Mehrkosten: Wer jetzt eine Heizung oder ein Auto kauft, sollte den CO2-Preis im Auge haben

Ob Gastherme oder Zapfsäule – die Nutzung fossiler Brennstoffe wird teuer. Denn der CO2-Preis darauf steigt. Mehrkosten von 100 Prozent sind möglich.

Wer sich jetzt noch ein Gasheizung anschafft, muss mit hohen Energiekosten rechnen, weil der CO2-Preis steigt
Gasflamme Ein höherer CO2-Preis verteuert Gas und Benzin in den nächsten Jahren enorm Bild: Pixabay

Bei aller Aufregung um das neue Heizungsgesetz ist ein Aspekt etwas untergegangen. Wer jetzt die Kosten für eine elektrische Wärmepumpe oder ein Elektroauto scheut, rechnet besser mal gegen, wie tief er künftig womöglich in die Tasche greifen muss, wenn er weiter auf eine Gasheizung oder einen Benziner setzt. Denn Musterrechnungen zeigen: Es könnten beachtliche Mehrkosten auf ihn zukommen – und das in relativ kurzer Zeit. Der Grund ist ein steigender CO2-Preis. Er verteuert fossile Energieträger wie Gas und Benzin unabhängig vom Marktgeschehen auf jeden Fall kräftig.

Der CO2-Preis setzt Anreize für mehr Klimaschutz

Der genaue Preispfad ist zwar auf längere Sicht noch unklar. Aktuell liegt der Preis für Kohlendioxid bei 30 Euro je Tonne. Er soll nach den momentanen Plänen der Bundesregierung nächstes Jahr auf 40 Euro, 2025 auf 50 Euro steigen und sich 2026 in einem Preiskorridor von 55 bis 65 Euro bewegen. Das entspräche rund einer Verdopplung in nur drei Jahren.

Was bedeutet das in Euro und Cent für Vermieter, Mieter, Immobilieneigentümer und Autofahrer?

Musterrechnung für zwei Haushaltsgrößen

Der Energieexperte der Verbraucherzentrale Niedersachsen, Andreas Kaschuba-Holtgrave, hat es für zwei Haushalte beispielhaft durchgerechnet. Hier die Ergebnisse:

Single in einer 60-Quadratmeter-Wohnung

Er hat dieses Jahr bei einem Verbrauch von 6000 Kilowattstunden (kWh) Gas CO2-Kosten von 36 Euro zu schultern. 2024 wächst die Last auf 48 und 2025 auf 60 Euro. Liegt der Preis 2026 im oberen Korridor, werden schon 78 Euro fällig. Die Last hat sich mehr als verdoppelt.

Von 2027 an sollen Angebot und Nachfrage nach den gegenwärtigen Plänen den CO2-Preis festlegen. Der stand im europäischen Zertifikatehandel schon einmal bei 100 Euro je Tonne. Erreicht er wieder diese Marke, belastete er die Haushaltskasse sogar mit jährlich 120 Euro.

Noch stärker steigen die Kosten Kaschuba-Holtgrave zufolge bei einer Ölheizung. Von 46 Euro bei einem Verbrauch von 600 Litern in diesem Jahr auf bis zu 154 Euro Aufschlag auf die Brennstoffkosten im Jahr 2027.

Vier-Personen-Haushalt im 150-Quadratmeter-Einfamilienhaus

Hier unterstellt der Energieexperte einen Gas-Jahresverbrauch von 18 000 kWh. Unter dieser Annahme sähen die Preissprünge so aus: 2023 – 108 Euro, 2024 – 144 Euro, 2025 – 180 Euro, 2026 bis zu 234 Euro. Schon im Jahr 2027 kratzt die jährlich C02-Abgabe dann an der 360-Euro-Marke.

Ein ähnliche Entwicklung zeigt sich beim Verfeuern von Heizöl. Dort steigt die Belastung von aktuell 139 Euro bis 2026 auf mehr als 300 Euro. 2027 könnte sie sogar auf 462 Euro klettern – die Familie müsste dann mehr als das Dreifache zahlen. Über die Lebensdauer einer fossilen Heizung von mindestens 15 bis 20 Jahren kämen darüber beachtliche Beträge in Höhe von mehreren Tausend Euro zusammen. Da lohnt es sich, noch einmal zu rechnen.

Der CO2-Preis verteuert auch das Tanken

Das gilt auch für den Kauf des nächsten Autos. Wer weiter auf einen Verbrennungsmotor setzt, wird auch an der Zapfsäule via der Klimaabgabe zusätzlich zur Kasse gebeten. Um welche Beträge enthüllt ein Rechner der Deutschen Industrie- und Handelskammer. Demnach fallen bei einer jährlichen Laufleistung von knapp 14 000 Kilometern und einem Verbrauch von sieben Litern auf 100 Kilometer (Diesel) beziehungsweise 7,7 Litern (Benziner) dieses Jahr Zusatzkosten von rund 75 Euro an. 2026 sind es dann bereits jeweils rund 165 Euro.

Marktwirtschaftlicher Königsweg

Mit der Bepreisung des Klimakillers will die Ampelregierung in Berlin nicht die Bürger triezen oder die allgemeine Haushaltslage aufbessern. Das Geld wird in einem Klima- und Transformationsfonds (KTF) angesammelt. Die 212 Milliarden Euro, mit denen Finanzminister Christian Lindner bis 2027 kalkuliert, sollen vielmehr in den grünen Umbau der Wirtschaft fließen. Zum Beispiel die Modernisierung der Bahn, den Aufbau einer grünen Wasserstoff-Infrastruktur und die energetische Sanierung von Gebäuden.

“Der über die Jahre steigende Preis soll mehr Anreize für den Klimaschutz in der Wirtschaft und bei den Verbrauchern setzen”, heißt es dazu im Klimaschutzprogramm 2030 der Regierung.

Gutschrift in Form einer Kopfpauschale

Nicht nur Lindners Liberale titulieren den Emissionshandel als “marktwirtschaftlichen Königsweg”, um die Klimaziele zu erreichen. Unterstützung für ihre Position finden sie beim Umweltökonomen Ottmar Edenhofer, Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Für ihn ist der CO2-Preis das “effizienteste Lenkungsinstrument”, um das 1,5-Grad-Celsius-Ziel bei der Erderwärmung doch noch einzuhalten.

Doch Edenhofer weiß auch, dass der Preisaufschlag auf fossile Brenn- und Kraftstoffe schlechter Verdienende besonders hart trifft. Daher plädiert er dafür, einen Teil der CO2-Einnahmen als Kopfpauschale an die Bürger rückzuerstatten und so für einen sozialen Ausgleich zu sorgen.

Mehr: t-online Handelsblatt piqd

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