Klimawandel: Die nächste tödliche Bedrohung

Als wären Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg nicht schon Katastrophe genug, rollt das nächste Desaster auf die Menschheit zu: Der Klimawandel, warnt der Weltklimarat in seinem jüngsten Report, gefährdet unsere Existenz. Sind wir noch zu retten?

Der Klimawandel mit Hitze und Dürre lässt das Getreide verdorren
Verdorrendes Getreide Klimawandel und Dürren gefährden die Ernährung Millliarder Menschen Foto: RemazteredStudio/Pixabay

Verzweiflung macht sich breit, gepaart mit Wut und Ratlosigkeit. Zum Beispiel beim UN-Generalsekretär António Guterres. “Ein weiteres Aufschieben von Klimaschutz bedeutet den Tod”, ruft er den Medienvertretern bei der Vorstellung des neuen Berichts zum globalen Klimawandel zu. Und lässt kein gutes Haar an der Tatenlosigkeit der Mächtigen, sondern wirft den Staaten “kriminelles” Versagen vor.

Der Klimawandel verursacht irreperable Schäden

Übertreibt hier einer unter dem Eindruck seiner eigenen Machtlosigkeit in der Rolle des Weltsprechers? Haben sich auf der UN-Umweltkonferenz in der kensianischen Hauptstadt Nairobi nicht gerade erst fast 200 Länder darauf geeinigt, rechtsverbindlich von Ende 2024 an die Plastikflut zu bekämpfen, die Böden, Gewässer und entlegene Naturgebiete verseucht? Und gebar die Glasgower Weltklimakonferenz vergangenen Novermber nicht zumindest ein paar Absichtserklärungen zum Stopp der Erderhitzung?

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Das alles genügt bei weitem nicht, um die Katastrophe aufzuhalten, stellt der Bericht klar. Wird das Steuer nicht umgehend herumgerissen, drohen irreperable Schäden.

Artensterben, Hitzestress und Hungersnöte setzen der Menschheit zu

Das Ziel, den Temperaturanstieg auf gerade noch beherrschbare 1,5 Grad Celsius zu begrenzen – praktisch schon verfehlt. Dagegen nehmen Dürren, Stürme und extreme Regenfälle wie gerade in Australien drastisch zu. Krankheiten wie das Dengue-Fieber breiten sich aus, Hunderttausende Menschen sterben am Hitzestress. Ein Drittel aller Arten droht auszusterben, ein Zehntel der weltweiten Anbauflächen könnte verloren gehen und würde Hungersnöte auslösen. So die düsteren Prognosen der Wissenschaftler.

Damit einher gehen enorme wirtschaftliche Schäden, die sich schon im Zeitraum von 2010 bis 2019 auf fast 1,4 Billionen Dollar weltweit türmten (siehe Grafik unten). Schlimmste Verursacher waren Stürme (53,8 Prozent), Überflutungen (31.5 Prozent) und Dürren (7,2 Prozent). Ökonomisch besonders betroffen von Extremwettern ist gerade auch Europa.

Der Preis des Nichtstuns Ökonomische Kosten des Klimawandels steigen sprunghaft

Handelt wenigstens die neue Ampelregierung, die sich bei der grünen Energiewende so gern in einer Vorreiterrolle sieht, entschieden genug. Nein, urteilen die Experten von DIW Econ unter Federführung der Umweltökonomin Claudia Kemfert. Die Pläne im Koalitionsvertrag brächten das Land nicht auf den 1,5-Grad-Pfad.

Mutlose Ampelregierung

Auch unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs fehlt es offenbar immer noch an Mut. Findet jedenfalls Constantin Zerger von der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Zwar habe der grüne Klimaschutzminister Robert Habeck angekündigt, die Stromversorgung Deutschlands schon 2035 vollständig aus erneuerbaren Quellen zu decken. Doch in der Novelle des Erneuerbaren Energie Gesetzes (EEG), die das Kabinett bis Ostern verabschieden will, würden zum Beispiel viel zu wenig neue Flächen für Windräder ausgewiesen. “Die Bundesregierung darf vor dieser Frage nicht zurückscheuen.”

Klimawissenschaftler drohen mit Forschungsstreik

Vor allem junge Menschen ergreift bei so viel Schneckentempo wie UN-Generalsekretär Guterres die Wut und sie erklären Widerstand zur Pflicht. Etwa die Aktivisten in Berlin, die seit Wochen mit Sitzblockaden den Berufsverkehr stören.

Sie teilen das Gefühl der Ohnmacht mit einer wachsenden Zahl renommierter Wissenschaftler, die die Nase voll haben von der Trägheit der Politik. So fragt der neuseeländische Klimaforscher Bruce C. Glavovic frustriert: “Wie viele Warnpapiere sollen wir noch verfassen, wenn sie doch nicht gehört werden?”

Seine Konsequenz: Mit Kollegen ruft er die Wissenschaftler dazu auf, ihre Forschung so lange auszusetzen, bis die Staatengemeinschaft endlich bereit ist, zu handeln. Eine Verzweiflungstat wie Glavovic einräumt.

Mehr: IPCC BBC nytimes

Von Dieter Dürand

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