Bei der jüngsten Zählung wurden fast fünfzig Luchse mehr als im Jahr davor gezählt. Der Pinselohrträger bleibt trotzdem auf der roten Liste der vom Aussterben bedrohten Tiere, weil die Anzahl von Weibchen mit Jungen noch zu gering ist, um von einem stabilen Bestand zu sprechen.
Nur 32 Weibchen mit 59 Jungtieren ergaben die Erhebungen der Bundesländer für das Bundesamt für Naturschutz (BfN) in der Zählperiode vom 1. Mai 2019 bis Ende April 2020. Im den davor liegenden zwölf Monaten ermittelten Forstleute und Jagdheger nur 27 Katzen mit Anhang. Insgesamt registrierten die Zähler 125 bis 135 Luchse – auf den ersten Blick eine gute Zahl.
Doch trotz des deutlichen und erfreulichen Wachstums, sei der Bestand noch zu klein, meint Beate Jessel. “Der Erhaltungszustand des Luchses ist weiterhin kritisch zu bewerten”, sagt die BfN-Präsidentin, “die deutschen Luchsbestände sind durch die Zerschneidung der Waldlebensräume, durch illegale Nachstellung und durch den Verkehr weiterhin stark gefährdet.”
Zurzeit gibt es drei separate Luchsvorkommen in Deutschland. Das wichtigste Luchsgebiet liegt im Harz. Ein weiteres Vorkommen gibt es grenzüberschreitend im bayrisch-tschechisch-österreichischen Böhmerwald. Eine dritte Region existiert im Pfälzerwald an der Grenze zu Frankreich. Auch im restlichen Bundesgebiet wie etwa in Baden-Württemberg oder Sachsen kommen Luchse vor. Doch gibt es in diesen Ländern keine Weibchen. Luchskatzen sind weniger wanderlustig als ihre männlichen Artgenossen und meiden die Querung von besiedelten Flächen oder zerstückelten Waldgebieten.
Luchse brauchen große zusammenhängende, waldreiche Lebensräume mit hinreichend Beutetieren wie Rehe. Sie benötigen in diesen Habitaten weiträumige Rückzugs- und Ruhezonen insbesondere für die Aufzucht der Jungen. Die zunehmende Zerstückelung der Landschaft sowie die teilweise großräumige Umwandlung von Wald in Industriegebiete, wie im Fall des Tesla-Werks im brandenburgischen Grünheide, wird die Verbreitung des Luchses weiterhin erschweren.
Mehr: Deutsche Jagdzeitung
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