Die Stunde der Wärmepumpen

Die Ampelregierung will schnellstmöglich die deutsche Abhängigkeit von russischem Erdgas beenden. Eine Maßnahme: Gasheizungen stehen vor dem Aus, Wärmepumpen sollen sie ersetzen. Was der Austausch kostet.

Wärmepumpen-Außenteil in einem Garten
Außenteil von Wärmepumpen im Garten Permanente Energiequelle Luft Foto: Andrea Katheder/BWP

Es ist eine Zeitenwende auch bei der Wärmeerzeugung. Noch erhitzen die Bundesbürger ihre Wohnungen und ihr Wasser zu 70 Prozent mit gasbetriebenen Heizsystemen. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck will damit zügig Schluss machen und Gasheizungen aus den 21 Millionen Gebäuden im Lande verbannen. Sein neuer Joker, um Wladimir Putins Kriegskasse zu schaden und zugleich die deutschen CO2-Klimabilanz aufzuhübschen, sind elektrische Wärmepumpen.

Wärmepumpen beste Technologie für grüne Wärme

Schon von 2024 an soll “möglichst jede neu eingebaute Heizung zu 65 Prozent mit Erneuerbaren betrieben werden”. So steht es in Habecks aktuellem Energie-Fortschrittsbericht. Und der Grünenpolitiker verspricht darin, ein Austauschprogramm von Gasheizungen zu Wärmepumpen zu finanzieren. Mit welchem Volumen ist offen.

Warum Wärmepumpen? Die Technologie gilt unter Experten als die derzeit beste Lösung für erneuerbare Wärme. Und dies aus zwei Gründen: Sie nutzt in der Luft oder im Erdreich gespeicherte Wärmeenergie (siehe Grafik unten). Wird sie mit Solar- und Windstrom betrieben, schädigt sie zudem das Klima nicht.

Grafik: Wie Luft-Wärmepumpen funktionieren
Funktionsweise von Luft-Wärmepumpen Gratisenergie aus der Umgebung

Wegen ihres komplexen Aufbaus sind Wärmepumpen in der Anschaffung allerdings noch recht teuer. Energieexperten kalkulieren für ein Einfamilienhaus grob mit Kosten von 15 000 Euro. Kauft der Besitzer eine Solaranlage dazu, sind mindestens 17 000 Euro fällig – eher deutlich mehr. Der Lohn ist die Unabhängigkeit von fossilen Brennstoffen, deren Preise gerade durch die Decke gehen.

Kräftige Zuschüsse vom Staat

Zieht die Nachfrage wegen der gesetzlichen Vorgaben wie erwartbar scharf an, dürften die Wärmepumpen-Preise wegen der hohen Stückzahlen jedoch in kurzer Zeit merklich sinken. Zudem bezuschusst der Staat den Kauf über die staatliche KfW-Bank schon jetzt kräftig. Alte Ölheizung raus, Wärmepumpe rein gibt 45 Prozent Zuschuss, beim Gaskessel sind es 35 Prozent. Ob Habeck noch einmal aufstockt, ist derzeit offen.

Deutlich geringere Betriebskosten

Dafür, wie schnell sich die Anschaffung amortisiert, sind am Ende natürlich die Betriebskosten ganz wesentlich. Und da tun sich heute schon große Unterschiede auf. Die Fachleute des Vergleichportals Verivox kommen auf Basis aktueller Erdgas-Tarife auf knapp 2600 Euro für die Beheizung eines Einfamilienhaus – bei einem Jahresbedarf von 20 000 Kilowattstunden. Eine moderne Wärmepumpe hält die Bude nach dieser Berechnung für etwas mehr als 1500 Euro warm.

Zieht man alle Faktoren zusammen, amortisiert sich die Investition in eine grüne Energiezukunft innerhalb von zehn Jahren, versichern die Experten.

Fußbodenheizung von Vorteil

Wobei jeder Fall energetisch ganz genau einzeln betrachtet werden muss. In schlecht isolierten Gebäuden kann in einem strengen Winter eine zweite Heizquelle notwendig sein. Und auch in Wohnungen ohne Fußbodenheizung, in denen stattdessen Heizkörper hängen, verschlechtert sich die Wirtschaftlichkeit teils drastisch. Denn dort müssen die Installateure Hochtemperatur-Wärmepumpen aufstellen, die das Heizungswasser auf Temperaturen von 70 Grad Celsius und mehr jagen müssen – und die sind deutlich teurer.

Energieautark mit einem Hauskraftwerk

Immerhin gibt es in diesen Fällen bedenkenswerte Alternativen – zumindest für größere Immobilien. Sie reichen von Mini-Blockheizkraftwerken bis zu Wasserstoff-Stromspeichersystemen. Diese Art Hauskraftwerke haben sogar das Potential, sich komplett energieautark machen zu können.

Deutschland ist im Vergleich zu vielen europäischen Nachbarn spät dran mit der Entdeckung der Stromheizung. Das zeigt eine aktuelle Studie der Beratung PwC (siehe Grafik unten). Absoluter Spitzenreiter sind die Norweger, die schon fast jede zweite Wohnung mit einer Wärmepumpe bestücken.

Verbreitung von Wärmepumpen im europäischen Vergleich Quelle: PwC

Erst rund 1,3 Millionen Wärmepumpen waren vergangenes Jahr an Rhein und Elbe installiert. Wobei die Verkäufe zuletzt kräftig anzogen (siehe Grafik unten). Bis 2045 müssen jedoch mindestens 7,7 Millionen Geräte hinzukommen, soll der Regierungsplan zur Ergrünung des Wärmesektors aufgehen. Manche Experten kalkulieren sogar mit 14 Millionen Geräten.

Wärmepumpen-Verkäufe in Deutschland Aus dem Dornröschenschlaf erwacht Quelle: bwp

Der staatlich inszenierte Boom wirft ein neues Problem auf. Schon jetzt klagen die Handwerksbetriebe über einen eklatanten Mangel an Fachkräften. Kunden müssen daher oft lange auf ihre neue Heizung warten. Der Umstieg auf Wärmepumpen würde die Misere verschärfen. Der Grund: Die komplexe Montage eines Wärmepumpen-Systems dauert durchschnittlich zwei Wochen. Eine Gastherme hingegen tauschen die Installateure locker in zwei Arbeitstagen aus.

Mehr: t-online PwC

Von Dieter Dürand

1 Kommentar

  1. Wir überlegen auch uns eine Wärmepumpe ins Haus installieren zu lassen. Die Situation bietet das einfach an. Am besten lässt man das so schnell wie möglich machen.

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