Alternativer Nobelpreisträger Mycle Schneider: Ausbaupläne führender Staaten für Atomkraft sind eine Farce

Auf der Weltklimakonferenz COP28 in Dubai haben führende Staaten große Ausbaupläne für die Atomkraft aufgestellt. Reine Illusion, eine einzige Farce, sagt sinngemäß der alternative Nobelpreisträger Mycle Schneider.

Alternativer-Nobel-Preist-Träger Mycle Schneider: Ausbaupläne für Atomkraft sind völlig illusionär, eine einzige Farce (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung)
Alternativer-Nobel-Preis-Träger Mycle Schneider: Ausbaupläne für Atomkraft sind völlig illusionär, eine einzige Farce (Foto: Heinrich-Böll-Stiftung)

Auf der Weltklimakonferenz COP28 in diesem Dezember kündigten 22 Staaten an, dass sie die Kapazitäten der Atomkraft bis 2050 verdreifachen wollten, unter ihnen die USA, Frankreich, Finnland, Großbritannien, Japan, Kanada, den Niederlanden, Polen, Schweden, Südkorea und die Ukraine. Doch Mycle Schneider, Herausgeber des Weltnuklearberichts und Träger des alternativen Nobelpreises 1997, hält dagegen: “Es geht nicht.” Denn dazu müssten in den kommenden 27 Jahren weit über 1000 neue AKW erstellt werden, da in der gleichen Zeit viele alte Meiler vom Netz gehen. Zu einem so gigantischen Kraftakt ist die Atomindustrie jedoch laut Schneider überhaupt nicht in der Lage. “Diese Unternehmen sind bereits mit den existierenden Reaktorflotten bis an die Grenze ausgelastet.” Denn selbst wenn alle gegenwärtigen AKW bis zum letzten Tag laufen, müssten 270 Atomkraftwerke gebaut werden, nur um den jetzigen Stand zu halten. 

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Für Ausbaupläne der Atomkraft fehlen Mitarbeiter und Firmen

Weshalb das praktisch unmöglich ist, zeigt der Atomkraftwerk-Experte anhand einer einfachen Rechnung: In den vergangenen 20 Jahren, von 2003 bis Mitte 2023, gingen insgesamt 103 AKW in Betrieb. Gleichzeitig wurden aber sieben mehr, nämlich 110, abgestellt. Und von 103 neuen AKW gingen 57 China ans Netz. Das heißt im Rest der Welt schrumpfte der AKW-Park überdurchschnittlich. Allein, um dies zu stoppen und den jetzigen Stand zu halten, müssten ab sofort zehn statt bisher fünf Meiler gebaut werden. Dafür gebe es weder die Unternehmen noch die Mitarbeiter.

Neue AKW laufen bei den Bau- und Stromkosten völlig aus Ruder

Hinzukommt, dass die neuesten AKW in Europa bei den Bauzeiten und den Kosten sowohl der Anlagen als auch des künftigen Stroms völlig aus dem Ruder laufen. Nachdem der neue Meiler im französischen Flamanville Strom für mindestens zwölf Cent pro Kilowattstunde produzieren wird, werden es nach neuesten Meldungen bei der künftigen Anlage im britischen Hinkley Point mindestens 15 Cent, beides mal mehr als doppelt so viel, wie der Strom aus Windkraft kostet. Nicht eingerechnet sind dabei die Endlagerkosten und erst recht nicht die Prämie für die Versicherung im Falle einer Havarie wie 2011 im japanischen Fukushima, die einen Schaden von 250 Milliarden bis 750 Milliarden Doller verursachte. Dafür gibt es keine private Versicherung, weswegen letztlich der Steuerzahler dafür zahlt beziehungsweise einstehen müsste.d

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