Sind die goldenen Jahre für den Fahrradhandel schon vorbei?

Nach dem coronabedingten Hoch normalisieren sich die Umsätze. Der IFO-Index für die Preiserwartungen im Fahrradhandel stüzte geradezu ab.

Radwerkstatt Im deutschen Fahrradhandel gehen die Preise herunter (tomsbikecorner.de/Pixelio.de)
Radwerkstatt Im deutschen Fahrradhandel gehen die Preise herunter (tomsbikecorner.de/Pixelio.de)

Im Fahrradhandel stürzte der Index von +31,2 auf -21,8. Die Händler planen also mehrheitlich Preiskürzungen. Der monatliche IFO-Index Preiserwartungen gibt den Prozentsatz der Unternehmer an, die Preise steigern wollen, minus den Prozentsatz, der Preise senken will. Bereits Ende April hatte das statistische Bundesamt gemeldet, dass im 2022 der Einzelhandel preisbereinigt 0,7 Prozent weniger Umsatz erzielt hatte als im coronabdingten Rekordjahr 2020. In den drei Jahren zuvor war es stetig hochgegangen.

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Allein im Jahr 2020 waren die Verkäufe der Radhändler fast um ein Drittel nach oben geschnellt. Der Sprung um 32,4 Prozent war der größte, den die Branche seit 1994 verzeichnete. Ursache für die wachsende Nachfrage war, neben dem generellen Trend zum Radfahren, die Corona-Pandemie. Auf dem Rad war die Ansteckungsgefahr geringer als in Bus oder Bahn. Der Auftrieb war um so erstaunlicher, als er einherging mit Lieferengpässen.

Fahrrad-Einzelhandel Schon 2022 leicht im Abwind (Destatis 2023)

Doch das Hoch wurde bald überlagert durch Inflation, den Krieg in der Ukraine und die damit einhergehende Zurückhaltung der Verbraucher. Kein Wunder, dass es bereits im vergangenen Jahr den Händlern nicht gelang, die Preise über das Inflationsniveau von 6,9 Prozent zu steigern. Im vergangenen Jahr betrugen die Preissteigerungen für Räder ohne Motor 6,8 Prozent, die Preise für elektrisch angetriebene oder unterstützte Räder gingen um 6,2 Prozent nach oben. Im Jahr davor stiegen die Preise für klassische Räder um 6,3 Prozent. E-Bikes oder Pedelecs kosteten 5,1 Prozent mehr als 2020. Zum Vergleich: 2021 lag die Inflationsrate noch bei 3,1 Prozent. Im laufenden Jahr wird es für viele Radhändler noch schwieriger. Die Lager der Händler sind voll. Viele reagieren – wie der IFO-Index zeigt – mit Preisabschlägen.

Branche dennoch optimistisch

Auch Hersteller und Großhändler beklagten für ersten fünf Monate für E-Bikes einen Absatzrückgang von 12 Prozent auf nur 850 000 Stück. Der Absatz von klassischen Rädern ging sogar um 20 Prozent auf 830 000 Drahtesel zurück. Für den E-Bike-Sektor erwartet der Verband der Zweiradindustrie ZIV bis Ende des laufenden Jahres einen Rückgang von zehn Prozent.

Dennoch blickt die Branche optimistisch in die Zukunft. Der allgemeine Trend spricht für das Rad. Händlern und Industrie hilft auch die wachsende Neigung von Verbrauchern, sich hochwertige Elektro- und Lastenräder zuzulegen. Zumindest Mittel- und langfristig werde sich der Fahrrad- und E-Bike-Markt sehr gut entwickeln, glaubt ZIV-Geschäftsführer Burkhard Stork.

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