Lastwagen – Die Zeiten der Billigmaut gehen zu Ende

Der Gütertransport per Lastwagen wird teurer – im Durchschnitt um 16 Prozent. Doch auch die neuen Gebühren decken nicht die Kosten, die die Brummis verursachen. Die Spediteure lassen sich nach wie vor von den Steuerzahlern subventionieren.

Lastwagen auf der Autobahn Subventionierte Umweltverschmutzung (Erich Westendarp/Pixabay)
Lastwagen auf der Autobahn Subventionierte Umweltverschmutzung (Erich Westendarp/Pixabay)

Die jüngst vom Bundestag beschlossene Mauterhöhung für Lastwagen um bis zu 83 Prozent – und andere Lasten – werden die Transporte per Brummi um rund 16 Prozent verteuern. Dies ergibt eine Berechnung des Handelsblattes. Zusätzlich müssen die Spediteure den Dieselzuschlag stemmen, der sich seit dem Sommer von zehn auf elf Prozent erhöht hat. Auch die neue Ermittlungsweise des zulässigen Gesamtgewichtes ab Anfang Dezember wird die Mauteinstufung nach oben treiben. Die Lobby der Speditionsbranche hält die Kostenerhöhung für untragbar. Sie treibe zusätzlich die Inflation.

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Tatsächlich dürften sich die Auswirkungen der zusätzlichen Kosten für die Verbraucher kaum spürbar sein. Denn der Anteil der Transportkosten bewegt sich bei Transporten unter 900 Kilometer um zwei Prozent. Wohlgemerkt, bezogen auf den Großhandelswert ohne Steuereffekte. Beim Verbraucher kommt davon folglich weniger als als die Hälfte an. An der Aldi- oder REWE-Kasse schlagen sich die Preissteigerungen nur in Promillen nieder. Was die Branchenvertreter gern verschweigen: Die Kosten entstehen so oder so. Sie müssen bezahlt werden. Wenn die Spediteure sie nicht zahlen oder an ihre Kunden – also letztendlich an die Verbraucher weitergeben – zahlt meist der Steuerzahler. Bei niedrigen Umweltstandards zahlen künftige Generationen. Und bei niedrigen Sozialstandards die Familien der unterbezahlten Brummi-Fahrer.

Solange die anderen brav zahlen…

Betriebswirte sprechen in diesem Fall von externen Kosten. Die gut organisierte Transportbranche war stets ein Meister darin, die Brummi-Kosten anderen Gruppen aufzubürden. Ein LKW ruiniert Autobahnen oder Landstrassen 100 000-mal mehr als ein Golf. Tatsächlich decken die Abgaben, über die die Logistik-Lobby medienwirksam stöhnt, nur einen Bruchteil der Kosten.

Eine Infas-Studie wies nach, dass die Summe der durch Externalisierung eingesparten Kosten des LKW-Verkehrs schon 2017 in Deutschland 32 Milliarden betrug. Darin ist die Zerstörung der Straßen durch die schweren LKWs nicht mal eingerechnet, weil die Studie vornehmlich Umwelt- und Unfallschäden berücksichtigte. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr summierten sich die Einnahem der LKW-Maut auf ganze 7,4 Milliarden Euro. Die erhöhte Maut soll etwa das Doppelte einbringen. Bleibt also noch eine Lücke von über 16 Milliarden Euro.

Der Untersuchung zufolge sind die externen Kosten mit 4,5 Cent pro Tonnenkilometer mehr als doppelt so hoch wie die des Bahn- oder Binnenschifftransportes. Auch beim C02-Ausstoß machen die Brummis keine gute Figur. Mit 118 Gramm pro Tonnenkilometer übertrifft der Staßengüterverkehr die Binnenschifftransporte um mehr als das Dreifache. Die Güterbahn emittiert sogar nur 16 Gramm Kohlendioxid pro Tonne und Kilometer.

Warten auf den E-Lastwagen

Daran wird sich in den kommenden Jahren wenig ändern. Denn für die Umstellung auf Elektro-Lastwagen müssten nach Ansicht des Bundesverbandes Spedition und Logistik (DSLV) mindestens 4 000 Schnellladestationen mit 1 000 Kilowatt Leistung bereitstehen. Doch bislang gibt es in ganz Deutschland keine öffentlich zugängliche Ladestation im Megawatt-Bereich. Moderne PKW-Ladesäulen liefern 350 Kilowatt, meist weniger. Darüber hinaus fehlen fast überall die Hochleistungsnetze, die diese leistungsstarken Säulen versorgen können. Und nicht zuletzt scheuen die oft mittelständischen Speditionsbetriebe die hohen Anschaffungskosten für die Elektrolaster. Die liegen immerhin bis zu 200 000 Euro höher als die Kaufpreise für einen klassischen Dieselbrummi.

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