Der Grünen-Europa-Abgeordnete und Finanzexperte Sven Giegold ist dagegen, dass die EU Wasserstoff, der mit Atomkraft erzeugt wird, als grüne Energie anerkennt.
Herr Giegold, die EU-Kommission hat im vergangenen Jahr vorgeschlagen, dass in Zukunft die Atomkraft benutzt werden kann, um Wasserstoff herzustellen, also möglichst ohne CO2. Wo stehen wir da gerade, ist also in Zukunft damit zu rechnen, dass auch die Atomkraft über diesen Weg wieder Eingang in unsere Wirtschaft findet?
Also erst mal ist das natürlich zu befürchten, dass einzelne Länder sich auf diesen falschen Weg begeben. Aber die Atomenergie ist zu teuer. Sie ist nach wie vor unsicher und das Entsorgungsproblem ungelöst. Die erneuerbaren Energien sind leichter und schneller auszubauen. Deshalb ist es auch falsch, Atomenergie jetzt als grüne Investitionen umzulabeln. Es kann nicht sein, wenn ich zur Sparkasse gehe und in Zukunft ein grünes Sparbuch oder einen grünen Investmentfonds kaufe, dass da dann Atomkraft drin ist. Damit macht man die nachhaltige Finanzwirtschaft unglaubwürdig. Und daher hoffe ich auch, dass die Bundesregierung alles weiterhin tun wird, um diesen Unfug auf europäischer Ebene zu verhindern.
Sehen Sie eine Chance, dass das verhindert werden kann, weil es ja nicht nur Frankreich ist, das hinter diesem Vorschlag steht? Auch die osteuropäischen Staaten haben ein großes Interesse, jedenfalls diejenigen, die mit Atomkraft arbeiten.
Es gibt ja eine ganze Reiche europäischer Länder, die keine Atomkraftwerke haben oder im Atomausstieg schon sehr weit vorangeschritten sind. Und die gemeinsam haben eigentlich eine Blockademinderheit. Daher gibt es gute Chancen, dass dieser Vorschlag niemals kommt und das doch noch verhindert wird. Das wäre auch die Basis dafür, dass der Finanzsektor sich begrünen kann statt dass dieses Lable ‚Grüne Finanzprodukte‘, das Europa ja derzeit auf den Weg bringt, gleich mit dem Makel der Unglaubwürdigkeit behaftet wird.
Haben Sie auch die Unterstützung der Grünen in Frankreich?
Ja natürlich. Die französischen Grünen sind ebenso wie alle Grünen weltweit sehr skeptisch gegenüber Atomenergie. Sie haben das immer abgelehnt. Und auch in Frankreich wissen sie, dass mehr Arbeitsplätze entstehen, wenn man auf die Erneuerbaren setzt. Frankreich ist ein sonniges Land, ein Land mit viel Wind, das außerdem viel mehr Fläche hat. Wenn wir in Deutschland so weit kommen mit den Erneuerbaren, dann kann man das in Frankreich erst recht.
Das Interview führte Marion von Haaren
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