Ihr ungezügelter Datenhunger macht KI zum wahren Stromfresser

Wie sehr belastet Künstliche Intelligenz die Umwelt? Vor allem ihr Training macht die KI zum Stromfresser. Experten arbeiten an Appetitzüglern.

Modernes Rechenzentrum: Das Training von Künstlicher Intelligenz entpuppt sich als gigantischer Stromfresser
Modernes Rechenzentrum Sprachmodelle wie GPT-3 entpuppen sich als gigantische Stromfresser
Bild: Cliff Hang/Pixabay

Strom heizt das Klima, zumindest solange er überwiegend aus fossilen Kraftwerken stammt, wegen der Treibhausgas-Emissionen bedrohlich auf. Vor diesem Hintergrund klingen die Prognosen von Ralf Herbrich, Leiter des Fachgebiets Künstliche Intelligenz und Nachhaltigkeit am Berliner Hasso-Plattner-Institut (HPI), wenig beruhigend. Schon heute verbrauchten Rechenzentren und der Betrieb von Smartphones und Notebooks acht Prozent der weltweit produzierten Energie, berichtet der Experte. Doch jetzt komme mit der KI ein enormer Stromfresser hinzu. “Es gibt Schätzungen, dass der Verbrauch auf 30 Prozent ansteigen wird”, so sein Ausblick.

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Forscher warnen vor Stromfresser KI

Folgt man den Ausführungen des Datenwissenschaftlers Alex de Vries aus Amsterdam, könnte Abfragen nach Texten und Bildern allein mittels des Sprachroboters ChatGPT des kalifornischen Start-ups OpenAI global täglich 564 Megawattstunden verschlingen. Aufs Jahr gerechnet entspräche das fast 43 Prozent des deutschen Stromverbrauchs im vergangenen Jahr.

Doch der ökologische Fußabdruck beschränkt sich nicht allein auf Watt und Volt. Je stärker die Datenzentren dieser Welt von KI-Anwendungen in Anspruch genommen werden, desto mehr Kühlwasser benötigen sie, damit die vielen Millionen Prozessoren nicht überhitzen. Forscher der Universität von Kalifornien fanden heraus, dass Microsoft bei jeder Trainingseinheit seines GPT3-Sprachmoduls ungefähr 700 000 Liter Frischwasser verbraucht. Ähnlich viel Nass würde gebraucht, so die Wissenschaftler, um 370 BMW-Karossen oder 320 Teslas zu produzieren.

Auch Wasserverbrauch belastet den ökologischen Fußabdruck

Internetkonzerne wie der Suchmaschinenriese Google wollen die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen, Klimnaschädlinge zu sein. Sie verweisen darauf, dass es ihnen durch angespeckte Verfahren gelungen sei, den Energieverbrauch fürs Training eines neuen Modells stark zu reduzieren. Darauf setzt auch HPI-Forscher Herbrich: weniger Parameter berechnen, ohne dass die Qualität der Antworten nennenswert sinkt. Dafür wirklich gute Lösungen zu finden, könne aber noch Jahre dauern, schränkt er ein.

Die werden schon seit längerem auch gesucht, um ein anderes Energieverbrauch-Monster zu bändigen: digitale Kryptowährungen wie Bitcoins. Auch deren Generierung absorbiert gigantische Rechenleistungen in den globalen Datenzentren.

Höhere Effizienz auf der Habenseite

Schließlich darf ein anderer Aspekt bei der Ökobewertung Künstlicher Intelligenz nicht unterschlagen werden. Hilft sie zum Beispiel, Routen Kraftstoff sparend zu berechnen, Heizungen effektiver zu steuern und Stürme präziser vorherzusagen, schlägt das auf der Habenseite zu Buche.

Hinzu kommt das ökonomische Eigeninteresse der KI-Anbieter. Sie müssen sehen, ihre gigantischen Stromrechnungen wieder reinzuspielen. Da die Zahlungsbereitschaft der Nutzer und Werbetreibenden bekanntlich begrenzt ist, werden Einsparungen beim Energiebedarf mitentscheidend für den Erfolg ihrer Geschäftsmodelle sein.

Mehr: faz earth.org

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