Warum der Klimawandel Olivenöl so teuer macht

Olivenöl stärkt die Gesundheit. Doch schlechte Ernten in Südeuropa katapultieren die Preise in die Höhe. Das lockt vermehrt Diebe an.

Kisten mit frisch geernteten Oliven - Olivenöl ist knapp und teuer geworden
Ernte des „flüssigen Golds“ In Spanien hat sich der Preis für Olivenöl verdoppelt
Bild: Leopictures auf Pixabay

Falsch deklariert, gestreckt oder gepanscht – solche Skandale schadeten dem guten Ruf des Olivenöls am Ende kaum. Doch jetzt steht das Nahrungsmittel vor einem Problem, das nicht so einfach aus der Welt zu schaffen ist – dem Klimawandel. Ob in Spanien, Griechenland oder Italien – rund ums Mittelmeer setzt anhaltende Trockenheit den Bäumen massiv zu. Hinzu kommt: Auch die Brunnen geben für die Bewässerung nichts mehr her, so dass überall die Olivenöl-Ernten schrumpfen. Auch weil immer mehr Bauern ihre Haine aufgeben.

ANZEIGE

Gegen den Trend konnten allein die türkischen Olivenbauern zwar mehr produzieren. Wegen der Knappheit in der EU verkauften die Hersteller anfangs auch mehr dorthin. Doch weil das Öl, in der Türkei ein Grundnahrungsmittel, im Lande selbst deshalb immer teurer wurde, verbot die Regierung kurzerhand den Export.

Ernte halbiert, Preise für Olivenöl verdoppelt

Als Folge der Ertragseinbrüche sehen sich Fans des edlen Speiseöls in den Supermärkten mit massiven Preisanhebungen konfrontiert. „Die Verbraucherpreise für kaltgepresstes Olivenöl aus konventionellem Anbau lagen im Oktober rund 54 Prozent höher als vor einem Jahr“, berichtet Thomas Els von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft.

Der Preissprung korreliert ziemlich genau mit der Entwicklung in Spanien, wo fast die Hälfte des weltweit verkauften Olivenöls herkommt. Die übliche jährlich Erntemenge ist 2022/2023 auf 665 000 Tonnen eingebrochen. Um mehr als die Hälfte im Vergleich zu den saisonüblichen rund 1,5 Millionen Tonnen. Der Preis für hochwertiges, kaltgepresstes Extra Vergine verdoppelte sich als Folge des knappen Angebots hingegen innerhalb eines Jahres spiegelbildlich von 400 auf mehr als 800 Euro je 100 Kilogramm.

Diebesbanden plündern Lagerhäuser und Ölmühlen

Der Aufstieg zum fast schon Luxusgut zieht auf einmal Diebesbanden an. Die spanische Tageszeitung „El Mundo“ zitiert Produzenten, bei ihnen gehe die Angst vor den „Piraten des flüssigen Golds“ um. Tatsächlich verschwanden allein in den Sommermonaten aus Lagerhäusern und Ölmühlen in Andalusien mehr als 80 000 Liter spurlos. Griechischen Erzeugern ergeht es nicht besser. Inzwischen sind die Bauern vielerorts dazu übergegangen, ihre Ware zu bewachen.

Sorge um die Qualität

Natürlich erhöhen solche Investitionen in Diebstahlschutz die Kosten. Dabei ist die Teuerung aber beileibe nicht das einzige Problem der Olivenbauern. Milde Winter, in denen die Bäume nicht zur Ruhe kommen, übermäßige Hitze schon während der Blütezeit im Frühjahr und so gut wie kein Regen mindern zudem die Güte der Steinfrüchte. Davor warnt jedenfalls Deoleo-Deutschlandchef Tomislav Bucic, zu dessen Reich die vielgekaufte Marke „Bertolli“ gehört.

„Hersteller müssen sich fragen, wo sie vor der nächsten Ernte genug qualitativ hochwertiges Olivenöl herbekommen“

Tomislav Bucic, Bertolli-Chef

„Hersteller müssen sich jetzt schon fragen, wo sie vor der nächsten Ernte genug qualitativ hochwertiges Olivenöl herbekommen“, sagt der Manager.

Pistazienbäume statt Olivenhaine

Ein Ausweg aus der Misere wäre es, neue Olivenhaine anzulegen wie die Regierung in Rom das vorhat. Sie will gleich mehr als eine Million davon neu anlegen. Schnelle Abhilfe bringt das allerdings nicht. Denn es dauert bis zu zehn Jahre, bis ein Baum erstmals Früchte trägt. Hinzu kommt: In Andalusien reißen viele Produzenten Olivenbäume im großen Stil aus der Erde. An deren Stelle buddeln Kolonnen von Arbeitern massenhaft Pistazienbäume ein. Die brauchen zwar gleich viel Wasser wie Olivenbäume, bringen aber höhere Erträge und widerstehen besser der Hitze.

Hiesige Verbraucher können die Turbulenzen relativ gelassen nehmen, sofern sie nicht eingefleischte Olivenöl-Liebhaber sind. Die befinden sich nach Zahlen der Ölsaaten Verarbeitenden Industrie (OVID) allerdings deutlich in der Minderheit. Viel begehrter sind Raps- und Sonnenblumenöl (siehe Grafik unten), deren Pflanzen auch auf heimischen Feldern gedeihen.

Die Grafik zeigt, welches die beliebtesten Speiseöl in Deutschland sind und welchen Mengen kavon gekauft werden. Raps- und Sonnenblumenöl liegt klar vor Olivenöl.
Deutsche konsumieren weit mehr Raps- und Sonnenblumen- als Olivenöl Grafik: OVID

Zuletzt hat sich der Trend zu den heimischen Speiseölsorten laut Agrarmarkt-Experte Els sogar noch verstärkt. „Da sich das Preishoch bei Sonnenblumen- und Rapsöl im Jahresverlauf aufgelöst hat, ist der Preisabstand zum Olivenöl gewachsen.“

Olivenöl ist ein kleiner Gesundbrunnen

Doch schon aus gesundheitlichen Aspekten sollten die Deutschen der Mittelmeerfrucht nicht gänzlich abschwören. Denn nach Ansicht von Medizinern und Ernährungsexperten ist die spezielle Zusammensetzung verschiedener Fettsäuren im Olivenöl „besonders gut“ für das Herz-Kreislauf-System. Beispielsweise senken sie die Blutfettwerte, wodurch das Risiko einer Arterienverkalkung abnimmt.

Überdies enthalte Olivenöl Vitamin E und diverse sekundäre Pflanzenstoffe, heißt es weiter. Sie wirkten entzündungshemmend und antioxidativ, hielten die Gefäße geschmeidig, stärkten das Herz und beugten nicht zuletzt Krebserkrankungen vor. Nicht zufällig ist Olivenöl denn auch elementarer Bestandteil jeder mediterraner Ernähung.

Mehr: br cash rtl aok

Dieter Dürand

Hinterlasse jetzt einen Kommentar

Kommentar hinterlassen

E-Mail Adresse wird nicht veröffentlicht.


*