E-Autos: Klimaneutral nur mit grünem Strom

Der Verkehrssektor ist weiter ein schlimmer Umweltsünder. Bringen E-Autos die Wende? Nur wenn sie mit Ökostrom fahren, sagen Experten. Und sehen große Belastungen auf die Stromnetze zukommen.

E-Autos zapfen an einer Ladestation Strom - massiv steigender Strombedarf bis 2040
Ladestation für E-Autos Massiv steigender Strombedarf Bild: Menno de Jong/Pixabay

Kommen E-Autos und E-Trucks im prognostizierten Umfang bis 2040 auf Europas Straßen, setzt der rasche Zuwachs die Stromnetze von Polen bis Portugal einem echtem Stresstest aus. Analysten der Unternehmensberatung PwC erwarten, dass 2040 schon 70 Prozent aller neu zugelassenen Fahrzeuge ausschließlich elektrisch fahren. Unter dieser Annahme steigt der Strombedarf allein für die E-Mobilität von heute 16 Terawattstunden (TWh) im Jahr steil auf 355 TWh. Das haben die PwC-Experten gemeinsam mit denen des Karlsruhe Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung (ISI) berechnet.

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E-Autos lösen Mehrbedarf von 13 Prozent Strom aus

Ein Vergleich illustriert die enorme Herausforderung: Bezogen auf die gesamte heutige Strommenge in der EU entspricht das einem Mehrbedarf von 13 Prozent. Oder zwei Dritteln der gegenwärtigen deutschen Stromproduktion. Laut PwC-Mann Philipp Rose sind Verbrenner 2040 zwar längst noch nicht aus dem Straßenbild verschwunden. Doch dank des Elektrobooms halbiere sich der CO2-Ausstoß des Verkehrs dennoch.

Hinter dieser an sich erfreulichen Nachricht verbergen sich indes gewaltige Herausforderungen. Der Grund: Der positive Klimaeffekt stelllt sich nur ein, wenn der Strom aus Wind-, Solar- und Wasserkraft stammt, also grün ist. Doch um parallel den geplanten Ausstieg aus Kohle und Gas zur realisieren, müssen als Ersatz EU-weit mindestens zusätzliche saubere Kraftwerks-Kapazitäten von gut 1000 TWh installiert werden. Also Wind- und Solarparks gigantischen Ausmaßes. Ob das gelingt, ist die spannende Frage.

Milliarden-Investitionen in Netze und Speicher notwendig

Denn verschärfend kommt hinzu, dass die Erneuerbaren recht unstetig Elektrizität produzieren. Die Ausschläge lassen sich gut in Deutschland studieren. In einer viertelstündlichen Betrachtung deckten die nachhaltigen Energieträger mal nur 15 Prozent der Nachfrage ab, mal bis zu 127 Prozent. Die Überproduktion drückte die Preise an der Strombörse dann sogar ins Minus. Heißt: Abnehmer erhalten Geld, statt für den Strom bezahlen zu müssen.

Klar ist: Um eine kontinuierliche Produktion allein aus Erneuerbaren sicher zu stellen, müssen überdies leistungsfähige Speicher aufgestellt werden. Ob als Megabatterien oder Salzwärmespeicher. Sie springen ein, wenn weder die Sonne scheint, noch ausreichend Wind weht. Das alles erfordert Milliarden-Investitionen.

Ohne Grünstrom keine Öko-Mobilität

Vom Anteil der grünen Watt und Volt am Strommix hängt der Umwelt- und Klimanutzen der E-Autos aber maßgeblich ab. Das zeigt eine aktuelle Ökobilanzstudie des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI). Würden die Stecker-Fahrzeuge ausschließlich mit Grünstrom betankt, fahren sie schon nach 65 000 Kilometer klimaschonender als Diesel und Benziner. Laden die Besitzer die Batterien hingegen komplett mit fossil erzeugtem Strom auf, stellt sich der Umweltbonus erst nach 160 000 Kilometern ein.

Nun ist die Art der Stromproduktion allerdings nur ein Faktor für eine aussagekräftige Ökobilanz. Daher bezog der VDI, unterstützt von Fachleuten des Karlsruhe Institute of Technology (KIT) die gesamte Wertschöpfungskette von Produktion bis Betrieb und Recycling in die Betrachtung ein.

Europa braucht eigene Batteriefabriken für E-Autos

Mit eindeutigem Ergebnis: Sämtliche Treibhausgase in CO2 umgerechnet heizt ein E-Auto der Kompaktklasse bei einer Fahrleistung von 200 000 Kilometer das Klima mit 24,2 Tonnen CO2 auf. Plug-in-Hybride schneiden mit 24,8 Tonnen nur unwesentlich schlechter ab. Überraschend sind Diesel mit 33 Tonnen sogar weniger schmutzig als Benziner mit 37 Tonnen (siehe Grafik unten). Unter dem Strich ein klares Votum für den elektrischen Antrieb.

Die Grafik zeigt in Form einer Ökobilanz von Produktion bis Betrieb, mit welchen Mengen CO2 E-Autos, Plug-in-Hybride, Diesel und Benziner das Klima belasten
E-Autos und Plug-in-Hybrid versauen das Klima weit wenig als Diesel und Benziner Grafik: VDI

Der VDI leitet aus der Studie zentrale Handlungsempfehlungen für die Politik ab. Ganz oben stehen: Ohne grünen Strom für die Batterieproduktion und das Fahren keine grüne Mobilität. Sprich: Zügiger Ausbau der Erneuerbaren. Daher müsse Europa zweitens dringend eigene Batteriefabriken hoch ziehen, weil die chinesischen, derzeit Hauptlieferant, mit hohen Treibhausgas-Emissionen das Klima schädigten.

Joachim Damasky, Vorsitzender der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik fasst es so zusammen. “Erst die grün produzierte Batterie und ihre Vormaterialien reduziert deren ökologischen Fußabdruck und macht die E-Mobilität wirklich klimafreundlich.“

Mehr: PwC taz VDI

Dieter Dürand

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