„Hoffnung, dass Grüne was bewegen, sehr gering“

Thilo Bode, der ehemalige Deutschland-Chef der Umweltschutzorganisation Greenpeace und Gründer von Food Watch, befürchtet, dass die Grünen in der neuen Bundesregierung ihre Ziele kaum umsetzen werden.

Umweltschutz-Profi Bode: Vorschusskritik an Grünen-Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Foto: Nicola Quarz)

Von den Jungsozialisten an die Spitze von Greenpeace in Deutschland, danach die Gründung von Foodwatch – Thilo Bode gilt es einer der dezidiertesten Profis im Kampf für eine sauberere Umwelt und bessere Nahrungsmittel hier zu Lande. Das hat den promovierten Volkswirkt offenbar zu einem großen Skeptiker der Grünen werden lassen, die Ende der 1990er Jahr zusammen mit der SPD schon einmal die Bundesregierung bildeten und nun in eine Ampel-Koalition eingetreten sind. „Natürlich verstehe ich, dass die Grünen nach jahrelangen Kämpfen auch einmal etwas zu sagen haben wollen, nach dem Motto des früheren SPD-Chefs Franz Müntefering, Opposition sei Mist,“ so Bode im Interview mit der Augsgurger Allgemeinen. „Ich glaube aber, dass eine starke Oppositionspartei, die eine harte Klimapolitik vertritt, womöglich mehr als auf der Regierungsbank erreichen kann. Wenn ich mir den Koalitionsvertrag mit allen Schwurbeleien beim Thema ‚Klimaschutz‘ anschaue, ist Skepsis angebracht. Meine Hoffnung, dass die Grünen etwas bewegen, ist sehr gering.“

Kein Öko-Bonus für Özdemir

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Besonders wenig traut Bode Landwirtschaftsminister Cem Özdemir zu, dem nach Renate Künast unter SPD-Kanzler Gerhard Schröder zweiten grünen deutschen Chefagrapolitiker. „Herr Özdemir wird einen Teufel tun und sich mit dem Bauernverband anlegen“, so der Food-Watch-Gründer. „Herr Özdemir wird von Foodwatch keinen Öko-Bonus bekommen, er kann froh sein, wenn er von uns keinen Öko-Malus erhält. Seitdem Ex-Kanzler Schröder angefangen habe, im Bio-Markt einzukaufen und die Regierung von großen Veränderungen in der Landwirtschaftspolitik sprach, sei im Grunde alles beim Alten geblieben. „Heute nach zwanzig Jahren werden nur acht Prozent der landwirtschaftlichen Fläche in Deutschland ökologisch bewirtschaftet und je nach Tierart stammen nur ein bis drei Prozent des Fleisches aus der Bio-Produktion. Eine Erfolgsgeschichte sieht anders aus.“

Hoffnung auf weitreichende Klima-Regelungen war ein Trugschluss

Entsprechend hart geht Bode mit den Grünen wegen ihres Verzichts auf ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen ins Gericht. „Diese rasenden SUV-Panzer auf deutschen Autobahnen, ja dieser Kampf jeder gegen jeden entsetzt mich. Die Autos sind übermotorisiert. Sie finden heute kaum noch ein Auto, wo der Tacho nicht 200 anzeigt. Das ist verrückt“, so Ex-SPD-Mitglied Bode. „Dass die Grünen das Tempo-Limit nicht durchsetzen konnten, hat mich negativ überrascht. Zunächst dachte ich, dass die Grünen dafür, dass sie das Tempo-Limit nicht bekommen, im Gegenzug weitreichende Klima-Regelungen erstreiten können. Das war ein Trugschluss.“

Mehr: Augsburger Allgemeine

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