Es wird noch schlimmere Katastrophen geben

Die aktuellen Überflutungen an Rhein und Ruhr sind wie die Hitzeglocke in Nordamerika Ende Juni erst der Anfang von Unwetterserien. Nach Meinung des Klimaforschers Mojib Latif müssen wir uns an solche Extreme gewöhnen.

Wohnung unter Wasser Sieben Häuser riss die Flut allein im Eifeldorf Schuld mit sich (Pete Linforth/Pixabay

Der Klimaexperte und  Präsident der Deutschen Gesellschaft des Club of Rome Deutschen Gesellschaft Club of Rome sagte dem Radiosender WDR, dass die Daten der letzten Jahre darauf hindeuten, dass “solche Extremniederschläge noch mal stärker ausfallen können. Wir beobachten auch in den letzten Jahren, dass es immer häufiger zu diesen sintflutartigen Niederschlägen mit Überschwemmungen kommt.” Aus wissenschaftlicher Sicht sei es plausibel, dass gerade die Extremniederschläge noch extremer werden.

Ebenso müsse man sich an langdauernde stabile Wetterlagen, also Trockenperioden oder anhaltende Regenzeiten und Gewitterperioden gewöhnen. Grund dafür sei die Verlangsamung des Jetstreams. Dieses Starkwindband in fünf oder sechs Kilometer Höhe, in der oberen Atmosphäre funtioniere wie eine Autobahn für Wettersysteme. Verlangsame sich das Verkehrstempo, bewegten sich diese Systeme auch langsamer. Hitzewellen wie in Kanada seien auch in Deutschland nicht ausgeschlossen. So habe es in 2019 in Deutschland mit über 41 Grad einen Allzeit-Hitzerekord gegeben.

Wirtschaft schlägt Alarm

Auch die Versicherer schlagen wegen des Klimawandels Alarm. Schon vor Wochen wies der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) darauf hin, dass sich die Sturm- und Hagelschäden seit 1976 inflationsbereinigt mehr als vervierfacht haben. Mit einer Kehrtwende rechnen die Versicherer nicht. Eine Untersuchung des European Severe Storms Laboratory Und des Rückversicherers Munich Re geht von einer Zunahme der Hagelunwetter zwischen 30 und 40 Prozent für die kommenden 80 Jahre aus. Die Hagelkörner könnten dabei eine Stärke bis zu fünf Zentimeter erreichen. Bedingung für die Prognose sei aber die Begrenzung der Erwärmung um höchstens 2,4 Grad.

Der Klimawandel ist längst nicht mehr nur ein Problem von tropischen Ländern. Er ist inzwischen in Deutschland angekommen. So rangierte die Bundesrepublik im Klima-Risiko-Index des Öko-Think-Tanks German Watch 2019 noch auf Platz 56 nach Grad der Gefährdung. Zwei Jahre später besetzt Deutschland Platz 18 auf der Skala.

Tote und drohende Dammbrüche

Der Starkregen im Westen Deutschlands hat nach den jüngsten Meldungen 42 Tote gefordert. Besonders betroffen ist laut Polizeibericht das Ahrtal und Umgebung mit 18 Toten und Euskirchen mit 15 Toten. Im Ahrtal-Dorf Schuld riss die Flut sieben Häuser mit sich. Noch immer müssen Menschen, die sich auf Hausdächer oder Bäume geflüchtet haben von Hubschraubern gerettet werden. Wegen möglicher Dammbrüche von Talsperren mussten über tausend Bewohner im Umfeld der Steinbach-Talsperre in Rheinbach bei Bonn sowie im Einzugsgebiet des Abflusses der Bever-Talsperre bei Hückeswagen im Bergischen Land evakuiert werden. Inzwischen sind neben Polizei, Rettungsdiensten und technischem Hilfswerk auch über 200 Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr im Einsatz.

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