Die Zahl der Fälle illegaler Entsorgung von Autoreifen steigt, aber das Bundesumweltministerium sieht sich außerstande, die gesetzlichen Bestimmungen zeitnah zu verschärfen – ausgerechnet unter einer grünen Chefin.
ZARE ist einer der lobenswerten Zusammenschlüsse von Unternehmen, die einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leisten. Die Abkürzung steht für Zertifizierte Altreifen Entsorger, das sind Unternehmen im Bundesverband Reifenhandel und Vulkaniseur-Handwerk, die sich ihre umweltgerechte Entsorgung von Autoreifen haben bestätigen lassen. Sie schlagen nun Alarm. „Was wir festgestellt haben, ist, dass die illegale Entsorgung zunimmt“, so ZARE-Mitarbeiterin Christina Guth. Allein im Jahr 2021 habe ihre Organsisation bundesweit 195 Fälle gezählt, 31 mehr als im Jahr zuvor. Doch schnelle Abhilfe von der Politik durch eine Verschärfung der Vorschriften ist nicht zu erwarten. „Es ist davon auszugehen, dass die Umsetzung in ein gesetzliches Regelungswerk noch einige Jahre andauern wird“, lässt Bundesumweltministerin Steffi Lemke ihre Pressestelle auf Anfrage ausrichten.
Vorbilder in anderen Ländern
Dass ausgerechnet eine Grüne an der Spitze des Bundesumweltministeriums sich „noch einige Jahre“ Zeit lassen, will um die wachsende Vermüllung der Umwelt durch illegal entsorgte Autoreifen zu stoppen, ist umso erstaunlicher, als es durchaus Ideen dazu und Vorbilder im Ausland gibt. So müssen die Hersteller in Schweden, Belgien und den Niederlanden Lizenzentgelte für die Altreifenentsorgung zahlen, ähnlich wie dies in Deutschland etwa durch den Grünen Punkt bei Umverpackungen vorgeschrieben ist. Eine solche Lösung hält auch eine Studie im Auftrag des Bundesumweltamtes, das Ministerin Lemke unterstellt ist, für sinnvoll. Zudem müssen Entsorgungsfirmen in den genannten Ländern die Wiederverwendung und das Recycling von Altreifen durch Verwertungsnachweise belegen. In Deutschland reicht dazu ein ohnehin erforderlicher Gewerbeschein.
„Kein Problem“ für Continental
Arglos in die Landschaft geworfene Autoreifen sind eine Gefahr für die Umwelt, unter anderem weil aus ihnen Giftstoffe entweichen können. Die Hersteller interessiert allerdings offenkundig wenig, was mit den Reifen passiert, nachdem sie abgefahren sind. „Es ist kein Problem, das für mich als Industrie wichtig ist“, so ein Sprecher des deutschen Herstellers Continental in einem Interview.
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