MAN investiert halbe Milliarde Euro in Wasserstoff

Neben Wind und Sonne gilt Wasserstoff als der zentrale Baustein für eine unabhängige und klimaneutrale Energieversorgung. Jetzt wittert auch das Unternehmen aus dem VW-Reich in dem Molekül ein zukunftsträchtiges Geschäft.

Elektrolyseure in Containern für die Gewinnung von Wasserstoff
Container-Elektrolyseur von MAN Großserienfertigung geplant für Gewinnung von grünem Wasserstoff Bild: H-TEC Systems

Uwe Lauber, Chef der Sparte MAN Energy Solutions, steht die Perspektive klar vor Augen. „In den kommenden fünf bis zehn Jahren wird grüner Wasserstoff einer der wichtigsten primären Energieträger einer sich fortschreitend dekarbonisierenden Weltwirtschaft.“ Der eskalierende Ukraine-Krieg und der daraus resultierende Drang nach Energieunabhängigkeit vom Aggressor Russland lässt die H-Nachfrage förmlich in die Höhe schießen. Und an diesem neu entstehenden Mega-Markt möchte Lauber unbedingt partizipieren. „In einer marktführenden Position“, betont der Manager.

Großserienproduktion mit hohem Automatisierungsgrad

Einen leistungsfähigen Elektrolyseur, der destilliertes Wasser mittels Strom in seine Bestandteile Wasserstoff (H) und Sauerstoff (O2) zerlegt, hat das Tochterunternehmen H-TEC Systems schon am Start. Doch um diesen zu wettbewerbsfähigen Kosten anbieten zu können, sei der Aufbau einer Großserienproduktion „mit hohem Automatisierungsgrad“ unabdingbar. Das ist Lauber klar. Mit Investitionen von 500 Millionen Euro soll der Coup gelingen. Mehrere Hunderte neue Arbeitsplätze an den Standorten in Augsburg und im schleswig-holsteinischen Braak sind geplant.

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Weltweite Versorgung der Industrie mit Wasserstoff

„Wir wollen mit hohem Tempo vorangehen“, spornt Lauber seine Mannschaft an. Bevor die Augsburger jedoch an die Spitze gelangen können, müssen sie erst einmal einen Rückstand gegenüber wichtigen Konkurrenten wie Thyssenkrupp und Siemens aufholen. Die Rivalen investieren längst kräftig in die Elektrolyse-Technologie.

H-TEC-Systems ziele daher auf ein neues Marktsegment, erläutert der frisch berufene CEO Robin von Plettenberg die Wachstumsstrategie. „Derzeit ist das Geschäft auf eine dezentrale Gewinnung und lokale Nutzung des Wasserstoffs fokussiert“, sagt er. Für die Zukunft rechnet er jedoch mit Produktionskapazitäten im Multi-Gigawatt-Bereich, teils mit Anbindung an eigene Windparks. „Die Großanlagen dienen insbesondere dem Export von Wasserstoff und der weltweiten Versorgung der industriellen Sektoren.“

Innovative neuer Membrantechnologie

Marktanalysten kommen zu einem ähnlichen Schluss wie von Plettenberg. Sie sagen voraus, dass mithilfe von Sonnen- und Windstrom gewonnener grüner Wasserstoff spätestens 2030 vielerorts preiswerter ist als aus Erdgas erzeugter.

Ein Neuling aus Berlin namens Enapter will dieses Ziel sogar noch früher erreichen. Er stattet seine Elektrolyseure mit einer sogenannten Anionenaustauschmembran (AEM) für die Ausspaltung des Wassers aus. Die dafür eingesetzten Materialien sind deutlich günstiger als die in herkömmlichen Protonen-Austausch-Membranen (PEM) verwendeten. Die Plug&Play-Geräte der Berliner, die im italienischen Pisa zusammengebaut werden, lassen sich relativ einfach zu Anlagen fast jeder Größenordnung kombinieren. Zum Beispiel um ein Bürogebäude mit Strom und Wärme zu versorgen.

Mehr: pv-magazin smarterworld

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