Klimawandel bringt Ärzten mehr Patienten

Ob Alte, Asthmatiker oder Allergiker – Allgemeinmediziner richten sich darauf ein, dass immer mehr Menschen unter dem Klimawandel leiden und ärztlich behandelt werden müssen, zusätzliche Hausbesuche eingeschlossen.

Anlaufstelle Hausarzt: Neue Belastungen für kranke Menschen (Foto: sozavisimost / pixabay)

Der Vorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM, Markus Lerch, sorgt sich um die Folgen des Klimawandels in Deutschland: „In den Hitzeperioden der vergangenen Jahre haben wir eine Über­sterb­lichkeit insbesondere bei Menschen im Alter zwischen 75 und 85 Jahren gesehen.“ Diese habe 2003 bei etwa 7 600 und 2006 bei 6 200 zusätzlichen Toten gelägen. „Dabei sterben die Menschen nicht an einem Hitzschlag, sondern an kardiovaskulären Erkrankungen: an einem Schlag­anfall oder einem Herzinfarkt“, so Lerch.

In den Hausarztpraxen angekommen

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Am meisten zu spüren bekommen werden den Klimawandel unter den Ärzten aber voraussichtlich die Allgemeinmediziner. „Wir sehen den Klimawandel in den Hausarztpraxen“, so die in Köln niedergelassene Hausärztin Susanne Bal­zer, Mitglied der Organisation KlimaDocs, die sich für den Klimaschutz engagiert. „Wenn er weiter voran­schreitet, wird er uns vor erhebliche Herausforderungen stellen.“ Schon jetzt würden bestimmte Patienten besonders leiden: Alte mit Herz- und Nierenschwäche seien in der Hitze vom Kollaps bedroht, Allergiker von der höheren Pollenbelastung durch Erderwärmung oder Depressive durch wachsende Zukunftsängste und Perspektivlosigkeit.

Neue Aufgaben

Für viele Patienten wird dadurch der Hausarzt offenbar immer wichtiger. Der müsse künftig zum Beispiel mehr bedenken, wel­chen Einfluss Hitzeperioden auf die Wirkung von Medikamenten hätten, so Allgemeinmedizinerin Balzer. Für sie steht fest, dass der Klimawandel ihrer Zunft mehr Arbeit und Patienten bescheren wird. So wollte einer ihrer betagten Schützlinge keinen Fall ins Krankenhaus oder zu einem unbekannten Spezialisten. Balzer blieb nur, sich zum ihm auf den Weg zu machen. . „Er wollte zu Hause bleiben“, so die Ärztin. „Ich habe vier Hausbesuche durchgeführt, bis er einigermaßen rekompensiert war.“

Mehr: Ärzteblatt

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