Heizung: Gute Noten für die Wärmepumpe

Es sind viele Irrtümer über die Wärmepumpe im Umlauf. Tests und Studien zeigen: In den meisten Fällen ist sie der fossilen Heizung überlegen.

Außengerät einer Luft-Wärmepumpe vor einem Einfamilienhaus: Auch für Altbauten als Heizung geeignet
Außengerät einer Luft-Wärmepumpe Auch für Altbauten geeignet Bild: Viessmann

Seit der Bundesrat das Gebäudeenergiegesetz (GEG), besser bekannt als Heizungsgesetz, vergangenen Freitag final durchgewunken hat, stellt sich für Immobilieneigentümer endgültig die Frage: Auf welche Heizung setze ich in Zukunft? Für den Chef der Stadtwerke München, Florian Bieberbach, ist die Antwort klar. Neben dem Anschluss an Fern- und Nahwärmenetze ist die Wärmepumpe erste Wahl.

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Wärmepumpe die effizienteste Heizung

Doch längst nicht für alle, die einen Heizungstausch erwägen, ist die Sache so eindeutig. “Es herrscht eine starke Verunsicherung”, räumt auch Bieberbach ein. Sie hat vor allem damit zu tun, dass etliche Fehlinformationen über die Wärmepumpe zirkulieren. Zum Beispiel die, dass sie bei Frost schlecht oder sogar gar nicht funktioniere. Denn wie solle sie der Luft, dem Boden oder dem Wasser bei eisigen Temperaturen Wärme entziehen können (siehe Grafik unten), so eine gängige Sorge.

Was passiert bei Frost?

Der Blick zu unseren skandinavischen Nachbarn belegt das Gegenteil. Die Norweger etwa decken ihren Wärmebedarf bereits zu 60 Prozent mit Wärmepumpen ab – auch nördlich des Polarkreises. Eine jüngste Studie der Universität Oxford stützt die praktische Erfahrung der Nordländer. Demnach übertreffen die Stromheizungen selbst noch bei minus 30 Grad Celsius die Leistung von Öl- und Gasbrennern.

Funktionsweise Wärmepumpe Erdsonden oder ein Außengerät zapfen die Wärmeenergie in Luft, Boden oder Grundwasser an. Die Wärme trifft auf ein Kältemittel, das bei niedriger Temperatur verdampft. Der Dampf wird per Kompression zu hohen Temperaturen verdichtet und ans Heizungs- und Speichersystem abgegeben. Quelle: bwp

Ein anderer häufiger Einwand lautet: Wärmepumpen arbeiten nur in gut gedämmten Häuser effizient. Richtig ist: Je geringer der Heizbedarf, um so kleiner kann das Gerät ausfallen und je niedriger sind die Betriebskosten. Grundsätzlich bekommen Wärmepumpen jedoch jedes bestehende Einfamilienhaus – auch Altbauten – warm. Das schreiben jedenfalls die Experten der Stiftung Warentest, die aktuell sechs Luft-Wasser-Wärmepumpen auf Herz und Nieren geprüft haben.

Jedes zweite Gebäude ohne weitere Vorkehrungen geeignet

Der Münchner Professor und ausgewiesene Wärmepumpen-Experte Andreas Holm hält den Einsatz der Aggregate heute schon in ungefähr der Hälfte aller Gebäude für technisch wie wirtschaftlich sinnvoll. In der anderen Hälfte sei es geboten, die Modernisierung zum Beispiel mit Investitionen in eine bessere Dämmung zu verknüpfen. Der Einbau einer Fußbodenheizung ist hingegen kein Muss.

Teure Wärmepumpe, großzügige Förderung

Im ersten Moment abschreckend wirken zudem die hohen Anschaffungskosten der Stromheizung. Sie bewegen sich für ein Einfamilienhaus derzeit bei rund 25 000 Euro inklusive Montage. Münchens Stadtwerkechef Bieberbach rechnet wie andere Experten jedoch damit, dass die “absurden Preise” bald sinken werden. Zieht man die Grundförderung von 30 Prozent durch den Staat ab, sieht das Bild ohnehin schon freundlicher aus. Weniger Begüterte können sogar bis zu 70 Prozent der Kosten erstattet bekommen.

Außerdem ist zu bedenken, dass die CO2-Bepreisung die Kosten für die fossilen Brennstoffe hoch treiben wird. Dagegen offerieren viele Stromversorger günstige Tarife für den Betrieb von Wärmepumpen.

Propan ersetzt klimaschädliches Kältemittel

Gerne wird schließlich von Skeptikern die vermeintliche Klimaschädlichkeit des vielfach verwendeten Kälte­mittels R32 angeprangert. Würde es frei, hätte es die 675-fache Treib­haus­wirkung von Kohlen­dioxid (CO2). Das wäre natürlich schlecht.

Doch es gibt längst ungefährlichen Ersatz – Propan. Das Gas nimmt bereits in der Hälfte der von Warentest untersuchten Geräte die Wärme auf. Unter anderem beim Testsieger Viessmann (Vitocal 250 A) und beim Zweitplazierten Hersteller Wolf ((CHA-10/400).

Bleibt zu guter Letzt noch eines zu beachten. Obwohl gute Wärmepumpen so leise wie ein Kühlschrank arbeiten, sollte das Außengerät aufgestellt werden, wo sein Geräusch am wenigsten stört. Im Zweifel im Haus. Schon allein um Streit mit dem lieben Nachbarn aus dem Weg zu gehen.

Mehr: Guardian test br

Dieter Dürand

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