Dreckige Chips – Die Halbleiterindustrie muss sauberer werden

Die Produktion passiert in Räumen, die sauberer als Operationsäle sind. Doch die Umweltbilanz der Halbleiterindustrie ist katastrophal.

Chip Halbleiterindustrie stößt ebenso viel CO2 aus wie die Hälfre aller Haushalte in den Vereinigten Staaten (Dmitry Steshenko/Pixabay)
Chip Die Halbleiterindustrie stößt fast ebenso viel Treibhausgase aus wie die
Hälfte aller Haushalte in den Vereinigten Staaten (Dmitry Steshenko/Pixabay)

Allenthalben entstehen neue Fabriken der Halbleiterindustrie. Der amerkanische Chipkonzern Micron baut in Japan. Infineon in Dresden, Intel will in Magdeburg bauen – im Zeitraum zwischen 2021 und 2024 gingen und gehen fast 80 neue Chipfabriken an den Start.

Politiker feiern sich und die Chipbranche bei Eröffnungsreden gern als Avantgarde des Fortschritts. Was sie nicht erwähnen: Die Chiphersteller nutzen die Konkurrenz zwischen den Standorten schamlos aus. Sie erpressen die Politik wie kaum eine andere Branche zu Subventionen in Milliardenhöhe. Sie erwarten darüber hinaus vom Steuerzahler eine ausgefeilte, extrem teure, Infrastruktur als Startgeschenk. Vor allem: Die vorgebliche Saubermann-Industrie ist eine schmutzigsten überhaupt.

Der Ausstoss der globalen Chipindustrie an klimaschädlichen Treibhausgasen ist – nach Einschätzung des Unternehmensberaters Bosten Consulting Group (BCG) – fast halb so hoch wie der aller Haushalte in den USA. Und er steigt stetig an. Im vergangenen Jahr sollen, BCG zufolge, die CO2-Emissionen auf 171 Megatonnen angestiegen sein. Das ist gut ein Viertel mehr als im Jahr 2018. Ein Grund ist die wachsende Verkleinerung von Nanostrukturen. Denn je kleiner die Strukturen, je leistungsfähiger der Chip bezogen auf seine Größe wird, um so größer wird die Umweltbelastung. So soll die künftige 2-Nanometer-Technik 946 Kilogramm CO2-Ausstoss pro Produktionseinheit mit sich bringen. Das herkömmliche 28-Nanometer-Verfahren emitiert hingegen nur 302 Kilogramm.

Reinräume sind klimaschädlich

Einer der Ursachen für den enormen ökologischen Fußabdruck ist ironischerweise die Reinraumtechnik. Denn für die Filterung der Luft braucht es Unmengen an Energie. Auch die hohen Temperaturen bei der Herstellung verschlingt viel Energie. Das fängt schon bei der Fertigung des wichtigsten Vorproduktes, der Wafer, an. Die bis zu 30 Zentimeter großen Scheiben, auf denen die Chips entstehen, sind aus Silizium. Der Schmelzpunkt von Silizium liegt bei 1400 Grad.

Durstige Chipwerke

Der Produktionsprozess im Chipwerk selbst benötigt Gase, die für Klima und Umwelt gefährlich sind. Die Industrie verwendet darüber hinaus auch Schwermetalle und reichlich giftige chemische Flüssigkeiten. Eine der größten umwelttechnischen Herausforderungen: Die Chipindustrie braucht enorm viel Wasser. Allein die drei großen Chiphersteller in Dresden, Bosch, Globalfoundies uns Infineon brauchen fast die Hälfte des gesamten Wassers der Stadt. Inzwischen gehen zwar mehr und mehr Halbleiterfabriken zu weitgehend geschlossenen Wasserkreisläufen über. Das senkt den laufenden Wasserverbrauch allerdings nicht auf Null. Angesichts der zunehmend trockenen Sommer wird sich die Branche auf eine zunehmend kritischere Öffentlichkeit einstellen müssen.

Mehr: Handelsblatt

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*