Werden Nahrungsmittel jetzt knapp?

Verbraucher bunkern Mehl und Speiseöl aus Sorge vor Engpässen infolge des Ukraine-Kriegs. Klar ist: Nahrungsmittel werden teurer, auch wegen Dürren in Asien. Aber Hunger droht nicht dem satten Westen, sondern den Afrikanern.

Mähdrescher ernten Weizen auf ukrainischen Feldern - Nahrungsmittel könnten global knapp werden
Weizenernte in der Ukraine Der Krieg gefährdet die globale Versorgungssicherheit mit dem wichtigen Nahrungsmittel
© FAO/Anatolii Stepanov

US-Präsident Joe Biden will erst gar keine Panik aufkommen lassen. Zwar räumt er auf dem jüngsten G7-Gipfel der führenden Industrienationen in Brüssel ein, „die Gefahr sei real, dass Nahrungsmittel weltweit knapp würden“ als Folge der Kriegs in der Ukraine und der westlichen Sanktionen gegen Russland. Das gelte vor allem für den wichtigen Weizen, der zu rund einem Fünftel aus diesen beiden Ländern stammt (siehe Grafik unten).

Anteile Russlands und der Ukraine an der Produktion wichtiger Getreidesorten

Falls Russland und die Ukraine aber tatsächlich dieses Jahr nichts oder wenig exportierten, würden sein Land und Kanada ihre Ausfuhren dieses für die Ernährung großer Teile der Weltbevölkerung schwierig zu ersetzenden Grundnahrungsmittel kräftig ausweiten. Sein Versprechen: „Wir füllen den Brotkorb“.

Europas Landwirte erhalten 500 Millionen Euro zusätzlich

Auch die EU-Kommission trifft Vorsorge. Sie erlaubt den Landwirten dieses Jahr Flächen zu bewirtschaften, die aus Gründen des Umweltschutzes eigentlich brachliegen bleiben sollten. Und mit 500 Millionen Euro zusätzlich gleicht sie die steigenden Preise für Energie und Dünger aus, damit sich diese nicht negativ auf die Ernährungssicherheit auswirken.

Sonnenblumenfeld - das Angebot einzelner Nahrungsmittel wie Speiseöl aus Sonnenblumenkernen schrumpft
Sonnenblumenfeld Das Angebot einzelner Nahrungsmittel wie Speiseöl aus Sonnenblumenkerne schrumpft
Foto: Bru-nO/ Pixabay

Können besorgte Bürger das Hamstern von Mehl und Speiseölen, zu beobachten an leeren Supermarktregalen, also ruhig wieder einstellen?

Horten von Mehl und Speiseöl heizt die Preise an

Die Verbraucherzentralen raten jedenfalls zur Gelassenheit. „Eine Nahrungsmittelknappheit ist in Deutschland nicht zu befürchten, schreiben sie in einer aktuellen Mitteilung. Bei Mehl, Speiseöl und Kartoffeln gebe es genug Alternativen oder einen ausreichenden heimischen Anbau. Dagegen könnte das Horten dieser Produkte künstlich Engpässe auslösen und so die Preise anheizen.

Weit weniger entspannt sieht die Lage nach Einschätzung der Welternährungsorganisation (FAO) für die Menschen in weiten Teilen Afrikas, Asiens und dem Nahen Osten aus. Dort drohten sehr wohl Hungersnöte, prophezeien die Experten. Sie rechnen mit bis zu 13 Millionen zusätzlicher unterernährter Kinder, Frauen und Männer. Schon heute hungern weltweit bis zu 811 Millionen Menschen.

Notfallplan für Nordafrika und den Nahen Osten

Damit die Katastrophe ausbleibt, schlägt der französische Präsident Emmanuel Macron einen Notfallplan „zur Sicherung der Nahrungsversorgung“ in Nordafrika und dem Nahen Osten vor. Besonderns im Blick hat er dabei Ägypten, das bei Getreide zu 80 Prozent von den beiden Kriegsparteien abhänge. Die Industrieländer sollten im Krisenfall Nofallreserven frei geben und einen Mechanismus für die Zuteilung von Lebensmitteln einführen. Dieser solle sicher stellen, dass die „am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen“ ausreichend und zu angemessenen Preisen versorgt werden.

Die große Unbekannte ist der Klimawandel

Allein die Klimakapriolen infolge der Erderwärmung könnten all die gut gemeinten Vorhaben schnell zur Makulatur machen. Weite Teile der Welt von Kanada über Brasilien bis Somalia erlebten infolge von Dürren und Überflutungen bereits Missernten bei wichtigen Lebensmitteln. Sollte Europa diesen Sommer ähnliches widerfahren, wären die Notfallvorräte womöglich schnell aufgebraucht.

Dass dies kein Alarmismus ist, zeigt eine jüngste Studie der US-Weltraumbehörde Nasa und des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). Die Forscher kommen zu dem Schluss, dass anormale Jahre zu neuen Norm werden. Und sich die Bauern vor allem in den Kornkammern dieser Welt auf ganz neue Wetter- und damit Anbaubedingungen einstellen müssen. Die Unsicherheiten nehmen unkalkulierbar zu.

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