Jetzt heißt es fasten: Deutsche haben ihre Ressourcen für dieses Jahr schon verbraucht

Unser Planet kann seine Ressourcen nur begrenzt erneuern. Wir Deutschen haben unseren Anteil schon verprasst – oder wir bräuchten drei Erden.

Die Menschheit plündert die natürlichen Ressourcen unserer Erde in zerstörerischer Weise aus
Die Uhr tickt Deutschland plündert mehr natürliche Ressourcen als der Planet erlaubt
Bild: Rheo auf Pixabay

Dies gehört zu den gern verdrängten Wahrheiten: Wir Deutschen rauben der Natur weit mehr natürliche Ressourcen – Wasser, Nahrung, Rohstoffe – als diese nachproduzieren kann. Und als uns bei einer gerechten Verteilung auf der Welt zustünde. Dieses Jahr leben wir schon seit heute, dem 4. Mai, ökologisch auf Pump – noch einen Tag früher als 2021. Und das zulasten kommender Generationen, und der Habenichtsen im globalen Süden. Könnten sie ähnlich prassen wie wir, geriete unser Planet noch schneller aus den Fugen.

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Raubbau an den natürlichen Ressourcen

Erdüberlastungstag haben Umweltorganisationen den Zeitpunkt symbolisch getauft, an dem der Raubbau beginnt. Würden wir uns dem Frevel an der Natur ernsthaft stellen, hätte das für jeden Einzelnen einschneidende Konsequenzen. Wir müssten unseren Lebensstil und unsere Ansprüche kritisch überdenken – und klare Abstriche machen, zumindest jedoch vieles ändern. Zum Beispiel bei unserem klimaschädlichen Mobilitätsverhalten. Doch sobald es ans Eingemachte geht, bröckelt die Bereitschaft, aktiv die Umwelt zu retten. Das zeigen Umfragen sehr deutlich.

Die schlimmsten Öko-Trampeltiere

Immerhin sind wir Deutschen nicht die schlimmsten Öko-Trampeltiere. Die Kataris hatten die ihnen zustehenden Ressourcen schon am 10. Februar verpulvert. Die Luxemburger vier Tage später. Am 13. März folgten US-Amerikaner und Kanadier. Selbst die in Sachen Umweltschutz als Vorreiter geltenden Dänen, Finnen, Schweden und Norweger sind vor uns ins Minus gerutscht. Einzig die Jamakainer leben fast bis Jahresende mit der Natur im Gleichgewicht (siehe Grafik unten).

Die Grafik zeigt die Tage, von denen an einzelne Länder die natürlichen Ressourcen überbeanspruchen
Deutschland rangiert bei der Erdüberlastung im oberen Viertel
Quelle: Global Footprint Network

CO2-Emissionen müssten dreimal schneller sinken

Deutschland liegt mit seinem Pro-Kopf-Verbrauch im oberen Viertel. Rechnerisch nehmen die Bundesbürger gleich drei Erden für ihren Lebensstandard in Anspruch. Ein wesentlicher Überlastungsfaktor sind Christoph Bals zufolge, Geschäftsführer bei Germanwatch, die CO2-Emissionen. “Sie müssten dreimal schneller sinken als momentan.” Das zweite Übel: “Zugleich müssen wir den Rohstoffverbrauch minimieren, wenn wir die Tragfähigkeit des Planeten und die Menschenrechte schützen wollen“, fordert Bals.

Aber wie kann die Wende zu mehr Nachhaltigkeit gelingen?

Weniger Ressourcen konsumieren, in Kreisläufen wirtschaften

Die Umweltorganisation appelliert an die Bürger, weniger zu konsumieren, klimaschonend mobil zu sein und sich beim Wohnraum zu bescheiden. Politisch seien Bundesregierung und EU aufgefordert, zügig geeignete Rahmenbedingungen für den Aufbau einer ganzheitlichen Kreislaufwirtschaft mit langlebigen Produkten und effektiven Rücknahmesystemen zu schaffen.

“Die Bahn sollte auch auf grenzüberschreitenden Strecken das bevorzugte Reisemittel werden.”

Jacob Rohm, Mobilitätsexperte Germanwatch

Einen weiteren wichtigen Hebel sieht Germanwatch-Verkehrsexperte Jacob Rohm im Ausbau des Zugnetzes und dem Zurückdrängen von Flugreisen. „Die Bahn sollte auch auf grenzüberschreitenden Strecken in Europa das bevorzugte Reisemittel werden.” Dafür schlägt er schnelle Rund-um-die-Uhr-Direktverbindungen zwischen der europäischen Metropolen vor, verbunden mit einfachen Ticketbuchungen.

Ökostrom und Tauschbörsen nutzen

Die Experten von Ökotest halten zudem ganz praktische Tipps parat: Weniger Fleisch essen und weniger Essen wegwerfen, Ökostrom nutzen und Energie sparen, seltener neue Kleidung kaufen, Tausch- und Verleihbörsen für Klamotten und Werkzeuge sowie Mietfahrzentralen nutzen.

Wer die Tipps beherzigt, muss deshalb nicht schlechter leben. Und der Planet sagt “Dankeschön”.

Mehr: germanwatch Ökotest

Dieter Dürand

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