Energetische Sanierung: Gefahr durch Asbest

Die Bundesregierung treibt die energetische Sanierung von Gebäuden voran. Ihr Heizbedarf soll drastisch sinken – dem Klima zuliebe. Doch in Millionen Altbauten ist krebserregendes Asbest verbaut.

Für eine energetische Sanierung eingerüsteter Altbau - beim Umbau kann gefährliches Asbest frei werden
Eingerüsteter Altbau Asbest lauert in vielen Baustoffen Bild: Pixabay

Gebäude und ihre Nutzung belasten das Klima hier zu Lande mit jährlich 120 Millionen Tonnen Treibhausgasen. Wahrlich kein Pappenstiel. Um seine Klimaziele zu erreichen, braucht Deutschland also rasch viele CO2-arme Häuser. Im Neu- wie im Altbau. Dafür stellt das Bundeskabinett im Haushaltsentwurf 2024 jetzt zusätzliche 18,9 Milliarden Euro aus dem Klima- und Transformationsfonds (KTF) bereit. Doch beim Hämmern, Bohren und Stemmen in vor dem Jahr 1993 erstellten Gebäuden droht eine unsichtbare Gefahr: krebserregendes Asbest.

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Asbest steckt in Putzen, Fassadenplatten und Klebern

Die Dimension des Problems ist der Industriegewerkschaft Bauen Agrar Umwelt (IG Bau) zufolge nicht gerade klein. 9,4 Millionen Wohnhäuser seien “Asbest-Fallen” bei der Sanierung, warnt sie. Ihr Bundesvorstandsmitglied Carsten Burckhardt fordert eine Art Schutzpaket, um zu verhindern, dass Bauarbeiter, Handwerker, Heimwerker und Bewohner die unsichtbare, krankmachende Mineralfaser bei Umbauten unwissentlich einatmen. Und später die gefürchtete Asbestose mit Lungen-, Kehlkopf- oder Bauchfellkrebs entwickeln.

Schutzpaket gegen 9,4 Millionen “Asbest-Fallen”

“Der bevorstehende Sanierungsboom darf nicht zu einer Krankheitswelle führen”, fordert Burckhardt Bund, Länder und Gemeinden auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen. Im Sinn hat er beispielsweise Aufklärungskampagnen, Schutzkleidung und ordnungsgemäße Entsorgung. Zentral sei auch die Ausgabe eines Schadstoff-Gebäudepasses, der Auskunft gibt über die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes.

Abwrackprämie für Altgebäude

Bis zu ihrem Verbot 1993 steckte die Faser schon mit Beginn des 20. Jahrhunderts in immer mehr Baustoffen. Vor allem in den 1960iger und 1970iger Jahren wurde das hitze- und säurebeständige Mineral massenhaft verbaut: in Dach- und Fassadenplatten, Bodenbelägen, Fliesenklebern, Putzen und Aufzugsschächten (siehe Grafik unten). Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) schätzt ihre Menge auf 35 Millionen Tonnen.

Die Grafik schlüsselt prozentual auf, in welchen Produktgruppen Asbest steckt
Fast Dreiviertel der Anwendungen entfallen auf Zement Quelle: Pestel-Institut

“Altbauten sind ein Millionen Tonnen schweres Asbest-Lager”, zeigt sich IG Bau-Mann Burckhardt besorgt. Und der Gewerkschafter hat eine Idee parat. Um die unvermeidbaren Mehrkosten bei einer Sanierung abzufedern, fordert er ein staatliche Abwrackprämie wie es sie in Deutschland 2009 schon einmal für besonders umweltschädliche Verbrennerautos gab.

Mehr: IG Bau taz

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