte sich seit 2017 in Deutschland nahezu. Dieses Jahr springt er nach einer Prognose des VLOG auf mehr als 13 Milliarden Euro (siehe Grafik). Auch Bioware boomt.

Druck der Saatgut-Lobbyisten

Der Handel fürchtet, die EU-Kommission könne dem Druck der Biotech- und Saatgut-Lobbyisten nachgeben, neue Verfahren weniger strengen Auflagen zu unterwerfen. Dies betrifft das sogenannte Genome Editing. Anders als bei früheren gentechnisch veränderten Organismen (GVO) werden hierbei viel gezielter nur einzelne Teile des Erbguts, etwa von Pflanzen, manipuliert. Sie lassen sich in der halben Zeit kreieren wie herkömmliche GVOs. Konzerne wie Bayer sprechen schon von einer milliardenschweren “Biorevolution” mit klimaresistenten Pflanzen.

VLOG-Geschäfstführer Alexander Hissting sieht keinen Änderungsbedarf bei den bestehenden Gesetzen. “Gentechnik-Deregulierung ist der falsche Weg für Europa.” Sie stünde auch im “Totalwiderspruch” zu den Green-Deal- und Farm-to-Fork-Initiativen der EU, die gesündere, nachhaltigere Lebensmittel sowie mehr Umwelt- und Naturschutz versprächen.

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