Eine Studie zeigt: Setzen Bauern auf regenerative Landwirtschaft, können sie ihre Gewinne mehr als verdoppeln. Und sie halten den Boden gesund.
Bisher gab es für Landwirte nur zwei Alternativen: Hohe Erträge ohne Rücksicht auf die ökologischen Auswirkungen – oder Bioanbau, aber kleinere Ernten. Keine wirklich gute Auswahl. Eine Studie der Unternehmensberatung Boston Consulting Group (BCG) und der Naturschutzbunds Deutschland (Nabu) weist jetzt einen Ausweg aus dem Dilemma: regenerative Landwirtschaft. Große Gewinner der Methode sind laut den Experten: die Bauern selbst, die Verbraucher, ein gesunder Boden und das Klima.
Weniger Boden-Erosion und 60 Prozent höherer Gewinn
Bis zu 60 Prozent höhere Gewinne können die Landleute einfahren, wenn sie auf Turboernten, massive Düngung und Monokulturen verzichten. Statt die Krume Dutzende Zentimeter tief aufzureißen und den Boden so der Erosion auszusetzen, sollten die Landwirte allenfalls flache Furchen ziehen, die Fruchtfolge wechseln, Mischsaaten ausstreuen und Biodünger ausbringen, raten die Fachleute.
Gut für Klima und Biodiversität
Die schonende Methode erhalte die Fruchtbarkeit des Bodens, stärke die Pflanzen, steigere die Ertragsresilienz auch bei Dürren und Starkregen und fördere die Biodiversität, erläutern die Experten. Hinzu kämen massive Vorteile fürs Klima und eine reduzierte Abhängigkeit der Landwirte von der Agrarindustrie, betonen die Nabu-Leute (siehe Grafik unten).
Für BCG-Studienleiter Torsten Kurth ist klar: “Der Produktionsfaktor Boden wurde lange zu wenig beachtet. Ein gesunder Boden ist aber essenziell, um einen hohen Ertrag an nährstoffreichen Pflanzen zu ernten.” Daran sollte jeder Bauer interessiert sein, schlussfolgert Kurth.
Die Experten belegen ihre Thesen mit harten Zahlen. Den Nutzen für die Ökosysteme taxieren sie auf 8,5 Milliarden Euro jährlich. Die jährlichen Treibhausgas-Emissionen des Sektors sinken um 35 Millionen Tonnen. Das entspricht ungefähr einem Drittel dessen, was die Pkw in gleichem Zeitraum an Rhein und Elbe an Schadstoffen in die Luft blasen. Ähnliche Vorteile schrieb die TU München kürzlich auch dem Ökolandbau zu.
Die Nabu-Vertreter fordern, den Umbau zügig anzugehen. “Der ökologische Fußabdruck des Agrar- und Ernährungssystems reduziert sich viel zu langsam”, kritisieren sie. Hört sich an wie ein dringender Appell an den Bundeslandwirtschaftsminister: “Cem Özdemir, übernehmen Sie”!
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