Ende der Pipeline Keystone XL vergrätzt Kanadier

Der Widerruf der Baugenehmigung für das umstrittene Projekt war eine der ersten Amtshandlungen von US-Präsident Joe Biden. Kanadische Politiker sind enttäuscht. Die Bürger sehen die Entscheidung eher gelassen. Und Bürger wie Politiker wollen den Konflikt bald vergessen.

Pipelinebau Verletzte Landschaft (Rainer Brückner/Pixelio)

So schnell hatten die Kanadier nicht mit der Entscheidung Bidens gerechnet. Dass sie schon in ersten hundert Tagen gekommen sei, habe er nicht erwartet, meinte Doug Jones, Bürgermeister des westkanadischen Förderstädtchens Oyen. Jason Kenney, Premierminister von Kanadas Ölprovinz Alberta, in der auch Oyen liegt, tobte: “Das ist ein Schlag in die Magengrube.” Und Justin Trudeau, Kanadas Premierminister, äußerte sich “enttäuscht.”

Weniger die Entscheidung selbst, verärgert dabei die Kanadier, sondern wie der US-Präsident sie getroffen hat: ohne Rücksprache mit den nördlichen Nachbarn, gleich am ersten Tag seiner Regierungszeit und ohne Prüfung von Alternativen. Alberta-Vormann Kenney: “So behandelt man keinen Freund.”

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Die Bevölkerung Kanadas hingegen sieht das Ende des Keystone-XL-Vorhabens gelassen. 59 Prozent der Kanadier, so fand eine Befragung des Meinungsforschers Angus Reid Institute heraus, würden, “wenn sie in den Schuhen ihres Premierministers steckten, die Entscheidung akzeptieren und sich auf andere US-kanadische Prioritäten” konzentrieren. So ganz egal ist der präsidiale Beschluss den kanadischen Bürgern allerdings nicht. Nur 30 Prozent glauben, dass er gut für ihr Land ist. Trotzdem spricht sich nur in den Ölprovinzen Alberta und Saskatchewan eine Mehrheit für die weitere Verteidigung des Projektes aus.

Vor allem die Anhänger der Regierungsparteien sind dafür, jetzt zur Tagesordnung überzugehen. Rund vier Fünftel der Anhänger der Liberalen, der Linkspartei NDP und der Grünen votierten in der Umfrage dafür. Beobachter sehen diese Einstellung bei den Parteigängern des Regierungslagers als Grund für die zurückhaltende Formulierung Trudeaus hinsichtlich seiner Enttäuschung.

Die Ölleitung Keystone XL sollte die Ölsandvorkommen in Alberta mit den Raffinerien in Texas verbinden und eine alte Verbindung ergänzen. Doch seit Beginn der Planung regte sich Widerstand gegen das Projekt. Dakota-Indianer wehrten sich, weil die Leitung ihre Territorien durchschneidet. Sie gründeten zusammen mit weißen Aktivisten die CIA, die “Cowboy Indian Alliance” und kämpften gegen die Verlegung. Die Gegner kritisierten das Projekt auch, weil die Ölleitung das Gebiet des Ogallala-Grundwasserspeichers quert, der sich von Süd-Dakota bis Neu-Mexico erstreckt und für die Wasserversorgung mehrerer Bundesstaaten wichtig ist.

Mehr: CBC Bloomberg TAZ Handelsblatt

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