Spree in Not – Trocknet Berlins Wasserversorger bald aus?

Wenn der Braunkohlen-Bergbau in der Lausitz eingestellt wird, könnte das Wasser der Spree in Berlin knapp werden. Davor warnt der Präsident des Umweltbundesamtes.

Spree mit Berliner Dom Fällt der Fluß trocken (Qubes Pictures/Pixabay)
Spree mit Berliner Dom Fällt der Fluß trocken? (Qubes Pictures/Pixabay)

Die Spree könne mit dem Ende des Braunkohle-Tagebaus örtlich bis 75 Prozent weniger Wasser führen. Dies würde den Fortbestand der Kulturlandschaft des Spreewaldes, die Seen und Gewässer der Region um Berlin, aber auch die Trinkwasserversorgung der Hauptstadt gefährden. Das befürchtet Dirk Messner, Präsident des Umweltbundesamtes (UBA) mit Verweis auf eine Studie seines Amtes: „In Berlin und Brandenburg könnte im schlimmsten Szenario das Wasser empfindlich knapp werden, wenn nicht entschlossen gegengesteuert wird. Die Länder Brandenburg, Berlin und Sachsen stehen vor entsprechenden Herausforderungen. Sie sollten diese schnell gemeinsam mit der Wasserwirtschaft angehen.“ 

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In den vergangenen 120 Jahren wurden summiert 58 Milliarden Kubikmeter Wasser aus den Tagebau-Gruben vor allem in die Spree abgepumpt. Das ist mehr als die Wassermenge des Bodensees. Flüsse, Seen, Moore, die Grundwassersysteme, aber auch die Wasserversorger und Verbraucher haben sich auf diesen künstlichen Zufluss eingestellt. Das Abpumpen des Wasser aus Tiefen von bis zu 150 Metern dient dazu, das Absaufen der Gruben zu verhindern. Bis zum Jahre 2038, wahrscheinlich schon 2030, endet jedoch der Braunkohlen-Tagebau in der Lausitz.

Berlin fehlen bald drei Müggelseen – pro Jahr

Damit stoppt aber auch die über Jahrzehnte zuverlässige Wasserspende für die Spree. Gut die Hälfte des Wassers, dass die Spree bei Cottbus führt, stammt aus abgepumptem Grundwasser. In heißen Sommern steigt dieser Anteil auf bis zu 75 Prozent. Für den sächsischen Teil der Spree geht die ⁠Prognose⁠ von einem jährlichen Wasserdefizit von rund 95 Millionen Kubikmeter aus. Im Unterlauf der Spree in Brandenburg werden künftig pro Jahr voraussichtlich rund 126 Millionen Kubikmeter fehlen – mehr als dreimal so viel Wasser, wie der Große Müggelsee fasst.

Wasserengpässe sind folglich kaum vermeidbar. Unter anderem ist die Wasserversorgung von Berlins größtem Trinkwasserwerk in Friedrichshagen bedroht. Auch die Verdünnung des gereinigten Berliner Abwassers mit Spreewasser – etwa 220 Millionen Kubikmeter pro Jahr – wird problematisch. Zusätzlich benötigt die Auffüllung der Tagebaulöcher während der kommenden Jahrzehnte sechs Milliarden Kubikmeter Wasser. Die Auffüllung ist aber nötig, damit die Hänge der Tagebaulöcher stabil bleiben. Verstärkt wird das Wasserdefizit durch die Folgen des Klimawandels.

Elbe und Oder müssen herhalten

Die Studie nennt mehrere Lösungswege, um die Wasserkatastrophe in Sachsen, Sachsen-Anhalt und vor allem der Hauptstadt-Region zu verhindern. Am einfachsten sei es Wasser zu sparen. Allerdings ist das auch die schmerzhafteste Lösung für Verbraucher und Industrie. Die Sparpolitik dürfte nur schwer durchsetzbar sein.

Die zweite Lösung besteht darin, Wasserableitungen aus größeren Flüssen wie Elbe, Oder und Lausitzer Neiße zu bauen. Hierzu müssten enorme Kanalbauwerke entstehen. Voraussetzung dafür sind Enteignungen von Grundstücken; Folge die Auseinadersetzungen mit fragwürdigen Bürgerinitiativen.

Ein weiterer Weg ist der Ausbau von großen Wasserspeichern. Dem steht allerdings im Wege, dass die benötigte Wassermenge dafür gerade in kritischen Zeiten selten ausreicht. Die UBA-Studie schlägt vor, die Bergbaufolgeseen als Wasserspeicher zu nutzen. Dazu böte sich die Cottbuser Ostsee an. Doch dazu fehlen die genehmigungsrechtlichen Voraussetzungen für eine Speichernutzung.

Kurzfristig könnten als Notlösung die Pumpen der Tagebaue auch nach dem Ende des Braunkohle-Abbaus einfach weiterlaufen. Doch damit würde die Sulfatbelastung der Spree erhöht. Und die notwendige Aufbereitung des abgepumpten Grundwassers machen diese Lösung zur teuersten.

Mehr: Umweltbundesamt

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