Indien – Der Bundesstaat Andhra Pradesh stellt radikal auf Bio-Landbau um

50 Millionen Einwohner, 6 Millionen Farmen – in Andhra Pradesh spielt Landwirtschaft wirtschaftlich eine zentrale Rolle. Nach Jahrzehnten industrieller Agrarpolitik hat der Bundesstaat den Schalter umgelegt. Die Höfe sollen künftig ökologisch betrieben werden.

Reisfeld in Indien Andhra Pradesh legt den Schalter in Richtung Öko-Landbau um (falco/Pixabay)
Reisfeld in Indien Andhra Pradesh hat den Schalter in Richtung Öko-Landbau umgelegt (falco/Pixabay)

Der Bundesstaat Andhra Pradesh gilt als die Reisschüssel Indiens. Der Staat an der Ostküste leidet allerdings wie die meisten tropischen Agrarregionen unter dem Klimawandel. Extremwetter wie Dürren und sinflutartige Regenfälle haben die Ernten einbrechen lassen. Verstärkt wurde die Probleme durch Pestizide und Erosion. Zu den Folgen zählen Verarmung und Verschuldung der Bauern. In der Verzweiflung wählten Bauern häufig den Freitod.

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Die Regierung von Andhra Pardesh entschloss sich daher im Jahr 2016, das Ruder umzuwerfen. In einem offiziellen Statement zur Lage heißt es: “Bauernexistenzen stehen unter erheblichen Stress. Junge Leute wandern ab in schlechtbezahlte Jobs, weil sie in der Landwirtschaft keine Zukunft sehen.” Die Nahrungsmittel seien nicht mehr sicher und weniger nahrhaft als früher. Das Land leide ständig unter Bodenverlusten und Wassermangel. Die Vielfalt von Flora und Fauna nehme ab.

Kleinbäuerinnen entscheiden

Bis zum Jahr 2031 sollen die – meist kleinen – sechs Millionen Agrarbetriebe von konventionellem, chemiegestützten Landbau auf Öko-Landbau umwechseln. Das Programm geht von der Selbstorganisation der Bauern aus. Der von der Regierung gegründete Agentur Andhra Pradesh Community Managed Natural Farming (APCNF), die die Bauern berät, sieht das Programm als lernendes System. Statt auf Agrarwissenschaftler, die den Bauern beibringen, wie sie ihre Höfe bewirtschaften, setzt die APCNF auf die Expertise der Kleinbauern. Das Programm wird, so der Anspruch der Agentur an sich selbst “von den Innovationen (der Landwirte) angetrieben.”

Das langfristige Ziel ist es, bis 2050

  • doppelt so viele Bauern zu beschäftigen,
  • die Produktion im Vergleich zur industriellen Landwirtschaft um rund ein Viertel zu erhöhen,
  • durch ökologische Bewirtschaftung mehr Anbaufläche zur erhalten und hinzu zu gewinnen
  • die Wasservorräte zu schonen
  • biologische Vielfalt zu stärken
  • die Luftqualität zu verbessern
  • mehr Kohlenstoff im Boden zu binden
  • und die Lebensqualität der Bäuerinnen und Bauern anzuheben.

Die Erfolge der bio-agrarischen Revolution lassen sich jetzt schon sehen. Bis zum laufenden Jahr waren 850 000 Bauern am Projekt beteiligt. Rund 90 Prozent davon waren Kleinbauern. Besonders stark engagierten sich Bäuerinnen in dem Projekt. In dem Bundesstaat gibt es rund 140 000 Selbsthilfegruppen von Landfrauen. Viele Farmen in Andhra Pradesh werden von Frauen geleitet. Laut einer Studie hat sich in den zwei Jahren zwischen 2020 und 2022

  • das Einkommen der beteiligten Bauern um 49 Prozent erhöht
  • der Ernteertrag um 11 Prozent erhöht
  • die Verwendung von Agro-Chemie zwischen 56 und 73 Prozent vermindert
  • und die Zahl der Fruchtvarianten von zwei auf vier verdoppelt.

Auch die Lebensqulität der Bäuerinnen und Bauern verbesserte sich. Die Ernährungsvielfalt der Beteiligten wuchs fast um das Doppelte. Inzwischen interessieren sich auch andere Bundesstaaten für das Programm. So baten die Staaten Madhya Pradesh, Rajastan, Meghalaya und Odisha bereits um organisatorishe und technische Hilfe, um vergleichbare Progamme zu starten.

Mehr: Good News Magazin, APCNF

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