Der Siegeszug künstlicher Intelligenz (KI) verdrängt Millionen Menschen aus ihren Jobs. Dafür generiert der grüne Wandel neue Beschäftigungschancen.
Diese Prognose birgt Sprengstoff für den globalen Arbeitsmarkt. In den nächsten vier Jahren wird rund jeder vierte Beschäftigte mit gewaltigen Veränderungen in seinem Beruf konfrontiert sein – vom völliger Veränderung des Jobprofils bis zum Wegfall des Arbeitsplatzes. So sagen es die Experten des Davoser Weltwirtschaftsforums (WEF) in ihrem „Future of Jobs Report 2023“ voraus. Sie stützen sich dabei auf eine Umfrage unter mehr als 800 repräsentativ ausgewählten Unternehmen aus allen Erdteilen.
83 Millionen Jobs gehen verloren
In dem vom fundamentalen Wandel betroffenen Viertel des Arbeitsmarkt gehen bis 2027 demnach 83 Millionen Jobs verloren. Zugleich entstehen dort allerdings auch 69 Millionen neue. Die beste Nachricht aber: Über alle Wirtschaftssektoren betrachtet wächst die Beschäftigung.
Grüner Jobmotor
Das schreiben die Ökonomen vor allem zwei Faktoren zu: Der global angeschobene Aufbau einer grünen Industrie weg von der Nutzung klimaschädlicher fossiler Rohstoffe führt in Verbindung mit den dafür notwendigen Billiarden-Investitionen zu einem Nettostellenzuwachs (siehe Grafik unten). Der wird dadurch verstärkt, dass Lieferketten weniger global und stärker lokal etabliert werden.
Die grüne Transformation befeuert besonders die Nachfrage nach Spezialisten für erneuerbare Energiesysteme wie Wind-, Solar- und Biomassekraftwerke. Ebenso gefragt sind Nachhaltigkeits- und Umweltexperten aller Art.
Gravierender Mangel an grünen Kompetenzen
Dabei taucht laut Sue Duke, Head of Global Public Policy beim Berufsnetzwerk LinkedIn, allerdings ein gravierendes Problem auf. „Es gibt zwar eine starke Nachfrage nach Talenten mit grünen Kompetenzen. Doch leider entwickeln die Menschen diese Kompetenzen nicht annähernd schnell genug, um die Klimaziele zu erreichen.“ Als Ausweg fordert Duke Regierungen und Unternehmen auf, zügig Schulungsoffensiven zu starten.
Schlaue Algorithmen verdrängen Routine-Jobs
Den schnellsten Stellenabbau sieht der Report bei Büro- und Sekretariatsberufen, an Bankschaltern, bei Kassierern und Datenerfassern voraus. Ein Grund ist das Vordringen künstlicher Intelligenz in die Digitalsysteme. Ist manuelle körperliche Arbeit, wo wirtschaftlich sinnvoll, schon seit längerem automatisiert worden, ersetzen die schlauen Algorithmen künfig zunehmend Fähigkeiten wie Denken, Koordinieren und Kommunizieren. Die galten bisher als Domäne des Menschen.
Die Kompetenzverlagerung schlägt sich in der Jobbilanz nieder. Erledigen bisher Maschinen rund ein Drittel aller Aufgaben in der Arbeitswelt, steigt dieser Anteil bis 2027 auf 43 Prozent so die Prognose (siehe Grafik unten).
Wenn smarte Software in diesen Feldern Routineaufgaben übernimmt, hat das aber auch eine gute Seite: Es schafft Freiräume, in denen Menschen ihre Kreativität ausleben können. Im Schaffen von Neuem wird der Homo sapiens, so der tröstliche Ausblick, der KI noch auf lange Sicht überlegen sein.
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