Großmeister der Nostalgie

Der Chef des zweitgrößten Autokonzerns weltweit, Akio Toyoda, hält den zügigen Umstieg auf Elektromobilität für einen exzessiven Hype. Diese Politik führe zum Zusammenbruch des aktuellen Geschäftsmodells der Autoindustrie.

Akio Toyoda Zeichen der Zeit nicht erkannt?
Akio Toyoda Zeichen der Zeit nicht erkannt? (Foto: Toyota)

Der Toyota-Chef bezweifelte, dass die japanische Infrastruktur für einen schnellen Umstieg in die Elektromobilität vorbereitet sei. Wenn alle Autos elektrisch betrieben würden, könnte es passieren, dass in Nippon zur Sommerzeit der Strom knapp werde. Für den Umbau der Infrastruktur müsste das Land zwischen 110 bis 292 Milliarden Euro ausgeben. “Wissen die Politiker, was sie meinen, wenn sie sagen ‘Lasst uns die Verbrenner alle loswerden’?”, fragte der Enkel des Firmengründers anlässlich einer Pressekonferenz zum Jahresende. Die Regulierungen würde darüber hinaus Autos derart verteuern, dass sie wie “eine Blume auf einer Bergspitze” für Normalmenschen nicht mehr erreichbar seien.

Nach Meinung Toyodas schadet Elektromobilität dem Klima. “Je mehr Elektro-Vehikel wir herstellen, desto mehr CO2 bekommen wir”, sagte er und verwies auf den hohen Anteil von Kohlestrom in Japan. Toyoda steht mit seiner Meinung zur angeblichen Klimaschädlichkeit nicht allein. Anfang November hatte der Verein Deutscher Ingenieure eine Studie veröffentlicht, die zu dem Ergebnis kam, dass die CO2-Bilanz von Elektroautos keineswegs besser sei als die von Autos mit herkömmlichen Methoden. Noch deutlicher wurde eine Untersuchung des prominenten deutschen Ökonomen Hans-Werner Sinn vom vergangenen Jahr. Beiden Studien wurde vorgeworfen, mit veralteten Daten und fragwürdigen Grundannahmen zu operieren.

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Die Produktion eines E-Autos kann zwar – wegen der aufwendigen Batterieherstellung – doppelt so viel Energie benötigen, wie die eines Kraftfahrzeugs mit thermischen Antrieb. Doch selbst mit aktuellen Strommix wird die CO2-Bilanz eines E-Vehikels nach der Verschrottung besser als die eines Verbrenners sein. Forscher des Fraunhofer Instituts ISI bewiesen, dass die Treibhausgas-Emissionen eines Elektro-Wagens über den gesamten Lebenszyklus bis zu 42 Prozent geringer ausfallen als beispielsweise eines benzinbetriebenen Kleinwagens.

Der Vorstoß des japanischen Auto-Magnaten sorgte nicht nur wegen der Fehlannahmen für Erstaunen. Toyota hatte als erster Hersteller bereits in den Neunzigerjahren PKWs mit Hybrid-Antrieben, die Elektro- mit Verbrennungsmotoren kombinieren, auf den Markt gebracht. Bis zum Jahre 2030 will der Autobauer über elf Milliarde Euro in Elektromobilität investieren. Hierbei handelt es sich allerdings ausschließlich um Hybridmotoren. Rein elektrische Fahrzeuge hat der japanische Autobauer nicht im Portfolio. Toyota setzt statt dessen auf Wasserstoff-Mobilität.

Mehr: Wallstreet Journal WiWo Elektroautonews Süddeutsche Zeitung

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