Wärmepumpen – Die Hälfte der Azubis bei den Installateuren fällt durch

Wer soll künftig die von der Politik geforderten 500 000 Wärmepumpen pro Jahr installieren? Die komplexe Heizungstechnik überfordert die Azubis. Es ist Zeit für eine Wende in der Bildungspolitik.

Vergangene Klempner-Idylle im Comic Heute scheitern viele Azubis an der komplizierten Technik (Stefan Bayer/ Pixelio.de)
Vergangene Klempner-Idylle im Comic Heute scheitern viele Azubis an der komplizierten Technik (Stefan Bayer/ Pixelio.de)

Die Wärmepumpe soll die Wärmewende richten. Doch so einfach, wie es sich die Politiker in Berlin vorgestellt haben, ist der massenhafte Wechsel vom Gastherm zur Wärmepumpe kaum zu haben. Nicht nur die Tatsache, dass eine Wärmepumpen-Heizung viel mehr kostet als eine Heizung mit Gastherm, erschwert den Wechsel. Es gibt auch zu wenig Fachleute, die die klomplexe Technik verstehen. In den kommenden Jahren wird sich die Situation noch verschlimmern. Denn viele Azubis im Installationsgewerbe verfügen am Ende ihrer Lehrzeit nicht über die hinreichenden Qualifikationen.

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So klagte Wolfgang Schwarz, Hauptgeschäftsführer des Fachverband Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik Bayern, im Massenblatt Bild: “Nur etwa 50 bis 60 Prozent derjenigen, die eine Ausbildung zum Anlagenmechaniker SHK machen – das schließt die Ausbildung zur Montage von Wärmepumpen ein – schließen diese auch erfolgreich ab.” Viele Lehrlinge brächen die Ausbildung schon vor der Abschlussprüfung ab. Aber auch von denen, die bis zur Abschlussprüfung durchhielten, falle rund ein Drittel durch. Nur etwa die Hälfte der Azubis, die die Lehre antreten, halten durch, schaffen die Prüfung und sind folglich in der Lage, eine Wärmepumpen-Heizung einzubauen.

60 000 Installateure fehlen

Um eine Wärmepumpe installieren zu dürfen, müssen Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, vulgo Installateur, die in den Jahren vor der Wärmepumpenwende ihre Lehre absolvierten, eine Weiterbildung nmchen. Erst dann dürfen sie die komplizierten Kreisläufe der Wärmepumpen einstellen. Schwarz zufolge fehlten vor allem großstädtischen Lehrlingen das technische Verständnis. Häufig mangele es auch an Deutschkenntnissen. Deshalb sei dort die Durchfallquote noch höher als auf dem Lande.

Dem Zentralverband Sanitär Heizung Klima zufolge fehlen in Deutschland 60 000 Heizunginstallateure. Zwei Drittel der Betriebe suchen händeringend nach Fachkräften. Da die Branche stark überaltert ist, wird der Flaschenhals an Fachkräften zunehmend enger. Ohnehin wagt sich nur eine Minderheit der Installationsbetriebe an den Einbau. Nur etwa jeder fünfte der rund 50 000 Betriebe in Deutschland ist in der Lage eine Wärmepumpen-Anlage zu montieren. Viele der älteren Betriebsinhaber hoffen, die Wende zu Wärmepumpe bis zum Ruhestand aussitzen zu können. Das regierungsamtliche Ziel, pro Jahr 500 000 neue Wärmepumpen in Betrieb zu setzen, wird deshalb wohl nie erreicht.

Verfehlte Bildungspolitik = zu wenig Azubis

Der Mangel an ausbildungsfähigen Lehrlingen ist nach Ansicht von Bildungsexperten jedoch auch Folge einer verfehlten Bildungspolitik. Seit der Bildungsexpansion in den Siebzigerjahren setzten die Politiker in Bund und Ländern auf möglichst hohe Abiturquoten. In den vergangenen zehn Jahren lag sie meist oberhalb von 50 Prozent. Die damit verbundene Auszehrung der Haupt- und Realschulen gefährdet das Duale System der beruflichen Bildung – eine Einrichtung, um die andere Länder Deutschland beneiden.

Im Ergebnis bleiben zu wenig Begabungen für Lehrberufe übrig. Da deren Techniken zunehmend komplexer werden, stoßen die Mitarbeiter immer häufiger an ihre Grenzen. Das gilt vor allem für das SHK-Handwerk. Denn die Planung und die Installation einer Heiz- und Kühlanlage eines Mehrfamilienhauses auf Basis von Wärmepumpentechnik hat mit dem Berufsalltag eines Installateurs in den Siebzigerjahren wenig gemein.

Von der Schweiz lernen, heißt siegen lernen

Das es auch anders geht, zeigt die Schweiz. In dem Alpenland liegt die Abiturquote gewollt bei nur 20 Prozent. Die Jugendarbeitslosigkeit ist deutlich geringer als in vergleichbaren Ländern. Und die Aufstiegs- und Verdienstchancen sind für junge Handwerksgründer bekanntermaßen besser als für viele Uni-Absolventen – nicht nur in der Schweiz.

Mehr: Focus

1 Kommentar

  1. Mein Sohn hat zusammen mit einem anderen Azubi bei einer Firma für Wärmepumpen angefangen. Dieser hat es auch nicht geschafft und die Ausbildung abgebrochen. Schade, dass uns solch wertvolle Handwerker verloren gehen.

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