Kohle machen ohne Stütze

Im brandenburgischen Metzdorf haben die Stadtwerke Tübingen einen Solarpark in Betrieb genommen, der ohne öffentliche Förderung auskommt. Das Projekt zeigt, dass Sonnenstrom auch nach rein kaufmännischen Prinzipien erzeugt werden kann.

Solarpark Metzdorf II Brandenburger Sonne versorgt schwäbische Haushalte mit Strom (Foto: juwi AG)

Mit dem neuen Solarpark kommen die Tübinger auf 64,2 Prozent nachhaltiger Selbstversorgung und nähern sich damit dem selbst gesteckten Ziel, in drei Jahren 75 Prozent des Tübinger Bedarfs mit eigenem Ökostrom zu decken. Inzwischen übertrifft der Solarstrom-Anteil den Beitrag der Windanlagen. Die Solarparks der Stadtwerke Tübingen (swt) bringen eine Spitzenleistung von 85 Megawatt, die Windanlagen von 72 Megawatt. Insgesamt liefern die Sonnen- und Windanlagen der swt jährlich 260 Gigawattstunden. Zu den Kunden der swt gehören auch die Deutsche Bahn und andere Großverbraucher.

Das Besondere des Metzdorfer Parks ist die Projektierung, Errichtung und der Betrieb jenseits der Förderungen durch das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG). Zunehmend errichten Projektträger neue Parks, ohne die Förderungen und Bedingungen des EEG in Anspruch zu nehmen. Möglich machen es die sinkenden Kosten der Solarstromerzeugung. Vielfach sind die Produktionskosten für Solarprojekte in den vergangenen Jahren um bis zu 75 Prozent gefallen. Die Erzeugung einer Kilowattstunde kostet daher heute weniger als fünf Cent. Selbst in Deutschland gibt es vereinzelt sonnenbegünstigte Regionen, in denen inzwischen die Solarenergie die günstigste Form der Energieerzeugung ist. Zur wachsenden Rentabilität des Solarstroms tragen auch die gestiegenen CO2-Abgaben bei. Vor allem, wenn langfristige Abnahmeverträge mit Großkunden existieren oder Abnehmer und Betreiber identisch sind – wie im Falle Metzdorf – bedarf es keiner Förderung mehr.

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In Metzdorf wurde der Park vom Projektentwickler juwi, der auf erneuerbare Energien spezialisiert ist, entwickelt und schlüsselfertig an die Stadtwerke Tübingen zum Betrieb übergeben. Oftmals werden Solar- oder Windparks von den Projektbetreibern nach Errichtung im Auftrag der Kunden selbst betrieben einschließlich der Stromvermarktung. Der Park soll jährlich 8,2 Millionen Kilowattstunden liefern – genug, um über 3 000 Haushalte zu versorgen. Er stellt fast fünf Prozent des Ökostroms der Stadtwerke Tübingen und belegt mit 18 900 Solarmodulen eine 8,7 Hektar große Ackerfläche. In unmittelbarer Nähe hatte die juvi-Gruppe im Jahr 2011 bereits einen Solarpark errichtet – allerdings innerhalb der EEG-Vergütung. Für die Stadtwerke Tübingen ist Metzdorf II der zweite Solarpark, den sie außerhalb der EEG-Förderung betreiben. Insgesamt erzeugen die Stadtwerke Tübingen in sechzehn deutschen Solarparks Ökostrom.

Mehr: Stadtwerke Tübingen juvi

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