Solarstromanlagen: kaufen oder mieten?

Handwerker verzeichnen einen regelrechten Ansturm auf Solarstromanlagen und Batterien. Was für Kaufen – und was für Mieten spricht.

Bei der Berechnung, ob es wirtschaftlicher ist, Solarstromanlagen zu kaufen oder zu mieten, spielen viele Faktoren eine Rolle
Solarstromanlagen fürs Dach Augen auf bei der Wirtschaftlichkeitsberechnung
Bild: VZ NRW/adpic

O Sole mio – die Fähigkeit der Sonne, außer guter Laune auch Wärme und Strom zu spendieren, beflügelt die Liebe der Deutschen zum gleißenden Himmelsgestirn. Nach Prognosen des Bundesverbands Solarwirtschaft (BSW) ist die Nachfrage nach Solarstromanlagen seit Jahresbeginn sprunghaft gestiegen – bis hin zum einfachen Balkonkraftwerk. Sie wird im siebten Jahr in Folge prozentual zweitstellig wachsen. Und da mehr und mehr Bundesländer und Kommunen sowie die EU das Stromaggregat auf dem Dach verpflichtend machen, wird der Ansturm absehbar anhalten.

Solarstromanlagen gefragt wie nie – ob Miete oder Kauf

Doch nicht jeder, der sein eigener Stromproduzent werden möchte, hat ohne Weiteres genug Geld für die Anschaffung auf dem Konto. Vor diesem Hintergrund klingen Angebote verlockend, die Solarstromanlage gegen eine überschaubare monatliche Gebühr zu mieten. Je nach Spitzenleistung, gemessen in Kilowatt-Peak (kWp), bewegen sich die Monatsmieten zwischen ungefähr 50 Euro (2,0 kWp) und mehr als 200 Euro (9,5 kWp).

Verlockende “Rundum-sorglos-Pakete”

“All inclusive” oder “Rundum sorglos” bewerben viele Anbieter ihre Mietmodelle. Die Liste ist lang. Sie reicht vom Baumarkt Obi über Spezialisten wie Entega und Eigensonne bis zum Heizungsbauer Viessmann.

Gerade hat die Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen (VZ NRW) noch einmal zusammengetragen, worauf bei der Mietvariante zu achten ist, damit die Vorteile nicht einseitig beim Vermieter liegen. VZ-Experte Sören Demandt kommt dabei zum gleichen Schluss wie beispielsweise die Fachleute des Verbraucherportals “Finanztip” oder die des Portals “energie-experten”.

“Meist lohnt sich die Miete einer Fotovoltaik-Anlage wirtschaftlich nicht”

Sören Demandt, Verbraucherzentrale NRW

„Meist lohnt sich die Miete einer Fotovoltaik-Anlage wirtschaftlich nicht. Allerdings kann ein solches Mietangebot eine Alternative zum Kauf sein, wenn man Aufwand und Kostenrisiko möglichst gering halten möchte.” Für jeden, der selbst mal rechnen will, bietet die VZ ein kostenloses Online-Tool an.

Vom Mieter zum Eigentümer von Solarstromanlagen

Das Ergebnis überrascht nicht. Schließlich müssen die Anbieter nicht nur ihre eigenen Kosten für Anschaffung, Installation, Reparatur und Wartung über die Vermietungszeit von in der Regel 20 Jahren einspielen. Sie wollen natürlich obendrein einen ansehnlichen Gewinn erzielen.

Zwar braucht der Mieter im Gegenzug zur Mietgebühr jede selbst verbrauchte Kilowattstunde (kWh) nicht bei einem Versorger einzukaufen. Und die Netzbetreiber erstatten dem Mieter den eingespeisten Strom. Bei Kleinanlagen beträgt die Vergütung aktuell bis zu 8,2 Eurocent je kWh. Geht die Solarstromanlage nach 20 Jahren ins Eigentum des Mieters über – eine wichtige Klausel, auf die man im Mietvertrag achten sollte – kann dieser den Strom von diesem Zeitpunkt an weiter selbst vermarkten. Zum Beispiel an der Strombörse.

Kontrolle über Speicher und Ladestation

Aber all diese Ersparnisse streicht auch jeder Käufer ein. Ein Kostenvergleich für eine Sechs-kWp -Anlage zeigt daher ein eindeutiges Ergebnis: Mieter blicken nach 20 Jahren auf eine Rendite von 161 Euro; Käufer streichen fast 2000 Euro ein. Sie müssen sich allerdings auch um alles selber kümmern. Dafür behalten sie die volle Auswahl-Kontrolle, sollten sie ihre Solarmodule sofort oder später um einen derzeit viel gefragten Batteriespeicher (siehe Grafik unten) oder eine E-Auto-Ladestation ergänzen.

Die Grafik zeigt, dass die Nachfrage nach Solarbatterien exponentiell wächst
Nicht ohne einen Akku Der Absatz von Batteriespeichern boomt Quelle: BSW

Etwas günstiger schneidet das Mietmodell im Vergleich zum Kauf ab, wenn der Käufer das Dachkraftwerk teils oder ganz über einen Kredit finanziert. Die Kosten dafür schmälern natürlich den finanziellen Ertrag. Wie sehr hängt von der Höhe des Zinssatzes ab.

Gewagte Wette auf die Zukunft

Vollends kompliziert werden die Berechnungen laut “Finanztip” bei folgender Überlegung: Statt in die Solarstromanlage investiert jemand angenommene 27 000 Euro in einen börsengehandelten sogenannten ETF-Fond und finanziert die Mietanlage aus der erhofften Rendite. Wirft der Fond jährlich sieben Prozent ab, bleibt nach 20 Jahren ein Überschuss von rund 2400 Euro hängen. Das Mieten hätte sich gerechnet.

Doch schon wenn der Fond nur durchschnittlich fünf Prozent erwirtschaftet, wäre ein Kauf im Vergleich zur Miete um satte 9000 Euro günstiger gewesen. Eine gewagte Wette auf die Zukunft.

Mehr: solarwirtschaft energie-experten finanztip

Dieter Dürand

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